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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 275
(PDF, 38 MB)
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eine befreiende Kraft erblickten, um offen und selbstbewußt mit Problemen umzugehen, warfen
ihm andere vor, in „unanständiger" Weise (S. 227) im Dreck herumzurühren, anstatt die
alten Dinge endlich ruhen zu lassen. Exemplarisch wurden hier verschiedene Zugänge sichtbar
, mit der Geschichte umzugehen.

Weitere Kapitel des Buches befassen sich mit der Erschießung von fünf Deserteuren in Waldkirch
am 10./II. April 1945, mit dem Bürgermeisterkarussell in der frühen Nachkriegszeit, mit
der Entwicklung der Sozialdemokratie und nicht zuletzt mit der Waldkircher Bürgermeisterwahl
von 1957. Hier kandidierte überraschend der ehemalige NS-Bürgermeister und erreichte
beachtliche 35 Prozent der Stimmen, ohne daß dessen Vergangenheit offensiv aufgearbeitet
worden war. Wette sieht bei seiner Analyse des Ergebnisses den „Schlüssel für das Verständnis
des damaligen politischen Klimas" und „langlebiger politischer Grundmuster'4 (S. 186),
die diese „Sensation" (S. 187) ermöglichten, im tief bis in die SPD hineinreichenden Drang
nach Uberparteilichkeit, nach Distanz zum politischen Konflikt, im „Harmoniestreben"
(S. 183). Auch hier dürfte Waldkirch exemplarisch für andere Gemeinden stehen. Diese „Politikferne
", wie sie auch der Waldkircher Schriftsteller Max Barth diagnostizierte (S, 189), änderte
sich seit der zweiten Hälfte der sechziger Jahre allmählich, Wette gibt hier zwei anderen
SPD-Politikern das Wort, nachdem schon Hans-Jochen Vogel und der Waldkircher Bürgermeister
Richard Leibinger ein Vorwort beigesteuert hatten: Rolf Maier skizziert knapp den Weg
der Kollnauer SPD von der Arbeiter- zur Volkspartei, und Detlev Hoffmann berichtet über
die Zeit von 1975 bis 1990. Der Leser wird dabei anschaulich über die politischen Höhepunkte
in Waldkirch und Umgebung informiert. Manchmal allerdings vereinnahmt Hoffmann etwas
großzügig verschiedene Initiativen zugunsten der SPD. — Insgesamt liegt ein Buch vor, das
als Muster für die Erforschung der Geschichte von Gegenden dienen kann, in denen scheinbar
„nichts los" war, und das zeigt, wie die Vergangenheit in die Gegenwart hineinwirkt. Es verdient
deshalb große Verbreitung und macht zugleich neugierig auf weitere Entdeckungen aus
dem Elztal. Heiko Haumann

Hans-Josef Wollasch (Bearb.), Militärseelsorge im Ersten Weltkrieg. Das Kriegstagebuch
des katholischen Feldgeistlichen Benedict Kreutz (Veröffentlichungen der Kommission für
Zeitgeschichte, Reihe A: Quellen, Band 40). Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1987. XCII,
210 S.

Tagebücher können Rechenschaftsberichte sein, private Kriegstagebücher können enthalten,
was für die dienstliche Rechenschaft zu persönlich oder aus Gründen der Geheimhaltung nicht
verbreitet werden durfte. Das nun von Wollasch vorgelegte Kriegstagebuch des Militärseelsorgers
Benedict Kreutz, weckt Erwartungen in zweierlei Hinsicht. Zum einen ist es natürlich
interessant dem späteren Präsidenten des Deutschen Caritas Verbandes, einer bedeutenden Person
des deutschen Katholizismus der Weimarer Republik, auf einer früheren Lebensstation
über die Schulter schauen zu können, zum anderen sind Aufschlüsse über den Alltag von Feldgeistlichen
zu vermuten. Kreutz bekleidete ab Februar 1915 die Stelle eines Militärseelsorgers
für das XIV. und XV Armeekorps mit Standort Mülhausen (Oberelsaß). Nach einem Monat
wurde er kurzzeitig als Felddivisionspfarrer zur mobilen Truppe versetzt, um dann am
1. Dezember 1915 zum etatmäßigen Divisionspfarrer der 12. (preußischen) Landwehrdivision
bestellt zu werden. Bei dieser Aufgabe war ihm auch die Truppe am Hartmannsweiler Kopf,
dem härtest umkämpften Berg im 1. Weltkrieg zugeteilt, Im Mai 1917 wurde die Division nach
Ostpolen verlegt. Als die Division im Februar 1918 aufgelöst wurde, zog Kreutz mit der neu
zusammengestellten Ostsee-Division nach Finnland. Das Tagebuch umfaßt den Zeitraum vom
14. Februar 1915 bis zum Juni 1918. Wollasch selbst erwähnt eingangs, das Tagebuch stelle
»intelektuell und literarisch kein Spitzenerzeugnis dar«, es sei aber nach Vergleichen mit vielen
anderen Tätigkeitsberichten von Feldgeistlichen aus dem Bundesarchiv-Militärarchiv so

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