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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0102
schrittenen Lebensalter höchst ungewöhnlich ist. Obwohl er schon beachtlich mehr
als 90 Jahre zählt, ist er noch im Vollbesitz seiner außerordentlichen geistigen Kräfte.
Er hat keinen Minister, regelt alle Angelegenheiten selber und hält sich stets über
alles auf dem laufenden. Er steigt Treppen, kommt ohne jegliche Hilfe zur Kirche und
vermittelt den Eindruck, noch etliche Jahre zu leben. Sein Gefolge und die Hofhaltung
wirken sehr fürstlich, und als Großmeister auf Malta vermag er absoluter zu
herrschen und hat mehr Macht als die meisten souveränen Fürsten.46

Der Großmeister Emanuel Pinto de Fonseca starb am 24, Januar 1773. Während
des Leichenzuges von seinem Palast zur Konventskirche St. Johannes trugen die
sechs rangältesten Ordensritter die sterblichen Uberreste Pintos. Es waren dies
Zacco, Costaguti, Malyac, Courmont, Mazzei und Villefranche. In der Konventskirche
fand er seine letzte Ruhestatt. Der Großprior von Schauenburg und der Großprior
von Capua, Pietro Rosselmini, die Pilieri („die Säulen" die Oberen der Zunge), der
Großkanzler Marbeuf und der Admiral Rosselmini hatten auf dem Wege dorthin die
Ecken des schwarzen Samtüberwurfs getragen, den der Sarg verhüllte.47 Pinto bekam
ein eindrucksvolles Staatsbegräbnis, das ganz im Einklang mit seiner hervorragenden
Bedeutung in der langen Ordensgeschichte stand.

Beim Tode eines Ritters fielen 4/5 des Spoliums, d. h. seines Eigentums, zum Zeit-
punkt des Todes an den Orden. Uber das verbleibende Fünftel dagegen durfte er
testamentarisch frei verfügen, wenn er dazu die nötige Erlaubnis des Großmeisters
erhalten hatte.

Großprior von Schauenburg setzte am 4. Januar 1775, genau zwei Monate vor seinem
Tode, sein Testament auf. Zu diesem Zeitpunkt war er Komtur der Kommende
Villingen. Die Erlaubnis, über das gerade erwähnte Fünftel seines Eigentums testamentarisch
zu verfügen, hatte ihm der portugiesische Großmeister Anton Manoel de
Vilhena (1722—1736) erteilt. Das Testament ist in italienischer Sprache und in der
ersten Person abgefaßt, Schauenburg, körperlich bereits hinfällig, war aber im Vollbesitz
seiner geistigen Kräfte.48 Im unklaren über seine Todesstunde wollte er seine
letztwilligen Verfügungen treffen. Im Vorspann empfahl er seine Seele Gott, dem Allmächtigen
, seinem Schöpfer, und erflehte die Fürsprache der heiligen Jungfrau und
Johannes des Täufers, seines Namenspatrons.

Zu damaliger Zeit lebte Schauenburg in Floriana (Vorort der Hauptstadt Valletta),
in seinem eigenen Haus, zu dem ein angrenzender Garten gehörte.49 Dieses Immo-
biliareigentum vermachte er seinem ältesten Neffen, dem Baron Joseph Konrad. Als
Nacherben setzte er dessen Brüder ein, die ebenfalls Ordensritter waren: die Barone
Hannibal und Wilhelm von Schauenburg. Nach deren Ableben sollte das Eigentum
an die Familie in Herlisheim fallen. Darüber hinaus vermachte er Joseph Konrad
alle beweglichen Sachen, die sich zum Zeitpunkt seines Todes im Hause befanden.
An Hannibal sollte ein Kasten mit Silbergegenständen fallen. Schauenburg erklärte
in seinem Testament, nur wenig flüssiges Geld zu hinterlassen. Seiner Eminenz,
dem Großmeister, vermachte er zum Zeichen seiner Hochachtung ein ovales Gemälde
der Heiligen Jungfrau. Ferner bestellte er ein Jahresseelenamt, das dann in
der St. Johannes-Kirche begangen werden sollte, wofür er der Venemnda Assemblea
(Gremium der Ordensgeistlichen zur Verwaltung der Konventskirche) 500 Scudi
überschrieb.50 Gleichermaßen sorgte er für sein Jahresseelenamt in der Kirche des

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