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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0053
pfeilers im Rahmen einer archäologischen Notuntersuchung Grabungen durchführte,
stieß nicht auf die von Geiges beschriebene Wappenmarke. Allerdings wurden dabei
dicht neben den Chorstrebepfeilern eine größere Anzahl von Skeletten gefunden:43
Interessanterweise vermutete Geiges aufgrund der besonderen Größe des Wappenzeichens
genau an dieser Stelle das Grab des Steinmetzenmeisters.44 Sei es aufgrund
von Kriegszerstörungen, Verwitterung oder Renovierungsmaßnahmen — heute ist
nicht mehr festzustellen, ob und in welcher Form hier ein derartiges Zeichen auftrat.
Wenn man von dieser problematischen Wappenmarke also einmal absieht, zeigt sich,
daß nach Geiges' eigenen Aufzeichnungen von insgesamt dreißig verschiedenen Zeichentypen
am Schwabentor und dem Chor der ehemaligen Franziskanerkirche beim
besten Willen nur vier übereinstimmende Formen auszumachen sind.45 Schon dieser
Sachverhalt deutet an, auf welch unsicherem Fundament Geiges' Feststellungen über
die Beziehungen zwischen den beiden Gebäuden, selbst nach damaligem Kenntnisstand
stehen.

Eine Sammlung der Steinmetzzeichen am Freiburger Münster wurde von Geiges
1896 im Auftrag des Münsterbauvereins begonnen.46 Allerdings erlauben diese un-
erschlossen gebliebenen Inventare selbst mit Hilfe des heute vorliegenden, weiteren
Materials keine Beurteilung der quantitativen oder qualitativen Ubereinstimmungen
von Zeichen an den frühgotischen Teilen des Münsters mit denen des Turmtores.47
Aber offenbar hat er auch am Münster solche, seiner Ansicht nach übereinstimmenden
Zeichen vorgefunden, aus denen er schloß, daß dieselben Steinmetzen, welche
die Quader des Domes so kunstvoll geformt und aufeinander gefügt, auch hier [am
Schwabentor, d, V.] den Zweispitz geschwungen^ hatten. Doch gelten für diese von
ihm vermuteten Beziehungen zwischen Münster und Schwabentor mit gleicher Berechtigung
die oben erläuterten, grundsätzlichen Einwände,

Daraus ergibt sich, daß die Steinmetzzeichen als Anhaltspunkt für eine solche Datierung
des Schwabentores nicht in Frage kommen.

Eine erneute dendrochronologische Untersuchung

Nach Abschluß der vor wenigen Jahren durchgeführten umfangreichen Renovierungsarbeiten
an diesem Turmtor wurde noch ein zweiter Versuch unternommen, mit Hilfe
der Dendrochronologie ein Baudatum zu ermitteln, Wieder wurde Ing. grad. Lohrum
mit der Untersuchung betraut.49 Die gravierenden Eingriffe, die das mittelalterliche
Bauwerk im Lauf unseres Jahrhunderts gleich zweimal über sich ergehen lassen
mußte,50 hatten schon die erste, eingangs angesprochene Analyse nicht erleichtert;
und auch die neuerlichen Recherchen mußten diesen Umständen Rechnung tragen.
Allerdings konnte, auch aufgrund des in den letzten Jahren zahlreicher gewordenen
Probenmaterials aus dem mittelalterlichen Freiburg, zuletzt doch noch ein Datum ermittelt
werden: Ein gekrümmter Eichenbalken, der sich stadtseitig über dem dritten
Obergeschoß in originaler Lage befindet, weist mit dem letzten Jahresring von 1261
bei einer Splintgrenze von 1251 auf ein Fälldatum um 1271 (± 10 Jahre). Bestätigt
und konkretisiert wird dieser Befund von einer Probe aus einem Tannenholz-Deckenbalken
über dem ersten Obergeschoß, für die bei vorhandener Waldkante als Zeitpunkt
der Fällung der Winter 1265/66 festgestellt wurde.51 Allerdings kann erst die

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