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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0144
wertung erführ. Das neugebackene Königreich Württemberg übersandte einen der
hohen Würde entsprechenden, silbervergoldeten Kammerherrnschlüssel mit den königlichen
Insignien. Dagegen war jede Erinnerung an die alte Heimat des Geschlechts
ausgelöscht, Straßburg war jetzt Ausland, und nichts in der französischen
Provinzstadt erinnerte mehr daran, daß noch vor wenigen Jahren Friedrich hier eine
Stellung beim Rat hatte einnehmen können, wie es ihm auf Grund seiner Abstammung
zugestanden war. Zahlreiche Briefe wurden mit Bekannten gewechselt, die sich
in gleicher Lage befanden. Über die Behandlung der Mitglieder der früheren Reichsritterschaft
korrespondierte er gern mit dem „alten Busenfreund" Berstett, dem letzten
Städtmeister von Straßburg und letzten Präsidenten der Ortenauer Ritterschaft.
Mit dem badischen Konstitutionsedikt, das die neue Rechtsstellung der ehemaligen
Reichskavaliere als großherzogliche Untertanen regelte, waren beide wenig zufrieden
, besonders da die ehemals landsässigen Breisgauer Familien ihnen gleichgestellt
wurden. „Glücklich die Toten, die nicht mehr in diesen dramatischsten Stunden der
Geschichte leben müssen", schrieb er dem Vetter Rathsamhausen in Nonnenweier,
einem höchst konservativen Gesinnungsgenossen.

Fand sich Friedrich also nunmehr in eine neue Situation gestellt, die wenig dazu
angetan war, seinen Wünschen zu entsprechen, so hat er seinerseits das neue Jahrhundert
damit begonnen, seine Familie und seine Zeitgenossen gründlich zu schockieren
. Das Gerede um das sog. Jägermädel war nie ganz verstummt. Bald nach ihrer
Scheidung protestierte Friedrichs Frau beim Direktorium der Ritterschaft dagegen,
daß er sich in einem Inventarium als Schuldner seines Jägers bekannt habe. Derartige
Aufstellungen seien ihr und ihren Kindern abträglich, meinte sie, wohl nicht ohne
Grund. Friedrich aber wehrte sich gegen solche Unterstellungen und bezeichnete sie
als „ungereimt und ohnnützlich." Uberhaupt sei dieser Schritt der Madame, — so
nannte er seine Frau, — nur aus „althergebrachter Zwietracht gedachter höchstübel
beratener Dame" zu erklären.

* r.

Als Friedrich dann wieder ständig Rust bewohnte, nahm er zum Arger der Umwelt
Anna Maria Herr als Haushälterin zu sich. Er sei eben leider nicht reich genug,
sich einen Maitre d'Hotel zu halten, sagte er entschuldigend. Zum Skandal für die
ganze Gegend aber wurde diese Affaire erst, als im Herbst 1800 auch noch ein junges
Mädchen erschien. Katharina Friederike Dankwohl genannt, angeblich ein armes
Waisenkind. Friedrichs ältester Sohn war aufs höchste beunruhigt, als er davon
erführ, und er beorderte den Schafftier von Nonnenweier, Samuel Haubert, nach
Rust, um Erkundigungen einzuziehen. Dieser berichtete nun seinem Auftraggeber
folgendes:

Die Jungfer Dankwohl sei, nach Aussagen des Rüster Schloßherrn, die 1785 geborene
Tochter eines ehrbaren kölnischen Beamten. Sie sei auf der Flucht geboren worden
und zwar in Mainz, da ihre Eltern damals wegen der Revolution aus ihrer Vaterstadt
hatten flüchten müssen. Mit einigem Recht machte Haubert auf die Tatsache
aufmerksam, daß von einer Kölner Revolution anno 1785 sonst nichts bekannt sei.
Die Eltern hätten dann das Kind in Mainz bei einem Kaufmann in Verwahrung gegeben
und seien herumgeirrt, bis sie sich in Bischheim im Elsaß seßhaft machten, also
einem Böcklinschen Dorf. Schließlich seien sie dann nach Rust gezogen, und dahin
hätten sie auch ihre Tochter nachkommen lassen. Nun aber seien die Eltern plötzlich

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