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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0124
Fleckenstein und das Windeck'sche Wappen gruppierte, da im 17. Jahrhundert die
Fleckenstein das erloschene Haus der Windeck beerbt hatten.

Allerdings hat Friedrich dieses Produkt seiner Phantasie nie ernstlich als Wappen
geführt. Gar zu übel hätten auch diese unbegründeten Ansprüche zu der höchst unerfreulichen
Situation gepaßt, in der sich die Böcklinschen Finanzen befanden. In den
Jahren, während derer er sich seinen Liebhabereien hingegeben hatte, waren die
Schulden beträchtlich gewachsen. Unglücklich geführte Prozesse, eine ungeschickte
Hand in landwirtschaftlichen Belangen, die immer größer werdende Familie, das alles
trug dazu bei, die Schulden in wenigen Jahren auf die ungeheure Summe von
80000 fl ansteigen zu lassen. Ein Arrangement mußte mit den Gläubigern getroffen
werden, und in einem Konkursverfahren mußte Friedrich den Großteil seiner Einkünfte
abtreten, so daß ihm aus dem Elsaß noch 1500 und aus den Ortenauer Gütern
noch 1900 fl verblieben. Da traf es sich gut, daß er in Kehl einige Zeit vorher den
Fürsten August-Friedrich von Anhalt-Zerbst kennengelernt hatte, einen höchst originellen
, aber reichen Herrn, der neben seinem Teil an Anhalt auch noch die wertvolle
oldenburgische Herrschaft Jever besaß. Wegen seiner ganz persönlichen Abneigung
gegen den König von Preußen hatte er schon 1758—63 sein Ländchen verlassen; 1764
schied er dann endgültig aus seiner Residenz in Zerbst, um nicht in der Nähe des
verhaßten Nachbarn leben zu müssen. Er zog zuerst nach Basel, später nach Luxemburg
und regierte seine Staaten bloß noch durch Briefe. Als eifriger Anhänger des
Kaisers wurde er 1768 Reichs-Feldmarschall-Lieutenant und hielt sich 2000 Mann
Truppen, die er nach auswärts verlieh. Seine Stunde schlug, als er die Hinrichtung
König Ludwigs XVL erfuhr; ab da versank er in tiefste Trauer, nahm kaum mehr
Nahrung zu sich und starb 6 Wochen später. Das Fürstentum Zerbst fiel an die anderen
anhaltinischen Linien, Jever erbte des Verstorbenen Schwester, die Kaiserin Katharina
IL von Rußland.

Dieser bemerkenswerte Herr nun nahm Friedrich unter die elf Obristen auf, die
seine Truppen kommandierten» Er ernannte ihn nämlich 1781 zum Oberst der Infanterie
beim 7, Bataillon, das in Holland Dienst tun sollte. Das Gehalt war auf 1140 Taler
festgesetzt. Das nächste Jahr scheint sich Friedrich denn auch tatsächlich bei seinen
Truppen in Amsterdam aufgehalten zu haben. Aber bald darauf wurde er vom Fürsten
als anhaltinischer Gesandter nach Wien geschickt, wo er fast ein Jahr blieb. Im
Dienste seines Herrn ist er auch in den folgenden Jahren viel auf Reisen gewesen,
und das Gehalt war so reichlich bemessen, daß er gut davon leben konnte. Nach
Friedrich-Augusts Tod erklärte ihm allerdings die neue anhaltinische Verwaltung,
„Serenissimorum nostrorum hochfürstliche Durchlauchten" sähen sich gezwungen,
inskünftig auf seine Dienste zu verzichten, da die Truppen aufgelöst würden, doch
übernahm ihn die russische Regierung in Jever als Kommandeur über ein kaiserliches
Bataillon. Am 28. April 1794 wurde er dann auf Befehl von St. Petersburg endgültig
pensioniert; er erhielt aber das Recht, sich kaiserlich russischer Oberst zu nennen,
die bisherige Uniform zu tragen und bekam ein Drittel der bisherigen Gage als Pension
.

So hatte Friedrich auch noch in der größten Not ein Mittel gefunden, seinen standesgemäßen
Train wenigstens einigermaßen aufrechtzuerhalten, wenn es auch kaum
eine Stellung war, die seinen wirklichen Fähigkeiten entsprochen hätte. Immerhin

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