Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 117
(PDF, 29 MB)
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später beim Umbau des Anatomiegebäudes der Universität zum Neuen Rathaus geplant
. Ausgeführt wurde hier allerdings nur ein Dachreiter. Schließlich beschloß der
Stadtrat ohne weitere Argumente, das Gelände, auf dem der Kirchturm von St. Martin
errichtet werden sollte, nicht zu veräußern; der Turm sollte zurückgesetzt werden
.61 Nach diesem Votum konnte der Turm nur noch an der Südostecke hinter dem
Kreuzgang errichtet werden.62

Turmgestaltung

Der Turm erhebt sich selbständig vom Boden. Vom Beginn des Kirchendaches an erhält
er noch zwei Stockwerke mit Fensterfeldern, die von Eckpfeilern mit einem
Rundbogenfries gerahmt werden. Ein kurzes Satteldach sitzt über vier spitz zulaufenden
Giebeln, von denen ein achteckiger spitzer Helm aufsteigt, der nach der Hälfte
der Länge von einem tabernakelartigen Kranz umgeben ist. (Abb. 14) Durch diese
Unterbrechung wird die hohe Verdachung „entschärft" und gewinnt mehr an Volumen
, ein Umstand, der bei der insgesamt schlanken Turmgestaltung positiv wirkt.
Der Stil des Turmes entspricht dem romanisch-gotischen Ubergangsstü mit romanischen
Ornamenten, wie dem Rundbogenfries, und gotischen Spitzbogenfenstern.

Die ersten Entwürfe von Baer

Baers erster Entwurf (Abb. 12) zeigt größere abgetreppte Strebepfeiler, die er auch
vor die Fassade setzen wollte. Sie sollten den Turm an den Ecken stützen, damit dazwischen
hohe Maßwerkfenster eingebaut werden konnten. Von schmalen Lanzettfenstern
durchbrochen stellte er sich auch den krabbengeschmückten Langhausgiebel
vor. Zu allen diesen gotischen Elementen ließ er Wasserspeier von den Ecken des
Turmansatzes heraustreten. Sein zweiter Plan (Abb. 13), in dem er auf die Strebepfeiler
verzichtet, hat dieses Teil in dem nun wesentlich höher und spitzer gewordenen
Helm eingebaut. Die Laterne ist ein gestalterisches Element, das ihm diese neue Höhenentwicklung
möglich machte. Die Kirche selbst wird schlanker, wobei er auf Lanzettfenster
im Giebel verzichtet und eine Einheit mit der Mittelschiffwand bildend
den Winkel spitzer zulaufen läßt. Die vorher schon gotisch gestaltete Front wird nun
im Detail viel reicher mit zartem Maßwerk in Form von Wimpergen und Friesen
geschmückt. Im Geschoß unter dem großen spitzbogigen Maßwerkfenster befand sich
in der ersten Planskizze noch ein dreiteiliges, von einem Baldachin gedecktes Fenster,
welches in der späteren Zeichnung von einer Maßwerkrosette mit Baldachin ersetzt
wird, der in das nächste Geschoß hineinragt und so die horizontale Einteilung durchbricht
. Diese Form hatte Baer schon für die 1890 entstandene Ansicht der Kirche des
ersten Entwurfs eingefügt. Der von Dürrn schon als „schlanke Lösung" bezeichnete
frühere Plan wurde von Baer, um möglichst wenig Gelände von der Stadt zu beanspruchen
, im zweiten, dem Stil der reiferen Gotik entsprechend, noch schmaler und
höher. Daß seine Turm- und Fassadengestaltung aber nicht mehr zum eigentlichen
Stil der Kirche paßte, und er damit die Bedenken der Stadt, daß der Martinsturm den
Münsterturm beeinträchtigen könnte, nicht aus dem Weg räumte, berücksichtigte er
nicht. Baer plante seinen Turmneubau nach dem Vorbild der Konstanzer Stephanskirche
. Eine Begründung dafür ist nicht bekannt. Der Turm der Stephanskirche wurde
1486 vollendet.63 Das oberste Geschoß mit den Doppelfenstern, die steilen Drei-

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