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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1993/0129
In diesen Zusammenhang gehört auch die Geschichte vom Günterstäler Palmesel,
die aus dem Mittelalter stammen dürfte, und uns von dem Zisterzienserpater Pfaundler
erzählt wird.84 Einstmals hat die Stadt Freiburg — so berichtet er — einen Palmesel
für die Palmsonntagsprozession schnitzen lassen. Als der Esel fertig war und
durch Günterstal nach Freiburg transportiert werden sollte, war das Fuhrwerk trotz
aller Mühe in Günterstal nicht weiterzubringen, so daß der Palmesel daselbst bleiben
mußte. Nach dem Bericht von 1753 ist dieser Palmesel seinerzeit am Palmsonntag im
Kreuzgang des Klosters herumgeführt worden. Der Zisterzienserpater wollte für die
Richtigkeit dieser Geschichte seine Ehre nicht verpfänden, aber immerhin ist ein
Palmesel um die Mitte des 18. Jahrhunderts im Kloster vorhanden gewesen und vielleicht
auch noch 1795.

Die Kräuterweihe an Maria Himmelfahrt findet in Günterstal auch heute noch statt.
Wie früher werden Kräuterbüschel, die aus zahlreichen Kräutern, Blumen und Ähren
bestehen, zum Weihen in den Gottesdienst gebracht.85 Gleiches gilt auch von der
Fronleichnamsprozession. Auch dieses Kirchenfest wird heute noch mit einer eigenen
Prozession, sicher in bescheidenerer Form als damals, begangen. Bis nach dem
Krieg gab es Flurprozessionen, die zum Lorettoberg? nach Merzhausen und Adelhausen
(St. Cyriak) führten.86 Mit den Flurprozessionen sollte der Segen Gottes auf die
Fluren erbeten werden. Mit Kreuz und Fahnen zog man singend und betend durch
die heimatlichen Felder. Von Raufereien und ähnlichem wird von der mittelalterli-
chen Kirchweih in Günterstal berichtet. Auf Bitten der Äbtissin hat sie der Bischof
von Konstanz auf die kalte Zeit nach Allerheiligen verlegt,87 wodurch sich der Besuch
auswärtiger Gäste verringerte. Sie scheint danach keine Rolle im Jahreslauf
mehr gespielt zu haben.

Im „Liber Baptizatorum" sind eine Reihe von „Wallfahrten" auswärtiger Gemeinden
erwähnt, die jährlich zu festgesetzten Terminen nach Günterstal zur Verehrung
der Hl. Blutreliquie kamen. Genannt sind Pilgerfahrten aus Merzhausen, Adelhausen
, Bollschweil, Wittnau, Sölden, Ebnet, Kappel, St. Georgen und Horben, also aus
allen Nachbargemeinden.88

Bis in unser Jahrhundert wurde auf dem Hof der Familie Martin noch die „Heugeiß
" 89 gefeiert, wie die Altbäuerin dem Verfasser erzählte. Man verstand darunter
das große, festliche Essen, das der Bauer allen Beteiligten nach der anstrengenden
Heuernte, dem „Heuet" gegeben hat.90 Als man noch mit der Sense mähte, waren
auf dem Hof mehrere zusätzliche Taglöhner tätig. Sie begannen am frühen Morgen
und mähten, solange das Gras noch feucht war. Dann folgten die üblichen Arbeiten,
um das Heu trocken heim zu bringen. Die Bedeutung des Namens „Heugeiß" war
der Bäuerin nicht mehr bekannt. Unter diesem Ausdruck soll sich die alte Vorstellung
verbergen, in das letzte Bündel Heu habe sich ein geisterhaftes Tier geflüchtet. Auch
in Merzhausen und in verschiedenen Orten des Schwarzwaldes kennt man die „Heugeiß
".

Betrachten wir nun die einzelnen Stationen im Leben eines Menschen jener Zeit.
Die Geburt erfolgte zu Hause mit Hilfe einer Hebamme. Von den 1795 geborenen 9
Kindern sind die Zwillinge Josephus und Joannes des Nicolaus Drescher und der Maria
Drettlerin an ihrem Geburtstag verstorben und zwei andere Kinder bald nach der
Geburt. Ein Kind war unehelicher Herkunft.91 Der Vater eines unehelichen Kindes

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