Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
114.1995
Seite: 15
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der älteren Sandstein-Rinne wurde 1989 ergraben (Abb. 4, dort Nr. 14). All dies ist
abgeräumt: Das heutige, den Touristen und dem Freiburger Stadtbild zuliebe neugeschaffene
„Bächle" verläuft oberhalb der Betondecke einer Tiefgarage.

Archäologische Befunde zum Nivellement der Innenstadt-Straßen

Wenn auch das Straßenniveau der Freiburger Innenstadt seit langer Zeit gleich geblieben
ist, so entspricht doch das heutige Stadtrelief keineswegs dem Geländeverlauf der
Stadtgründungszeit. Es ist seit einiger Zeit bekannt, daß die hochmittelalterliche
Oberfläche deutlich tiefer lag20. In vielen Häusern der Altstadt zeigen vermauerte
Türen zu Straße oder Hof an, daß das Straßenniveau seit dem Hochmittelalter beträchtlich
gewachsen ist — die ehemaligen Erdgeschosse dieser Häuser sind zu Kellerräumen
abgesunken. Auch bei Bauarbeiten in den Straßen hat man immer wieder
beobachtet, daß der anstehende Kies erst 1,8 bis 2,9 m unter der heutigen (= spätmittelalterlichen
) Straßenoberfläche ansteht, die also auf einer mächtigen Planierung
aufliegt. Da jeder weiß, daß heutige Städte oft auf dem „Kulturschutt" älterer Zeiten
stehen (wie Rom oder Köln) und daß man sich im Laufe der Zeit „hochgewohnt" hat,
ist man Ursachen und genauer Zeitstellung dieser Gelände Veränderungen kaum jemals
nachgegangen — dies gilt nicht nur für Freiburg, sondern sogar für die Städte
mit römischen Wurzeln. Noch 1992 wurde für die Oberstadt von Breisach ohne genaueren
Nachweis behauptet, die zahlreichen Erdschichten, die sich im Unterbau der
Straßen abzeichnen, wären „durch abgelagerten und festgetretenen Abfall" entstanden21
. Für Freiburg hat erstmals J. Diel 1981 die Straßenaufhöhung mit der Anlage
der Bächle in Verbindung gebracht und in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert22
.

Genauere Informationen über die „archäologische Geschichte" von Straßen lassen
sich nicht bei raschen Beobachtungen während Bauarbeiten und in offen liegenden
Leitungsgräben gewinnen, sondern nur durch sorgfältige Grabungen, bei denen das
Erdreich von Hand abgetragen wird. Erst danach können auch knapp dokumentierte
Beobachtungen interpretiert werden: Ein archäologisches Puzzle setzt sich immer aus
sicher fixierten und aus hypothetisch angepaßten Teilen zusammen. Private Bauherren
und die Stadt Freiburg haben solche planmäßigen Untersuchungen inzwischen
mehrfach ermöglicht, jeweils im Vorlauf zu größeren Baustellen: 1989 in der Gauchstraße
, 1991 in Unterlinden und 1992 in der Herrenstraße. Die heutigen Straßen sind
allerdings im Nord- und Westteil der Altstadt nach dem Wiederaufbau breiter als in
der Vorkriegszeit: Aufgrabungen im Straßenraum erfassen also nicht unbedingt die
mittelalterliche Straße23.

In Gauchstraße und Unterlinden war der anstehende Schotter des Freiburger
„Stadthügels" seit dem Ende der Eiszeiten von einer 0,2 bis 0,7 m dicken Schwemmlehm
-Schicht bedeckt, die Wald und Wiese trug. Hier im Nordwestteil der Stadt war
diese Schicht dünner als weiter östlich, wassergesättigt und von schlammiger Konsistenz
. Beim ersten Straßenbau hat man deshalb den Lehm weitgehend abgetragen und
dann einen kiesigen Straßenbelag aufgestampft (Abb, 4, 6, 7). Diese Schicht war so
fest, daß man sie nur mit Mühe von Hand abtragen konnte. In der Gauchstraße wurde
das Straßenniveau nach einiger Zeit mit einer kiesigen Planierung um 0,8 m erhöht,

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