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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 134
(PDF, 29 MB)
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ten, was der Freundschaft nicht schadete. Hansjakob war Skeptiker, Winterer Optimist
, der leichter durchs Leben ging. Es gibt Anzeichen dafür, daß ihn Hansjakob
um diese Gabe streckenweise beneidet hat. Mit Sicherheit war er jedoch beeindruckt
von Winterers Lebenswerk: Bleibendes habe er hinterlassen auf praktischen und idealen
Gebieten, zum Beispiel den Münsterbauverein von 1890. „Täglich schauen zahllose
Leute an dem Turm des Freiburger Münsters hinauf und bewundern dieses Kabinettstück
mittelalterlicher Gotik . . . Aber niemandem ist es eingefallen, die
wunderbare Pyramide auch einmal auf ihre Solidität untersuchen zu lassen, bis der
Oberbürgermeister Winterer kam " Was Kunst und Architektur betraf, waren Winterer
und Hansjakob Kinder ihrer Zeit, die den Historismus liebten und zudem eine
Vorliebe für Türme teilten. Hansjakob ließ an seine Martinskirche einen Glockenturm
anbauen, obwohl dies bei einer ehemaligen Bettelordenskirche der Tradition
widersprach. Winterer ließ die Freiburger Stadttore erhöhen, um sie dem neuen imposanteren
Stadtbild anzupassen.10 Verblüffend, wie die Zeit auch bei kritischen
Geistern das Bewußtsein prägt und die tiefere Erkenntnis verstellt: „So will mein
Nachbar der Stadt vorab ihre alten Gebäude, Thore, Türme und Basteien, so weit sie
noch vorhanden, erhalten wissen gegenüber der Geschmack- und Pietätlosigkeit unserer
Tage. Spekulationswut, gedankenlose Sucht nach Neuerung und nach neuzeitiger
, protziger Eleganz, kalte, poesielose Rücksicht auf das Erwerbs- und Verkehrsieben
, auf Krämer- und Käseläden bedrohen in unsern Städten die Gebilde der Vorzeit
und haben in den letzten fünf Jahrzehnten mehr an den Städten Deutschlands zerstört
als vorher die Kriege von drei Jahrhunderten. Daß die Breisgaustadt noch nicht ähnlich
geschändet und amerikanisiert wurde, verdanken wir dem idealen und poetischen
Sinne des derzeitigen Oberbürgermeisters und seiner Vorliebe für die Wahrzeichen
vergangener Jahrhunderte." Schließlich gibt es aus Hansjakobs Feder einen
Beweis dafür, daß Winterers unermüdliches Arbeiten nicht nachträgliche Legende
ist: „Ungut war er nur gegen sich selbst, denn er gönnte sich vor lauter Arbeit keine
Erholung44.

Kindheit in Ettenheim — Studium in Heidelberg

und Freiburg

Es gibt noch eine posthume Gemeinsamkeit zwischen Hansjakob und Winterer: die
Gedenktafel am Elternhaus. Die für Winterer wurde in Ettenheim 1950 in Anwesenheit
des Freiburger Oberbürgermeisters Hoffmann eingeweiht. Sie ziert seitdem das
Haus in der Nähe von Rathaus und Kirche, in dem Otto Winterer 1846 geboren
wurde. Hier verbrachte er in bürgerlich-kleinstädtischer Beschaulichkeit seine Kindheit
. Er besuchte die Bürgerschule am Ort? die immerhin einen akademisch gebildeten
Leiter hatte. Parallel dazu erhielt er Lateinunterricht durch den Pfarrer, um den
Anschluß an das humanistische Gymnasium zu schaffen. Ob hier der Pfarrherr einen
Theologen gewinnen wollte oder aber ehrgeizige Eltern dem Sohn das bestmögliche
Rüstzeug mitgeben wollten, muß offen bleiben. Der Blick in den Stammbaum der
Mutter „Tochter des Stadtschultheißen Kollofrath" läßt den letzteren Gedanken zu.
Auch bei den väterlichen Vorfahren gibt es Indizien in dieser Richtung: Der Großvater
war Schultheiß und Mühlenbesitzer, der Vater übrigens neben seinem Bäckerberuf

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