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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0118
schaft der Musik hin. Er spielte selbst Klavier und mehrere Streichinstrumente, auch
begann er damals zu komponieren, „überaus schön und geschmackvoll" wie es
heißt. Bisweilen scheint ihn aber auch ein Anflug jener Melancholie überkommen zu
haben, an der schon sein Vater gelitten hatte. Häufig soll er Gespräche über den Tod
geführt haben, und stets hatte er einen Totenkopf auf seinem Schreibtisch vor sich.

Nicht ganz so deutlich erscheint uns Carolines Bild und Persönlichkeit. Ohne
schön genannt werden zu können, muß sie sehr anmutig gewesen sein. Ihre liebenswürdigen
Züge verwandelten sich erst später in das eher strenge und energische Gesicht
einer klugen, etwas harten Frau. Dieses äußere Bild entspricht auch durchaus
dem, was man sich später in der Familie von ihr erzählte. Ob ihr Charakter tatsächlich
so schwierig war, wie er nach den Aufzeichnungen ihres Mannes erscheint, ist
nicht mehr zu entscheiden. Von ihr sind nämlich nur wenig handschriftliche Notizen
erhalten, während Friedrich zu allen Zeiten einer offenbar Böcklinschen Familieneigenschaft
gefrönt hat, nämlich über alles und jedes ausführliche Memoranden anzufertigen
, in denen kein Detail vergessen wird. Aus seiner „Kurzen Beschreibung meines
Ehestandes" geht hervor, daß die beiden in nichts harmonierten. Während er gern
Freunde um sich hatte, machte sie sich nichts aus Geselligkeit, Dafür zog sie das
Stadtleben vor, während er lieber auf dem Lande lebte. Musik war ihr ein lästiges
Geräusch, und Literatur interessierte sie nicht. Zwar legte sie auf eine gutgeführte
Tafel wenig Wert, bestand aber auf einem unverhältnismäßigen Aufwand in der ganzen
Haushaltsführung. Eine monatelange Ehekrise, bei der die Verwandten vermittelnd
eingreifen mußten, resultierte aus einer Differenz über die Livreen der Jäger.
Auch in religiösen Dingen landen die beiden sich nicht. Friedrich war zweifellos ein
tief frommer Mann, wenn ihn auch Fragen der Konfession kaum berührt haben dürften
. Caroline dagegen bezeichnete sich selbst als Freigeist. So war ihnen selbst die
gemeinsame Freude an der Philosophie verwehrt, die an sich beide Teile lebhaft beschäftigte
. Auch Caroline war ja eine sehr gebildete und belesene Frau, die jahrelang
mit dem berühmten Philosophen Martin einen ausgedehnten Briefwechsel führte.
Daß beide gern Schach und Billard spielten, war kein Ersatz für alles andere, das sie
trennte, Auch die vielen Kinder haben nicht versöhnlich, sondern eher trennend gewirkt
. Im übrigen gewinnt man den Eindruck, als seien Carolines mütterliche Eigenschaften
schwach entwickelt gewesen; Kinder haben wohl mehr eine Last als eine
Freude für sie bedeutet. Von ihr stammt vermutlich auch jenes Interesse am Ubersinnlichen
und an Geistererscheinungen, das immer wieder in der Familie Böcklin
durchbrach. Noch als alte Frau bezeichnete sie sich als eine Schwärmerin, die viele
Erfahrungen mit der anderen Welt gemacht habe. Das Ableugnen der Dinge, die wir
mit unserer Vernunft nicht begreifen, sei eine elende Ausflucht der Unwissenheit,
schrieb sie ihrem ältesten Sohn.

So begann also Friedrichs Ehestand unter wenig glücklichen Auspizien. Seine Studien
, die so viel verheißend angefangen hatten, konnte und wollte er nicht mehr beenden
. Die damals unerläßliche Kavalierstour durch Europa durchzuführen, war ihm
jetzt unmöglich, und zudem bedrängten ihn akute Geldsorgen. Er hatte sich entschlossen
, die Schulden seines Vaters zu begleichen, wozu er rechtlich nicht verpflichtet
gewesen wäre. Das aber bedeutete große Einschränkungen. Infolgedessen
beschloß er? nach Rust zu ziehen und sich der Bewirtschaftung seines Gutes zu wid-

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