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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0169
Abb. J3 Vermutlich ein Szenenfoto der von der Filmzensur beanstandeten „Orgie" im Palast des Pilatus.

(Foto: Filmprogramm)

links im Hintergrunde Pilatus, und kosen mit jungen Mädchen (teils Großaufnahmen
). Es erscheint eine Tänzerin, die in der Mitte der Szene einen Tanz aufführt."
Damit Der Galiläer in Deutschland zur Vorführung vor Jugendlichen zugelassen
werden konnte, fielen 53 von 1226 Metern Film der Schere zum Opfer.73

Am 13. November fand im Marmorhaus die Pressevorführung statt.74 Die Fachjournalisten
erlebten eine Geschichte, deren Schlußszene gegenüber der Freiburger
Bühnenfassung eine bemerkenswerte Variante aufwies. Der Galiläer endete nicht
mit der Verkündigung der Auferstehung, sondern in einer Apokalypse: Nachdem Jesus
seine letzten Worte am Kreuz gesprochen hat, bricht Finsternis über Jerusalem
herein, ein Erdbeben zerstört die Stadt und vertreibt ihre Bewohner.75 Indem die
Strafe für den Tod des Messias die Bewohner von Jerusalem stellvertretend für das
jüdische Volk ereilt, erhält der Film eine antisemitische Stoßrichtung, die auf das
Matthäus-Evangelium (Mt. 27.25) zurückgeht: „Da antwortete das ganze Volk und
sprach: Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!" Auf diese Stelle berufen sich
christliche Antisemiten seit fast zweitausend Jahren, um die heute noch gelegentlich
vertretene „Selbstverfluchungsthese" dogmatisch abzusichern, aus der sie eine Kollektivschuld
der Juden am Tod des Messias bis auf die Kindeskinder ableiten.76

Diesen Aspekt ließ die Fachpresse jedoch unbeachtet. Sie zeigte sich durchweg
beeindruckt, vor allem von der Leistung des Regisseurs: „Buchowetzkis Regie gab
dem Ganzen die knappe, straffe Form, bändigte die Massen mit sicherer Hand,"77
schrieb der Berliner Börsen-Kurier. Dieser Aspekt der Regiearbeit hatte auch den
Kritiker des Düsseldorfer Kinematographen beeindruckt: „Die Inszenierung der
Volksmenge, das sie aufpeitschende Eingreifen der Priester, die Szene vor dem Statt-

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