Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 207
(PDF, 29 MB)
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stand: die Konfektionsindustrie. Bis ins 20. Jahrhundert hinein hatte jedoch der Handel vorrangige
Bedeutung, — Ausführliche Literaturhinweise und Anmerkungen bereichern diese
Vergleichs Studie, die durch ein Namen- und Sachregister vervollständigt wird. Gewünscht
hätte man sich die eine oder andere Graphik, die das reichhaltige Zahlenmaterial übersichtlicher
dargeboten hätte.

Norbert Ohler, Von Grenzen und Herrschaften. Grundzüge territorialer Entwicklung im
deutschen Südwesten. Heft 4, Büh l/Baden 1989.

„Der Reiz dieser alten Kulturlandschaft besteht gerade in ihrer Vielgestaltigkeit" (89), betont
N. Ohler und weist damit einen neuen Weg, den sog. „Flickenteppich" zu sehen. Dieses Bild
läßt außer acht, daß die vielen Kleinstaaten zusammengehalten wurden durch den Uberbau
des Heiligen Römischen Reichs. Wie es nun zur Herausbildung all dieser Territorialherrschaften
kam, wird in thesenhafter Kürze (7) mit Schwerpunkt im Mittelalter für Realschullehrer
auf einer Fortbildungstagung skizziert. Die Problematik der Grenzziehung bei Herrschaftsgebieten
wird deutlich, wenn man das Uberlappen von geographischen, rechtlichen, sprachlichen
oder gar biologischen Merkmalen (eindrucksvoll!) betrachtet, ganz zu schweigen von der
Fragwürdigkeit sog. „natürlicher" Grenzen (16), wie sie beispielsweise ein Fluß oder ein Gebirge
darstellt. Nur die Abgrenzung eines Gebietes schafft jedoch die Voraussetzung für die
Bildung von Territorialherrschaft. Kommt zur Herrschaft über das Land noch die Herrschaft
über Menschen hinzu, so kann sich aus dieser „Grund-Herrschaft" schließlich die Landesherrschaft
entwickeln. Diese etablierte sich vor allem dann, wenn die Zentralgewalt geschwächt
war (33).

Die Kirche trug viel zur Ausbildung von Landesherrschaft bei, da sie bereits über abgegrenzte
— und effizient geleitete — Verwaltungsbezirke verfügte aufgrund ihres territorial,
nicht personal begründeten Rechts. Es konnte nicht ausbleiben, daß die mächtige Kirche mit
der weltlichen Herrschaft in Kollision geriet, wie der Investiturstreit zeigte. Durch den Machtverlust
des Königs gewannen dann die Landesherrschaften an Einfluß, wie Ohler am Geschlecht
der Zähringer zeigt. Sie waren unter anderem wegen ihrer zahlreichen Städtegründungen
von Bedeutung für den Südwesten. Als zweites Beispiel für Landesherrschaft wurden
die Markgrafen von Hachberg ausgewählt, nicht zuletzt weil die gut erforschten Quellen auch
Einblick in den Alltag von Burgherr und Bauer erlauben.

Weitere Territorialherrschaften bildeten die Städte, die auf historischen Karten nur durch einen
Punkt (!) erkennbar sind, also wesentlich weniger ins Auge fallen als die flächigen Territorien
(58). Einige von ihnen, vor allem Reichsstädte, verfügten jedoch über ein beachtliches
MachtpotentiaL Der Zusammenschluß von Städten führte allerdings nicht zur Herausbildung
von staatlicher Herrschaft. Dies gelang dafür auf außergewöhnliche Weise in der Schweiz:
Aus einer genossenschaftlichen Bewegung heraus entstand in der Schweizerischen Eidgenossenschaft
ein stabiler Staat (66). Das „am meisten geschlossene Territorium im deutschen
Südwesten" (67) schufen schließlich die Grafen von Württemberg aus einem Sammelsurium
von Gütern und Rechten.

Politische Ereignisse wirkten auf all die im Verlauf der Jahrhunderte entstandenen kleinen
und großen Staatsgebilde ein und veränderten sie. Im Kleinen trennte die Reformation die Bürger
von Dorf zu Dorf, im Großen schuf Napoleon mit seiner radikalen „Flurbereinigung" (75)
neue Grenzen. Der Herrschaft der Klöster versetzte die Säkularisierung den Todesstoß, den
Städten, Ritter- und Adelsherrschaften nahm die Mediatisierung ihre Selbständigkeit. Nach
den Eingriffen durch die beiden Weltkriege schuf die Verwaltungsform 1971 einen fait accom-
pli, der einstige Grenzen zwischen Württemberg und Baden völlig verwischte. Aber: „Grenzen
von Territorien bedeuten keine Schranken ..(92). — Lebendig wird diese Abhandlung
zur Landesgeschichte durch die zahlreichen Kartendarstellungen, die die Entwicklung „ein-

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