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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 11
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damals wie heute gibt aber Anlaß, genauer nach der Grenzfttnktion Breisachs im
Frühmittelalter zu fragen. Indem wir dem Thema „Breisach an der Grenze" nachgehen
, kommen wir im übrigen unversehens zu den politischen Ereignissen, die sich
im 10. Jahrhundert auf dieser landschaftlich herausragenden Bühne abgespielt haben.

Zum besseren Verständnis der frühen Grenzlage Breisachs ist zunächst kurz auf die
Geschichte des Fränkischen Reiches einzugehen, die in der Person und Wirksamkeit
Kaiser Karls des Großen gipfelte.14 Am Anfang dieser Geschichte stand der Sieg des
Merowingerkönigs Chlodwig über die Alemannen,15 ein Volk, das ähnlich wie die
Franken in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts im westlichen Mitteleuropa entlang
der Rheinlinie expandierte, so daß es fast unweigerlich zum Zusammenstoß beider
gentes, beider Völker, kommen mußte. Im Jahre 496 siegten die Franken in einer entscheidenden
Schlacht über die Alemannen und richteten für diese einen politischen
Siedlungsraum, die Alemannia bzw. den ducatus Alamannorum, das alemannische
Herzogtum, ein,16 Diese Alemannia, die keineswegs mit dem bis dahin erfaßten Siedelgebiet
der Alemannen übereinstimmte, sondern eine politische und insofern herrschaftlich
angelegte Provinz darstellte, schloß sich östlich an den Oberrhein an. Bereits
daraus wird erkennbar, worin die Grenzlage Breisachs wurzelte: Der Ort lag am
Rhein, welcher in spätrömischer Tradition die östliche Grenze des eigentlichen Frankenreiches
, der Francia, genauer ihres östlichen Teiles „Austrasien" bildete.17 Was
sich in unseren Breiten wiederum östlich daran anschloß, unterstand zwar auch der
fränkischen Herrschaft, doch in einer wesentlich lockereren Form. Das blieb so bis
zum Ende der Merowingerzeit, also bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts, und erst die
karolingischen Könige und Kaiser haben diesen Raum östlich des Rheins stärker in
das regnum Francorum, das Frankenreich, integriert,18

Doch bei aller Integration und Vereinheitlichung bleiben alte Grenzen im Bewußtsein
weiter bestehen und können bei Bedarf reaktiviert werden. In der Geschichte des
Frankenreiches kam diese alte Binnenstruktur wieder zur Geltung, als das Großreich
in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts unter mehreren gleichberechtigten Brüdern
der karolingischen Familie aufgeteilt wurde.19 Damals orientierte man sich an den
überkommenen Grenzen, und hierbei fiel auch dem Oberrhein erneut seine Rolle als
alte Trennungslinie zu: Während Alemannien im epochemachenden Vertrag von Ver~
dun 843 zum östlichen Reich Ludwigs des Deutschen geschlagen wurde, kam das
Elsaß zusammen mit anderen Gebieten an das sogenannte Mittelreich Kaiser Lothars
L, nach dessen gleichnamigem Sohn dieses später Lotharingien genannt wurde.20

Auf dieses Mittelreich richtete sich in der Folgezeit das Interesse der beiden flankierenden
Teilreiche, des ostfränkischen und später deutschen ebenso wie des westfränkischen
bzw. später französischen.21 Dabei wurde das Elsaß Spielball im wahrsten
Sinne des Wortes — und dies bekanntlich nicht nur in der frühmittelalterlichen
Geschichte, So brachte nach dem Tod König Lothars II. im Jahre 869 Karl der Kahle
mit der Herrschaft über das Mittelreich auch das Elsaß an sich, doch bereits ein Jahr
später gelang es dem ostfränkischen König Ludwig dem Deutschen, durch den Vertrag
von Meerssen das Elsaß seinem Reich einzuverleiben und somit die Grenze des
ostfränkischen Reiches vom Oberrhein weg nach Westen zu verschieben.22 Welches
Schicksal in jenen bewegten Jahrzehnten des politischen Hin und Her den Grenzort
Breisach ereilt hat, entzieht sich unserer Kenntnis. Erst zu Beginn des 10. Jahrhun-

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