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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 278
(PDF, 38 MB)
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nach der Identität, um die Annäherung an das eigene Ich, um die menschliche Würde in Verfolgung
und Demütigung, im Fremdsein, in der Einsamkeit inmitten der Gesellschaft. Auch
wenn das „Dritte Reich" zusammengebrochen ist, die Ängste sind geblieben: Die Angst
„singt mir heim" (Gedichte, S. 10), Kriege, die Sorge um Israel, heutige menschliche Verhaltensweisen
lassen die Furcht vor neuer Gewalt, vor neuem Antisemitismus, vor neuer Feindschaft
gegen alles „Fremde" nicht vergehen: „Nichts hat uns befreit" (Gedichte, S. 79) — eine
schmerzhafte Wahrheit für unsere Gesellschaft, „Mein Jude-sein ist (...) meine Trutzburg
geworden", schrieb Lotte Paepckes Vater, Max Mayer, ihrem Sohn 1938, als er erkannt hatte,
welchen Halt ihm sein Judentum damals gab. Auch Lotte Paepcke hat dieses Jude-sein, unabhängig
vom Religiösen, als selbstverständlichen Teil ihrer Identität akzeptiert (Unter einem
fremden Stern, S. 126). Es gehört zu ihrer Würde, zu dem niemals aufgegebenen Versuch,
„gut zu sein** in einer Welt, in der das Verhältnis zwischen den Menschen zutiefst gestört war
und „nicht wieder gut" wurde (Unter einem fremden Stern, S. 123). Heiko Haumann

Gerd R. UeberschäR, Freiburg im Luftkrieg 1939—1945. Mit einer Photodokumentation
zur Zerstörung der Altstadt am 27. November 1944 von Hans Schadek. Ploetz-Verlag, Freiburg
, Würzburg, 1990. 543 S., Abb., Pläne, Karten, Faksimilia,

„Excellent photographs show devastation in the town, but relatively light damage to rail facili-
ties" (307), Die „Operation Tigerfish" die größte Katastrophe in der Geschichte Freiburgs,
erscheint als zweifelhafter „Erfolg" in der amerikanischen Deutung von Fotos, die bei einem
Aufklärungsflug am 26. Dezember 1944 gemacht wurden.

Der Autor hat zusammen mit B. Wette 1981 eine Studie zur schrittweisen Aufklärung des
deutschen Luftangriffs auf Freiburg am 10, Mai 1940 vorgelegt; hier wertet er erstmals die
inzwischen freigegebenen Akten der britischen und der amerikanischen Luftstreitkräfte aus,
ferner die umfangreiche wissenschaftliche Literatur, Memoiren u. ä. Entstanden ist eine mustergültige
, weit über den lokalen Rahmen hinausweisende Fallstudie, die ähnliche Arbeiten
zum Schicksal anderer deutscher Städte vorteilhaft ergänzt,

Eingangs und wiederholt im Laufe der Arbeit weist der Autor Spekulationen als Legenden
nach, denen man in Gespräch, Schrifttum und Stadtbild (der Erpel im Stadtgarten) allerdings
immer noch begegnet: Das Münster sei absichtlich geschont, die Stadt vor dem Luftangriff
gewarnt worden usf. Aus britischer Sicht kam der Stadt nicht unerhebliche Bedeutung zu (Rüstungsindustrie
, Eisenbahnknotenpunkt), erst recht im Herbst 1944, als von hier aus der Colmarer
Brückenkopf versorgt wurde. Es folgt ein mentalitätsgeschichtlich ausgerichteter Abschnitt
zu Akzentverschiebungen beim Gedenken der Opfer in den Nachkriegsjahrzehnten,
Nach einem Rückblick auf Erfahrungen im Ersten Weltkrieg (immerhin wurden seinerzeit 289
Bomben auf Freiburg abgeworfen) erörtert der Autor ausführlich Strategie und Taktik des
Luftkrieges gegen Industriezentren und rückwärtige Verkehrsnetze im Herbst 1944, Ein weites
Umfeld wird in die Studie einbezogen: Flugzeuge und Bomben, Luftabwehr, Luftschutz und
Löschvorrichtungen (diese auch in Freiburg unzureichend), Kinderlandverschickung, nationalsozialistische
Propaganda (Bombenopfer unter der Zivilbevölkerung wurden als „Gefallene
" bzw, „Verwundete" bezeichnet), Kompetenzwirrwarr (nicht nur in Freiburg). Nachdem
auf solche Weise Voraussetzungen und Begleiterscheinungen des Luftkrieges erörtert sind,
schildert der Autor im fünften Teil den verheerenden Angriff auf Freiburg, Es folgen Berichte
von Augenzeugen über die brennende Stadt, ein Kapitel zum Alltagsleben in den Ruinen, Dokumente
und Erfahrungsberichte, schließlich ein umfangreiches Quellen- und Literaturverzeichnis
. Abbildungen, Faksimilia, Tabellen, Karten, Pläne, Dokumente ergänzen und veranschaulichen
die Aussagen; der Inhalt wird durch ein detailliertes Register (Orte, Personen,
Straßen, Gebäude) erschlossen.

Die Arbeit wird ergänzt durch eine fast sechzigseitige Dokumentation aussagekräftiger, gut

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