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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 85
(PDF, 29 MB)
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ten Staaten zu wirken. Dort mußte er die betrügerischen Absichten des Gründers erkennen
und rückte schließlich auch von seinen eigenen Wunschvorstellungen ab. Dennoch
hielt er sich für mehrere Jahre in den USA und Mexiko auf, bis er im Spätjahr
1910 ins Freiburger Stift zurückkehrte.

Der 90jährige Langsdorff war erstaunlich rüstig und geistig frisch: lange Spaziergänge
, Klavierspiel, wöchentliche Diskussionsrunden (so heißt es z.B., er habe in
der Freiburger Museumsgesellschaft hohes Ansehen genossen), das Verfassen einzelner
Zeitschriftenartikel und Gedichte füllten seine Tage aus. Als politisch interessiertem
Menschen war für ihn der Ausbruch des Ersten Weltkrieges vorhersehbar gewesen
. Nachdem sich Langsdorff gut von einem 1917 erlittenen Schlaganfall erholt
hatte, zog er sich im darauffolgenden Jahr bei einem Sprung aus der Straßenbahn Verletzungen
zu, die ihn bis zu seinem Tod ans Bett fesselten. Am 26. Dezember 1921
verstarb Georg von Langsdorff im Alter von 99 lh Jahren im Evangelischen Stift in
Freiburg.12

Im folgenden werden aus Gründen der Übersichtlichkeit wichtige Lebensabschnitte
Langsdorffs jeweils gesondert betrachtet.

Badische Revolution

Freude an Bewegung brachte Langsdorff zum Turnen. In Turnvereinen bildete sich
damals mehr und mehr ein politisches Bewußtsein heraus, das schließlich auch in der
Bevölkerung auf Resonanz stieß. Langsdorffs Engagement führte zu seiner aktiven
Beteiligung an den ersten beiden badischen Volkserhebungen. Es ist bemerkenswert,
daß Langsdorff weder in seiner Autobiographie noch in einem selbst verfaßten Nachruf
dazu Stellung nimmt. Das verwundert, wäre doch zum einen Langsdorffs Leben
völlig anders verlaufen, wenn er sich als steckbrieflich Gesuchter nicht gezwungen
gesehen hätte, nach USA ins Exil zu gehen; zum anderen hielt die auf Gegenseitigkeit
beruhende Verbundenheit mit dem Freiburger Turnverein bis zu Langsdorffs Tod
73 Jahre nach den aufgeregten Tagen im Jahre 1848. Etwas genauer über jene Zeit
äußert er sich in dem 1895 veröffentlichten Bericht „Das Entstehen des Turnens in
Freiburg in Baden und seine Bedeutung im Jahre 1848".13

Nachdem badische Gymnasiasten spätestens seit 1834 turnen durften, war Langsdorff
mit Können und Freude von Anfang an dabei. Später unternahm man gemeinsam
Turnfahrten, die mit Kriegsspielen verbunden waren, und Langsdorff entwickelte
1841 mit anderen ein neues Konzept des Turnens: Turngeräte und
Massenübungen wurden eingeführt. So brachte Langsdorff die notwendigen Voraussetzungen
mit, als es 1845 galt, in Heidelberg — er studierte dort zwei Semester lang
Medizin — einen allgemeinen Turnverein zu gründen; dieser zählte bereits nach kurzer
Zeit über 300 Mitglieder.14 Langsdorff engagierte sich in dieser Zeit politisch
ganz konkret: mit anderen Studenten beobachtete er vor Ort Versammlungen der
zweiten badischen Kammer, um das Gehörte sonntags darauf Bauern in der Umgebung
auf seine Weise weiterzugeben. Presse- und Meinungsfreiheit waren den Studierenden
das zentrale Anliegen. Zum Wintersemester 1846 kehrte Langsdorff an die
Universität Freiburg zurück und regte auch hier die Gründung eines Turnvereins an;
er wurde denn auch dessen erster Turnwart.15 In den Gesang- und später auch

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