Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 279
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1991/0281
reproduzierter Fotos. Wer das Stadtbild heute vor Augen hat, betrachtet diese Bilder (wie auch
die im laufenden Text) mit einer Mischung aus ungläubigem Staunen und ängstlicher Beklemmung
.

Die Arbeit ist packend und verständlich geschrieben, auch wo es um militärtechnische Einzelheiten
geht (z. B. die Maschinen, die den Angriff auf Freiburg flogen; die Nationaliät der
Besatzungen; Einsatzbefehle; Startplätze; Zahl und Art der Bomben). Willkommen sind die
zahlreichen Kurzbiographien; der Lebensweg von Kreisleiter Dr. W. Fritsch steht stellvertretend
für bemerkenswerte Kontinuitäten in der deutschen Geschichte (75). Der Autor hält mit
Wertungen nicht zurück: Schon 1940 wandten sich Deutschland und Großbritannien dem „reinen
Terrorluftkrieg" zu (99); die Alliierten verspielten den „moralischen" Vorsprung vor der
Kriegführung des Dritten Reiches. Zwar versuchte die britische Führung nach dem Krieg, die
Verantwortung Luftmarschall Harris („B°rnber~Harris") zuzustecken; doch weist der Autor
überzeugend die Verantwortung der Politiker für die Terrorangriffe gegen die deutsche Zivilbevölkerung
nach, Premierminister Churchill, 1956 Träger des Karlspreises der Stadt Aachen,
ließ gar den Einsatz biologischer und chemischer Waffen prüfen. Das frühe Kriegsende bewahrte
Freiburg und weitere 59 deutsche Städte vor dem Schicksal, bis auf den heutigen Tag
bakteriell verseucht zu sein — wie das Testgelände in Schottland.

Gewidmet hat der Autor die ergreifende Studie den Ziviltoten, Gefallenen und Vermißten
des Zweiten Weltkrieges in Freiburg. Hier wird man — wie in Aschaffenburg, Dresden, Hamburg
, Hannover, Kassel, Köln, Münster, Pforzheim» Schweinfurt ... — bald voll Trauer der
Terrorangriffe vor fünfzig Jahren gedenken. Dann haben unsere britischen Freunde und Verbündeten
Gelegenheit, sich offen den Schatten ihrer Geschichte zu stellen und Anteilnahme
zu bekunden: Eine ranghohe britische Persönlichkeit, es muß nicht unbedingt die Königin
sein, spricht ihr Bedauern über das im Namen ihres Landes verübte Unrecht aus und verneigt
sich, z. B. in Freiburg, am Grab der Opfer. Norbert Ohler

Karl-Friedrich Müller, Das Jahr 1945 in Südbaden (Menschen und Strukturen. Historisch
-sozialwissenschaftliche Studien, Bd. 3), Verlag Peter Lang, Frankfurt, Bern, New York,
Paris 1987. 561 S.

Hauptanliegen der aus einer älteren Dissertation an der Freiburger Universität hervorgegangenen
Studie ist die Suche nach den Gründen der „erneuten Niederlage der Arbeiterbewegung
nach 1945" (S, 2), als es damals nicht gelang, die kapitalistische Gesellschaftsordnung
in Frage zu stellen oder sie in eine sozialistische zu verändern. Der Autor, nach
eigenen Angaben ehemals engagiert in einer marxistisch-leninistischen Sekte, stellt dabei die
Existenz und „Dominanz"der nach Kriegsende erhaltenen früheren Strukturen und Fundamente
und damit die Kontinuität des alten Staatsapparates auf kommunaler Ebene a priori
in den Vordergrund seiner Feststellungen. Dies zu belegen, ist das Forschungsziel der Untersuchung
. Dazu werden ausführlich Forschungsstand, Quellenlage und methodische Probleme
des regionalgeschichtlichen Zuschnittes der Arbeit dargelegt. Als Quellen standen einige
Tageszeitungen Südbadens, Aktenbestände von 19 Stadtarchiven und Materialien aus privatem
Besitz zur Verfügung. Der Verfasser hat allerdings leider keinen Einblick in die französischen
„Archives de TOccupation" nehmen können, obwohl die inzwischen erschienene
Publikation von Werner Köhler über „Freiburg 1945—1949" diesen Bestand in Colmar auswerten
konnte. Das dem Autor zugängliche und gut überlieferte Quellenmaterial des ehemaligen
Bürgermeisters von Gaggenau ermöglicht es, der regionalgeschichtlichen Darstellung
eine umfangreiche Lokalstudie zu den Ereignissen nach 1945 in dieser Stadt nahe bei Baden-
Baden voranzustellen; für diese mittelbadische Stadt konstatiert Müller Abweichungen von
der „normalen" Entwicklung im südbadischen Gebiet, da in Gaggenau ein kommunistischer
Bürgermeister nach der Befreiung den gesellschaftspolitischen Neuanfang beeinflussen

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