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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 196
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retts ermöglichte den Aufbau von Verbindungen zu anderen badischen Städten. Mitte
1944 hatte die BSW zahlreiche Ortskommittees, unter anderem im Karlsruhe, Heidelberg
, Mannheim und Offenburg. Außerdem nahm die BSW Kontakte zu ähnlichen
Gruppen in Wien, Innsbruck und Prag auf. In München gelang es ihr, Kontakte zur
Antinazistischen Deutschen Volksfront, einer Widerstandsgruppe deutscher Kommunisten
, herzustellen. In einem gemeinsamen Flugblatt forderten ADV und BSW den
Sturz der Hitlerdiktatur und die Beendigung des imperialistischen Kriegs und der
Menschheitsvernichtung.

Die weitverzweigte Tätigkeit der Organisation war der Gestapo nicht verborgen geblieben
. Seit 1943 gelang es ihr, die BSW zu infiltrieren, im März 1944 nahm sie in
Baden die ersten Mitglieder fest, und zwischen Mai und Juli verhaftete sie über 360
Angehörige des BSW und des Kampfbataillons. Im Herbst war die Organisation im
ganzen Reich endgültig zerschlagen, ihre Mitglieder wurden in die Konzentrationslager
Dachau und Mauthausen eingeliefert und dort ermordet.71

Aber der Funke des Aufstands glomm vielerorts weiter, besonders nach der Landung
der Alliierten: Im August und September 1944 wurden im Raum Freiburg etwa
zwanzig Ausländer verschiedener Nationalität von der Gestapo verhaftet, denen Arbeitsvertragsbruch
, Wehrkraftzersetzung, deutschfeindliche Äußerungen, Mitgliedschaft
in einer illegalen Organisation, Fluchtbegünstigung und dergleichen vorgeworfen
wurde; bei einem russischen Arbeiter fand man ein Gewehr und Munition; vom
Lilienhof bei Ihringen wurden 18 Russen versetzt, weil sie revoltiert hatten. Gegen
Ende des Krieges stellten die deutschen Behörden unter den Ausländern eine große
Unruhe fest, deren Ursache ihnen verborgen blieb und die sie nur als Anzeichen einer
Verschwörung deuten konnten.72

KZ-Häftlinge in der badischen Rüstungsindustrie

Die Bemühungen von Rüstungsdienststellen und Arbeitsämtern, Arbeitskräfte in die
Rüstung zu schleusen, ließen sich bald nur noch durch den rücksichtslosen Einsatz
der Häftlinge der Konzentrationslager durchführen. Vörreiter hierbei waren die Betriebe
der Flugzeugindustrie, in denen KZ-Häftlinge zur Jahreswende 1943/44 bereits
so zahlreich waren wie Kriegsgefangene und russische Zivilarbeiter in anderen
Rüstungsbereichen.73 In Baden waren das in erster Linie die Werke der Daimler-
Benz AG in Mannheim, Gaggenau und Obrigheim, und die Dornier-Werke in Friedrichshafen
.

Im Mannheimer Benz-Werk war im September 1944 fast jeder zweite Arbeiter ein
Zwangsarbeiter, darunter mehr als 1000 KZ-Häftlinge.74 Auch im Hauptwerk Gaggenau
arbeiteten 1500 bis 2000 Häftlinge, die von den Lagern Schirmeck-Vorbruck
und Natzweiler-Struthof geliefert wurden. Sie waren in Außenlagern in Weisenbach,
Rotenfels, Neuenbürg und Rastatt untergebracht und führten Räumungsarbeiten auf
dem zerstörten Teil des Werksgeländes sowie Transportarbeiten aus. Unter ihnen waren
Widerstandskämpfer, französische und britische Kriegsgefangene, die wegen
Flucht, Sabotage und anderen Delikten in das sogenannte Sicherungs-Verwahrungsla-
ger Schirmeck-Vörbruck im Elsaß eingeliefert worden waren. Fast 500 der Häftlinge
waren Frauen.75

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