Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 260
(PDF, 38 MB)
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Und auch der dritte endlich ward nicht mein:

Des Geistes Gartengrund,

Darauf zu guter Stund*

Der Baum erwachse, hat nicht sollen sein,

1946 schrieb Wolfgang Stülpnagel dieses Gedicht, einige Monate nach seiner Rückkehr
ins zerbombte Freiburg. Auf abenteuerlichen Wegen war er kurz vor dem Einmarsch
der Russen in Berlin per Fahrrad in diese Stadt geflohen, mit der ihn Erinnerungen
an eine fröhliche Studentenzeit verbanden. Ohne seine Familie, für die er erst
1951 hier eine Unterkunft fand, ohne Wohnung und ohne feste Anstellung war es ein
schwieriger Anfang für Wolfgang Stülpnagel, der aus einer begüterten Wiener Familie
stammte.

Am 28. November 1904 wurde er in Wien als Sohn eines Reichsdeutschen und
einer Österreicherin geboren. Vom Großvater mütterlicherseits stammte der Verlag
gegenüber der Wiener Oper, den sein Vater leitete und in dem er später (1928 bis
1936) selbst tätig sein sollte. Nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums
nahm er in Freiburg das Studium der Fächer Geschichte, Völkerkunde, Philosophie
sowie historische Hilfswissenschaften auf. Diese Jahre legten den Grundstein für
seine Liebe zu Süddeutschland. Hier hat er mit seinen Kommilitonen 1924 den Luginsland
-Verein gegründet, zwischen Muggenbrunn und Wieden die Hütte des heute
noch bestehenden Vereins erbaut. Weitere Studienjahre verbrachte er in Berlin und
Wien, die er 1932 mit der Promotion abschloß. Eine Lehramtsbefugnis strebte er
nicht an, um seine vielseitigen geistigen Interessen frei entfalten zu können. Mit großem
Klarblick erkannte er schon früh, daß durch die nationalsozialistische Herrschaft
jede Art von wissenschaftlicher und künstlerischer Tätigkeit behindert wurde:
. .. die Grenze fest zugesperrt und der Schüssel ins Meer geschmissen („Neue Ordnung
", 1933). Nach ausgedehnten Reisen durch Europa ließ sich Stülpnagel in Berlin
nieder, wo er einige Zeit als Hilfsassistent am Museum für Völkerkunde tätig war.
Neben den alten Sprachen hatte er sich auch intensiv mit Französisch, Italienisch und

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vor allem Englisch befaßt, so daß er mit der Ubersetzung von Fachliteratur betraut
wurde. Der Aufenthalt in der Reichshauptstadt endete abrupt durch seine Flucht nach
Süddeutschland.

Eine so vielseitig interessierte und tatkräftige Persönlichkeit fand im zerstörten
Freiburg ein reiches Betätigungsfeld. Er war nicht nur Leiter des akademischen Arbeitseinsatzes
für den Wiederaufbau der Universität (1947 bis 1949), sondern auch
maßgeblich beteiligt bei der Gründung der Volkshochschule, in welcher er einige Zeit
als Lehrer wirkte. Er blieb dieser Bildungseinrichtung weiterhin als wissenschaftlicher
Beirat verbunden, übernahm von 1972 bis 1976 das Amt des Zweiten Vorsitzenden
und gehörte schließlich als Mitglied dem Trägerverein an. Mit dem Jahr 1950
begann seine Tätigkeit für die wissenschaftliche Landeskunde. Im Freiburger Statistischen
Landesamt arbeitete er bei der ersten Volkszählung nach dem Zweiten Weltkrieg
mit, war auch an dem 1953 herausgegebenen Staatshandbuch für Südbaden beteiligt
. Nach Verlegung des Statistischen Amtes in die Hauptstadt des Südweststaates
blieb er selbst in Freiburg und fand 1954 eine Anstellung in der Abteilung Landesbeschreibung
, die zehn Jahre später der Staatlichen Archivverwaltung angegliedert
wurde. Er war der erste Historiker in dieser Abteilung und widmete sich mit Akribie

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