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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 17
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1992/0019
Anhänger des gegen Otto L aufständischen Herzogs Liudolf von Schwaben, nämlich
Erzbischof Friedrich von Mainz, den ganzen Sommer über Zuflucht gesucht habe.62
So aufschlußreich diese plastische Wertung eines Zeitgenossen ist, der dies ganz gewiß
mit Blick auf die von ihm gleichfalls berichtete Verschanzung der Rebellen in
Breisach 939 sagt, so sollte dies allerdings nicht in den Hintergrund treten lassen,
daß Breisach 939 außer einer solchen ereignisgeschichtlichen Funktion strukturell
doch einen anderen Stellenwert in der Geschichte des 10, Jahrhunderts hatte. Schon
der genaue Vergleich der Vorgänge von 939 und 984 hat gezeigt, daß es bei Breisach
insgesamt gesehen um mehr ging, nämlich um einen Ort, der aufgrund seiner politisch
-geographischen Lage bestimmte Herrschaftsansprüche symbolisieren konnte.

Wenn der gegen die ottonische Dynastie opponierende und den Zeitgenossen als
rei publicae hostis erscheinende Heinrich der Zänker für den Februar 984 ein landesverräterisches
Treffen mit dem westfränkischen Königtum plante, dann ist eindringlich
zu fragen, aufgrund welcher Herrschaftsrechte bzw. -positionen er dies tun
konnte, ist doch davon auszugehen, daß Breisach zum Reichsgut gehörte und in dieser
Eigenschaft dem schwäbischen Herzog zustand.63 Hier ist nun noch einmal auf die
Breisacher Münze eines Herzogs Heinrich zurückzukommen. Ihre Zuweisung an den
Zänker ist allerdings nicht unumstritten, und es lassen sich durchaus gewichtige
Gründe finden, sie mit dem gleichnamigen Sohn Heinrichs des Zänkers, auch er Herzog
von Bayern und ab 1002 König im Reich als Heinrich II., zu verbinden.64 Wenn
aber beide Heinriche von Bayern als Herren der Breisacher Münze im späten
10. Jahrhundert in der Forschung diskutiert werden können, dann drängt sich die
Frage auf, was diese Familie mit dem Oberrhein zu tun hatte. Die Antwort dürfte
in der Person der Hadwig zu finden sein, der Schwester des Zänkers, die Gemahlin
Herzog Burkhards II. von Schwaben war und nach dessen Tod im Jahre 973 bis zu
ihrem eigenen 994 über zwei Jahrzehnte lang als dwc, als Herzog, in Teilen Schwabens
herrschte.65 Dabei gab es merkwürdigerweise neben ihr zwei reguläre Amtsnachfolger
Burkhards, nämlich die Herzöge Otto und Konrad. Zu den Gebieten
Schwabens, in denen Hadwig gleichzeitig zu diesen beiden Herzögen Einfluß ausübte
, gehörte das Bodenseegebiet als Herzstück Schwabens mit dem Hohentwiel als
herzoglicher Residenz und mit den beiden einflußreichen Reichsabteien Reichenau
und St. Gallen, gehörte aber auch der nördliche Breisgau und insonderheit das Kaiserstuhlgebiet
.

Hier verfügte sie über das Margaretenkloster in Waldkirch und über Besitzpositionen
in Schelingen und vor allem in Sasbach.66 Diesen seit der Karolingerzeit bezeugten
Königshof besaß die Herzogin als Lehen von Seiten des Königs. Es ist kaum
anders vorstellbar, als daß dieser Hof zum Ausstattungsgut des schwäbischen Herzogs
im 10. Jahrhundert gehörte, also auch zum Besitz Burkhards IL, an dem aber Hadwig
nach dessen Tod weiter festhielt und sich der Bitte des Königs entzog, diesen Besitz
an St, Gallen abzutreten. Diese Konstellation ist nun auch für die Probleme um Breisach
in jener Zeit von großer Aussagekraft, wie Karl Schmid gezeigt hat.67 Der beabsichtigte
Zugriff Heinrichs des Zänkers auf Breisach Anfang Februar konnte sich
wohl auf die starke Stellung seiner Schwester und Herzogin Hadwig am Kaiserstuhl
stützen. Diese Machtposition erklärt auch, warum wir von den Amtsnachfolgern
Burkhards, den Herzögen Otto und Konrad, keine Breisacher Münzen kennen. Brei-

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