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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0009
Zum Tympanon am südlichen Querhausportal

des Freiburger Münsters

Von

Michael Brunner

Erst in der jüngsten Forschung ist erkannt worden, daß die Verbindung der Zähringer
zum Freiburger Münster auch in der figürlichen Bauplastik der spätromanischen Ostteile
ihren Niederschlag gefunden hat. In einem 1990 veröffentlichten Beitrag hat
Adolf Reinle das Relief einer Pilgerkrönung, das in die Nord wand der Nikolauskapelle
des Freiburger Münsters eingemauert ist, überzeugend als Stiftung des Zähringers
Rudolf — Bischof von Lüttich und Onkel des letzten Zähringerherzogs Bertolds
V. — ii ^rpretiert1 Der vorliegende Beitrag ist einem anderen Relief gewidmet
, das meines Erachtens als weiteres Beispiel für die gezielte Einflußnahme der
Zähringer auf die figürliche Dekoration des Münsterneubaues angeführt werden
kann. Es handelt sich dabei um das Tympanonrelief des sogenannten „Nikolausportales
"2 am Südquerhaus des Freiburger Münsters (Abb. 1).

Das Tympanon beschränkt sich auf die hieratische Darstellung einer einzelnen
Sitzfigur; die Malereifragmente des Bogenfeldes sind spätgotisch und sollen uns in
diesem Zusammenhang nicht weiter interessieren. Die Relieffigur stellt einen auf
einem Faldistorium (Faltstuhl) thronenden Bischof dar, der in seiner Linken ein geschlossenes
Buch und in der Rechten den bischöflichen Krummstab hält. Da weitere
Attribute fehlen, ist eine Identifizierung des Bischofs so nicht möglich.3 Dennoch
gilt das Relief unwidersprochen als Darstellung des Bischofsheiligen Nikolaus von
Myra. Dabei ist zu bedenken, daß es sich bei dieser Zuweisung um eine recht junge
Überlieferung handelt^ die erst im vergangenen Jahrhundert entstanden ist. Heinrich
Schreiber, der bedeutende Freiburger Historiker, hatte es noch im Jahre 1820 im Rahmen
seiner ausführlichen Münsterbeschreibung nicht gewagt, den Bischofsheiligen
im Bogenfeld namentlich zu identifizieren.4 Erst Joseph Marmon gab ihm im Jahre
1878 den Namen, unter dem die Reliefftgur uns noch heute vertraut ist,5 Gestützt
wird die hypothetische Benennung von der allerdings ebensowenig überzeugenden,
im übrigen erst seit der Jahrhundertwende verbreiteten Vorstellung, daß der heilige
Nikolaus der vormalige Kirchenpatron des Freiburger Münsters sei: „Das Patrozi-
nium des Münsters wechselt [im Jahre 1218 im Zuge des Herrschaftswechsels über
die Stadt] vom hl. Nikolaus auf die vom Zisterzienserorden als Patronin bevorzugte
Muttergottes'4 (Werner Noack).6 Die Spekulation um den heiligen Nikolaus als mutmaßlichen
Münsterpatron wurde zum ersten Male im Jahre 1898 von Friedrich
Kempf vorgetragen.7 Johann Adam Kraus ist es gelungen, Kempfs These mit einleuchtenden
Argumenten zu entkräften; das Marienpatrozinium des Münsters be-

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