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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 13
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feindlich als königlich verhalten habe, ein Vorwurf, der darauf abzielt, daß er hier
gerade nicht als würdiger Erbe seines Vaters aufgetreten ist.

Doch nicht nur das Elsaß, sondern auch Breisach selbst spielte in der damaligen
Politik Ludwigs IV. eine augenfällige Rolle: Uns ist eine Urkunde dieses Königs für
das katalanische Kloster Ripoll überliefert vom 24. August, actum secus Castrum
quod dicitur Brisacha supra Rheni flumen,30 also verhandelt bei der Burg, die Breisach
heißt, über dem Rheinfluß. Die nur in später Kopie erhaltene Urkunde nennt
als weitere Zeitangabe das dritte Regierungsjahr Ludwigs IV. und würde somit in das
Jahr 938 fallen. Während die Forschung diesem Zeitansatz überwiegend folgt,31 gibt
es auch gewichtige Gegenstimmen, die aufgrund der politischen Gesamtsituation annehmen
, daß die Regierungshandlung des westfränkischen Königs am Oberrhein erst
in das folgende Jahr 939 gehört, als Ludwig ohnehin im Elsaß nachgewiesen ist und
als sich die Lage König Ottos derart zugespitzt hat, daß ein Bruch der noch Anfang
939 offensichtlich wirksamen amicitia zwischen den beiden Königen plausibler als
im Vorjahr erscheint.32

Wie immer man sich in der Frage der Datierung von Ludwigs Urkunde entscheidet
, so ist in jedem Fall davon auszugehen, daß die Regierungshandlung des westfränkischen
Königs bei Breisach dessen Herrschaftsanspruch über Lothringen gerade in
Verbindung mit einem Ort zum Ausdruck bringen wollte, der am östlichen Rand dieses
wiederzugewinnenden Gebietes lag. Hier wurde das Machtgebiet durch die Präsenz
des Herrschers bewußt abgesteckt und zwar anders als der oben zitierte Chronist
meinte: regaliter und nicht hostiliter.33

Wenden wir uns nun den unstrittig in die zweite Hälfte des Jahres 939 fallenden
politisch-militärischen Ereignissen am Oberrhein zu: Wenn Ludwig IV. damals im
Elsaß Fuß fassen konnte, so lag dies nicht zuletzt auch daran, daß der dominierende
Platz Breisach von Leuten des aufständischen Herzogs Eberhard von Franken besetzt
war, der mit Ottos I. Bruder Heinrich und mit Giselbert von Lothringen und insofern
auch mit dem westfränkischen König gemeinsame Sache gegen Otto I. machte. In
dieser Situation mußte Otto I. handeln, wollte er sein Königtum nicht ganz aufs Spiel
setzen. So rückte Breisach damals in den Mittelpunkt der Geschichte, und davon zeugen
auch die zahlreichen, allerdings nicht in allem miteinander übereinstimmenden
Nachrichten von zeitgenössischen und späteren Chronisten, die zum Teil sogar Ereignisse
nach Breisach verlegen, die nachweislich andernorts stattgefunden haben.34

Es kann als sicher gelten, daß Otto nach seinem Aufenthalt in Werla am 11. September
an den Oberrhein zog, den westfränkischen König aus dem Elsaß vertrieb und
daraufhin das castellum munitissimum Breisach belagerte.35 Wie uns die Chronisten
berichten, war der König damals zweifellos in einer der tiefsten Krisen seiner Herrschaft
. Viele Große aus seiner Umgebung sollen ihn verlassen haben, während andererseits
die Herzöge Eberhard und Giselbert ihre Angriffe auf die ostrheinischen Gebiete
verstärkten. Der sonst auf Ottos Ansehen und Stärke abhebende sächsische
Geschichtsschreiber Widukind von Corvey brachte die Not des Königs vor Breisach
unverblümt zum Ausdruck: Es habe zeitweise für den Herrscher keine Hoffnung
mehr bestanden, weiter König zu sein.36

Wie in solchen Situationen immer wieder zu beobachten, gab es auch damals
Leute, die aus dieser Schwäche Ottos Kapital zu schlagen versuchten.37 Wir hören

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