Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 126
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1992/0128
Da hier jedes Bauwerk seinen eigenen Architekten hat, versuchte die Stadt die verschiedenen
künstlerischen Ansichten ihren Vorstellungen unterzuordnen. Bei einer
städtischen Planung von einem oder mehreren miteinander arbeitenden Architekten
wäre vielleicht eine ähnliche, den Aufriß betonende, aber diesmal von den Architekten
selbst initiierte Anlage entstanden. Das Interesse an einer Silhouette mit vielen
Türmen lag aber eindeutig bei der Stadt, Durch die Schenkung der Bauplätze konnte
die Stadt bei der Gestaltung der von der Gemeinde und vom Staat finanzierten Kirchen
Einfluß nehmen. Der Initiator für den Ausbau der Stadtsilhouette war der damalige
Oberbürgermeister Winterer, der seine Vorstellungen von einer schönen „alten"
Stadt verwirklichen wollte. Das Ideal, viele Türme zu besitzen, beruht auf mittelalterlichen
Vorstellungen, die in der Romantik wiederbelebt wurde. In den „Jugendgespielen
des Münsters" schließlich, wie Winterer die Stadttore nannte, waren tatsächliche
Werke aus Freiburgs Frühzeit vorhanden. Man meinte diese wieder herrichten
zu müssen, damit sie ihre Wirkung im Stadtbild „wie früher" ausüben könnten. Diese
Wirkung ist jedoch sehr zweifelhaft. Von der Ende des 19. Jahrhundert noch wirkenden
Romantik verklärt, die kritiklos ihre Theorie auf alten Abbildungen,82 die ihrerseits
einen ziemlich großen Spielraum für Interpretationen ließen und nicht unbedingt
der Wirklichkeit entsprachen, wurde mit „besten Absichten" etwas völlig Neues geschaffen
. Freiburg, das mit seinem einzigen, doch so bedeutenden Kirchturm, der filigranen
Maßwerkpyramide des Münsters, für viele Turmvollendungen des
19. Jahrhunderts, wie. Köln, Heidelberg, Konstanz und Bern, Vorbild war, glaubte nun
seltsamerweise am Ausgang des Jahrhunderts, seine Silhouette vielfältiger gestalten
zu müssen. Wie unter einem Konkurrenzdruck stehend wollte Oberbürgermeister
Winterer damit „seine" Stadt immer wieder betont herausstellen, um ihr auch mn
diesem Mittel der Selbstdarstellung neues Aussehen zu verschaffen,

Anmerkungen

1 Zur Zeit der Errichtung der Ludwigskirche war die von Christoph Arnold geplante Vorstadt noch nicht
ganz fertiggestellt. Sie bestand aber im Wesentlichen aus einer einheitlichen Bebauung seitlich der ver
längerten Kaiser-Straße mit abgerundeten Häusern an Straßenkreuzungen. Diese klassizistisch gestal
tete Anlage wurde von dem neuen Zähringertor, zwei von Arnold symmetrisch geplanten Häusern,
nach Norden abgeschlossen.

2 F. Hefele, Aus Freiburgs Baugeschichte Die ehemalige Zähringer Vorstadt und Kreisbaumeister
Christoph Arnold. 1929, S. 67.

3 H, Hübsch, Bauwerke. 1838, S. 3.

^ A. Hasenclever, Hundert Jahre Protestantismus. J907? S. 90 f.

5 B. Klein, Heinrich Hübsch und die evangelische Ludwigskirche, in: ZBreisgGV 101, 1982, S. 175.

6 A. Valdenaire, Heinrich Hübsch, Eine Studie zur Baukunst der Romantik. 1926, S. 35.

7 E. F. Majer-Kym? Die Bauten der Zisterzienserabtei Tennenbach (gekürzte Dissertation). 1923,
S. 105.

8 Majer-Kym (wie Anm. 7) S. 105.

9 HaSenclever (wie Anm. 4) S. 91 f.

10 Klein (wie Anm. 5) S. 287.

11 Valdenaire (wie Anm. 6) S. 35,

12 Hasenclever (wie Anm. 4) S. 93.

13 Hübsch (wie Anm. 3) S. 14.

14 Valdenaire (wie Anm. 6) S. 27 f.
is Hübsch (wie Anm. 3) S. 14.

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