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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 10
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jener Zeit zu sehen: Zwölf Jahre zuvor, im August 357, waren die Alemannen in der
Schlacht bei Straßburg von den Römern unter Kaiser Julian besiegt worden.7 In der
Folgezeit herrschte an Rhein und Donau zwischen Römern und Alemannen Ruhe;
doch mit dem Regierungsantritt von Julians zweitem Nachfolger Valentinian änderte
sich die Situation: Auf Angriffe von Alemannenfürsten reagierte Valentinian im Jahre
368 mit einem Feldzug und ließ die Rhein-Donau-Grenze erneut befestigen.8

Es ist gewiß als Demonstration der Römerherrschaft am Oberrhein zu werten,
wenn damals der von Altrip rheinaufwärts ziehende Kaiser sich am 30, August 369
gerade hier in Breisach aufhielt und ein den ungestörten Ruhestand seiner Hofbeamten
(palatini) betreffendes Regierungsschreiben an den praefectus praetorio Probus
richtete. Dieser Breisachbesuch eines römischen Kaisers verdient aber noch in anderer
Hinsicht unsere Aufmerksamkeit. Denn er kann als frühes, wenn auch vereinzeltes
Vorspiel zu der hier interessierenden Funktion Breisachs als Schauplatz politischer
Geschichte im 10. Jahrhundert gelten, die sich in eindrucksvoller Breite in den
Quellen präsentiert.

Die römische Zeit Breisachs wirkte sich aber auch noch in anderer Weise aus: Der
Ort wurde offensichtlich für einen größeren Bezirk rechts des Rheins und südlich von
Breisach namengebend; zu ihm gehörten nach Auskunft der Notitiadignitatum, eines
Verzeichnisses des römischen Heeres aus dem 5, Jahrhundert, die Brisigavi seniores
und Brisigavi iuniores, alemannische Auxiliartruppen aus dem „Breisgau".9 Mit
diesem Landschaftsbegriff10 ist nun endgültig die nachrömische Geschichte der Gegend
rechts des Oberrheins angesprochen; um die Mitte des 8. Jahrhunderts begegnet
sie erstmals als finis Prisegauginsis bzw. Prisicauwe in der zeitgenössischen schrift-
liehen Uberlieferung und ab der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts auch als Brisach-
gaouue}1 Wir treffen hier auf das Beispiel einer vorortsbezogenen Gaubezeichnung,
wie sie auch für die gleichfalls an römischen Kastellorten orientierten Namen des
Augstgaus, Zürichgaus und Arbongaus südlich des Hochrheins bzw. des Bodensees
zu beobachten ist.12 Die enge Zuordnung von Breisach und Breisgau wird im übrigen
auch am Beispiel einer Ort wie Landschaft zusammensehenden bzw. zusammenziehenden
Namengebung im Hochmittelalter deutlich: Etliche Handschriften der eingangs
zitierten Antapodosis des Liudprand von Cremona aus dem 10. und 12. Jahrhundert
enthalten die Namensvariante Brisicau bzw. Brisecgauue für das castellum
Breisach.13

Der hier mehrfach herangezogene Liudprand von Cremona macht nun allerdings
eine politisch-geographische Angabe zu Breisach, die interessanterweise nicht auf
den rechtsrheinischen Breisgau, sondern in eine andere Richtung, nämlich auf die
linksrheinische Seite, weist, wenn er den Ort als im Elsaß gelegen bezeichnet. Wie
ist diese Doppelausrichtung Breisachs zu erklären? Sicher zunächst einmal geographisch
gesehen mit seiner Lage am Rhein oder genauer: inmitten des Rheins. Von
daher ergibt sich also gewissermaßen die janusköpflge Doppelorientierung Breisachs
, und wir können als ein wichtiges, auch für die geschichtlichen Ereignisse des
10. Jahrhunderts aufschlußreiches Merkmal festhalten: Breisach war Grenzort. Das
ist es bekanntlich auch heute noch, wenngleich der Grenzcharakter des Rheins im
Zuge der europäischen Integrationspolitik der letzten Jahre erheblich abgeschwächt
wurde. Gerade diese vordergründige Ähnlichkeit der Situation Breisachs als Grenzort

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