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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0175
nachten 1930 schlug Georg jr. der Freiburger Stadtverwaltung vor, zusammen mit seinem
Vater eine Neuauflage der Passionsspiele von 1921 zu inszenieren.103

Als Adolf Faßnacht vom Alleingang seines Neffen erfuhr, beeilte er sich, seinerseits
eine Neuinszenierung der Freiburger Passion aus dem 16. Jahrhundert „in großer
Aufmachung" anzubieten.104 Hier stieß das Unternehmen aber nicht mehr auf
viel Entgegenkommen, nachdem man inzwischen über das Auswärtige Amt Erkundigungen
über die Vorgänge während der Nordamerika-Tournee eingezogen hatte. Der
Intendant des Stadttheaters, Dr. Krüger, stellte in einem Schreiben gar bündig fest:
„Faßnachts wollen doch nur wieder nach Freiburg kommen, weil sie in Amerika abgewirtschaftet
haben."105 Um die Jahreswende 1931/32 kehrte Adolf Faßnacht
schließlich nach Deutschland zurück.106 Sein Ensemble war auseinandergebrochen,
nachdem zuletzt rechtliche Auseinandersetzungen zwischen der Direktion und
Schauspielern, die sich um ihre Gage geprellt sahen, die unerfreuliche Begleitmusik
zur zweiten Tournee der „Freiburger Passionsspiele" in Nordamerika gespielt hatten.
Am 1. April 1934 wurde das Tourneetheater von Adolf Faßnacht in Johnstown, Pa.,
aufgelöst.107 Von nun an verlieren sich seine Spuren,

Epilog: Die Trümmerpassion

Georg Faßnacht ließ sich in Karlsruhe nieder und führte das Familienunternehmen
in Deutschland weiter. Bei Tourneen im In- und Ausland stand er nun selbst als Jesus
auf der Bühne. Unter dem Titel „Freiburger Pässiespel" fanden beispielsweise zwischen
dem 26. Juni und 3. Juli 1938 im Sportpalast von Antwerpen vier Vorstellungen
in einer flämischen Ubersetzung statt. Faßnacht verließ sich, wohl nicht nur in diesem
Fall, weitgehend auf nichtkommerzielle Sponsoren: Veranstalter war eine katholische
Kulturvereinigung, das „Rerum-Novarumcomite" von Antwerpen, dessen
Vorsitz der belgische Verkehrs-, Post- und Rundftmkminister H. Marek hatte. Der
Erzbischof von Mechelen, Kardinal van Roey, übernahm die Schirmherrschaft. Als
Darsteller wirkten zahlreiche Bühnenvereinigungen mit, ein Symphonieorchester und
Dutzende von Chören und Solisten führten die Musik auf, die aus Werken von Bach,
Händel, Beethoven, Wagner und anderen Komponisten zusammengestellt worden
war.108

Es dürfte eine der letzten Auslandstourneen von Georg Faßnacht gewesen sein.
Nach eigener Auskunft untersagten ihm die nationalsozialistischen Behörden schon
vor dem Krieg Reisen ins Ausland, während des Krieges hatte er auch in Deutschland
Berufsverbot. Schließlich wurden Kostüme, Kulissen und Requisiten ein Raub der
Flammen.109

Nach dem 2. Weltkrieg führte er in Freiburg noch einmal, zum letzten Mal, sein
Passionsspiel auf. Unter dem Patronat von Erzbischof Groeber kam der Erlös bom-
bengeschädigten Freiburgern zugute. Vom 4. bis 15. August 1946 fanden sich täglich
um 15 Uhr tausende von Zuschauern an der Nordseite des Münsterplatzes zu den Vorstellungen
ein, für die die Ruinen der ausgebrannten Häuser die bizarre Kulisse abgaben
.

Mit keinem Wort erwähnte Georg Faßnacht im Textbuch, daß jahrzehntelang sein
Bruder die treibende Kraft des Unternehmens gewesen war und den Jesus gespielt

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