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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 87
(PDF, 29 MB)
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Nassauern kam es zwei Tage später; durch deren Überlegenheit an Material und
kämpfenden Soldaten war das Schicksal der Aufständischen besiegelt. Kurzzeitig
noch setzte Langsdorff Hoffnung auf rasche Hilfe durch die anrückenden Freischartruppen
. So begab er sich auf den Münsterturm, um nach Hecker und seinen Getreuen
Ausschau zu halten. Das brachte ihm den Beinamen „Münstergeneral"17 ein,
Noch 1954 erinnerte hieran ein 22-Personen-Stück, das bei der 110-Jahrfeier des FTV
im Großen Haus der Städtischen Bühnen Freiburg unter dem Titel "Der Münstergene-
rar zur Aufführung kam.

Nachdem Langsdorff die Aussichtslosigkeit der Lage erkannt hatte, gab er den Befehl
zum Rückzug, Er selbst floh zu Fuß über Freiamt nach Offenburg. Durch die
heimliche Hilfe seiner Eltern brachte sich Langsdorff in den Besitz von Frauenkleidern
und setzte seine Flucht, als Dame verkleidet, in der Eisenbahn fort. Sein Ziel
war das französische Straßburg, wo sich auch andere Flüchtlinge hingerettet hatten
und wo man Langsdorff bereits gefangen genommen oder erschossen wähnte. Noch
wochenlang zehrte die gefahrvolle Flucht an Langsdorffs Nerven. Als durch die französische
Reaktion den badischen Flüchtlingen der Aufenthalt an der Grenze verboten
wurde, zog Langsdorff mit den anderen nach Muttenz in die Schweiz.18 Resümierend
konstatierte Langsdorff später, daß Hecker u. a. ihr „Unternehmen" verfrüht begonnen
hätten; sie hätten nicht die vielen Halbentschlossenen gesehen, sondern zu
sehr auf die von Gesinnungsgenossen erhaltenen Briefe und die vielfach im stehenden
Heer wankend gewordenen Soldaten gesetzt. Von einzelnen Kompanien hatte Hecker
sogar die schriftliche Zusicherung erhalten, daß sie nicht aufe Volk schießen würden.
Georg von Langsdorff hat sich von der Echtheit dieser Briefe überzeugen können.
Eine Rückkehr nach Baden war dem wegen Hochverrats behördlich zur Fahndung
ausgeschriebenen Langsdorff nicht möglich. Die Akten des damaligen Ministeriums
des Inneren nannten den „Hauptteilnehmer4' Langsdorff „Generalissimus der Aufständischen
gegen die Reichstruppen".

Von ihren Zielen mochten die Teilnehmer der ersten Badischen Revolution nicht
lassen, und so versuchte man von der Schweiz aus, am 21. September 1848 eine
zweite Völkserhebung zu initiieren. Struve hatte sich an ihre Spitze gesetzt und proklamierte
vom Lörracher Rathaus hinunter die „soziale Republik": Wohlstand, Bildung
, Freiheit für alle. Am folgenden Tag stieß auch Langsdorff mit anderen dazu.
Sie zogen mit einiger Mannschaft nach Schopfheim, um von da mit der aufzubietenden
Bevölkerung des Schwarzwaldes über Schönau und Todtnau nach Freiburg loszumarschieren
. Der Aufstand breitete sich rasch über das badische Oberland aus, wurde
dann aber am 26. September von der Übermacht badischer Truppen bei Staufen niedergeschlagen
, Den Winter 1848/49 verbrachte Langsdorff in Zürich und besuchte
dort die Klinik von Professor Hesse; welcher Tätigkeit er dort nachging entzieht sich
der Kenntnis. Vermutlich brachte er sich durch Mitarbeit in den Besitz der notwendigen
Geldmittel, um seine geplante Übersiedlung nach USA zu finanzieren. Zwar
hätte es seine Mutter lieber gesehen, wenn er nach Brasilien ausgewandert wäre,
doch war er fest entschlossen, die Republik der Monarchie vorzuziehen.

In den USA blieb Langsdorff der Idee des Turnens verbunden; so wurde er beispielsweise
in Cleveland zum Vorstand des dortigen deutschen Vereins gewählt. Als
großer Liebhaber gymnastischer Übungen war er allabendlich im Verein zugegen.19

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