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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 97
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1992/0099
kommenen gotischen Ergänzungen des Klosterbaus, um einen reinen „byzantischen"
Stil zu erhalten, wie damals der romanische Stil genannt wurde.5 Er paßte die Kirche
sowohl der neuen freistehenden Lage, als auch den Bedürfnissen einer evangelischen
Pfarrkirche an, indem er das Mittelschiff um vier Fuß verbreiterte und den
ganzen Bau um eine Bogenstellung verkürzte; er verzichtete auf die kleinen Chorkapellen
, sowie auf die Vorhalle am Eingang, änderte die gotischen Fenster in romanische
, auch das große, reich gegliederte Chorfenster, zog in die bis dahin tonnengewölbten
Seitenschiffe Kreuzgewölbe und ordnete drei Portale an der Eingangsseite an
mit einem Giebelaufsatz über der mittleren Pforte. Mit Rücksicht auf den evangelischen
Kult schloß Hübsch den Chor mit einer hohen Querwand ab.6 Auch den
nachträglichen, wohl im 16, Jahrhundert entstandenen Turm der Zisterzienserkirche
gestaltete er um.7

Turmgestaltung

Der Turm der Klosterkirche entsprach nicht der zisterziensischen Bauart, bei der
Schlichtheit das oberste Gebot war. Als Glockenturm war höchstens ein kleiner
Dachreiter erlaubt. So wird die sehr schlanke, hohe, achteckige Helmpyramide, die
von einem viergiebligen Satteldach über der Vierung aufsteigt, wahrscheinlich erst
mit anderen Veränderungen der Kirche im 16. Jahrhundert entstanden sein.8 Die
Ludwigskirche brauchte, der neuen Verwendung entsprechend, als Pfarrkirche, im
Gegensatz zur Klosterkirche, einen neuen Turm. Dieser ruhte aber als Vierungsturm
nicht auf den Vierungspfeilern, sondern auf den sie verbindenden Gewölbebögen,
Deshalb mußte die Belastung durch den Turm gemindert werden, weshalb sich
Hübsch zur Verwendung von Backstein enstschloß, Somit konnte der Turm höher und
schlanker gebaut werden.9 (Abb, 2) Zudem setzte Hübsch ein Galeriegeschoß zwischen
den geschlossenen Vierungsaufbau und den fensterdurchbrochenen Turmaufsatz
J° Der von der Galerie ab mit gelben Backsteinen gemauerte Turm mit dem
kupfergedeckten Helm paßte jedoch „weder maßstäblich noch farbig mit dem alten
in rotem Sandstein ausgeführten Bau zusammen "n Ein nachträglicher Vorschlag
zur Turmgestaltung kam von Hasenclever: „Hätte doch Hübsch den Gipfel des Mittelschiffs
in der Fassade durch zwei Türme flankiert und die polygonale Galerie über
der Vierung als Pyramidenkuppel geschlossen, er wäre dem Stil gerechter geworden
und hätte kaum eine größere Bausumme verbraucht."32 Das vorgeschlagene architektonische
Konzept wäre hier jedoch wenig sinnvoll gewesen, da bei zwei Fassadentürmen
der Abstand zum Münsterturm in der Perspektive zu gering gewesen wäre.
Denn eine zu dicht angelegte Staffelung von Türmen entsprach nicht dem Bildcharakter
, den eine Silhouette immer bietet. Hübsch wußte dies in der selbstgefertigten
Darstellung seiner Kirche mit dem Umriß des Münsterturmes auch auszunutzen.
(Abb. 2) Er ließ dabei das Gebäude in der Straßenflucht und versetzte das im gleichen
Stil gehaltene Pfarrhaus in die Tiefe des Querhauses» um aus dieser Richtung eine
freie Sicht auf sein Werk zu erhalten. Leider wurde diese Zeichnung nicht Gegenstand
der Ausführung. Daß er aber mit der Wahl seines Baumaterials, dem gelben
Backstein des Turmes und dem kupfergedeckten Helm nicht nur einen starken Kontrast
zum eigenen, in rotem Sandstein gehaltenen Kirchenbau, sondern auch zum
Münster setzte, scheint ihm viel unwichtiger gewesen zu sein als die Höhe. Hübsch

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