Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
114.1995
Seite: 22
(PDF, 30 MB)
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ser erlaubt es nun? Umbauten und Neubauten, die von der Straßenaufhöhung bedingt
waren, mit dendrochronologischen Daten von Deckenbalken oder anderen Bauhölzern
zu verbinden33 (Abb. 13). Dabei zeigt es sich, daß alle Häuser aus der ersten
Hälfte des 12. Jahrhunderts noch mit dem niedrigen Straßenniveau rechnen (Oberlinden
10, 14, Salzstr. 18,20, Grünwälderstr. 18b). Dann gibt es eine Häufung von Daten
um 1175: Herrenstr. 34 (Neubau, Kellerdecke 1173), Herrenstr. 58 (Neubau, Mauerlatte
1176), Salzstr, 20 (Hochlegung des Erdgeschoß-Fußbodens, neue Tür, Kellerab-
tiefung; Schwelle 1184), Kaiser-Joseph-Str. 219 (Anbau mit verändertem Niveau, Kellerdecke
nicht lange nach 1173), Turmstr. 6 (wohl Neubau, Kellerdecke 1176). Die
bislang weniger genau zu datierenden Steinkeller der Häuser Münsterplatz 42 (Aufgehendes
aus Holz, Kellertür 1167 ±10) und Löwenstr. 4 (Kellertür mit vielleicht
zweitverwendetem Sturz von 1162 ± 10) gehören vielleicht ebenfalls in diese Gruppe
— bei beiden ist allerdings der Anschluß an die Straßenniveaus ungeklärt. Die zuvor
genannten Häuser verteilen sich über die gesamte Altstadt, vom Schwabentor bis zum
westlichen Altstadtrand; alle nehmen mit ihrem Erdgeschoßniveau auf das heutige
Straßenniveau Bezug. Die auffallende Häufung von dendrochronologischen Daten ist
in Freiburg einmalig und wäre bei einem normalen Stadtwachstum kaum zu erwarten
: hier ist, so kann man schließen, der Zeitpunkt der Straßenaufhöhung zu fassen.
Kurz vor 1173/75 hat man also in allen Altstadtstraßen mit dem erwähnten, hohen
Aufwand Erde aufgeschüttet und alle Straßen neu gepflastert — diese Arbeit dürfte
zahlreiche Monate in Anspruch genommen haben. Vor der vollständigen Fertigstellung
konnten allerdings keine Bächle fließen, so daß mit einem raschen Baufortschritt
zu rechnen sein wird. Nach 1175 nehmen alle Hausbauten auf das neue Straßenniveau
Bezug.

Das im Sparkassenareal 1910 dokumentierte romanische Steinhaus an der Franziskanergasse
scheint diesem Befund zu widersprechen. Der mit einem polyloben Bogen
verzierte Sturz des doppelten Rechteckfensters an der Giebelwand wird kunsthistorisch
1190/1200 bzw. 1230/50 datiert34. Das Haus rechnet jedoch noch mit dem alten
Straßenniveau „vor 1173/75". Die Daten hochromanischer Bauformen am Oberrhein
sind allerdings seit der Neudatierung des Wormser Doms (Baubeginn um 1120/30
statt um 1180) neu zu prüfen und normalerweise früher anzusetzen. Fächerfenster und
polylobe Bögen sind in der Tat schon vor 1180 faßbar35, so daß einer Datierung die-
ses Hauses um 1160/70 nichts entgegenstehen würde.

Es gibt schließlich noch einen archäologischen Befund der Zeit um 1200, der unmittelbar
die Existenz der Bächle bezeugt: Das älteste, an der Gauchstraße 1988/89
ergrabene Haus zeigt eine 0,2 m dicke, ca. 1 m in tief reichende tonige Isolierschicht
an der Außenseite des Kellers. Diese Isolierung sollte nicht aufsteigende Erdfeuchte
abhalten, sondern Oberflächenwasser — versickerndes Wasser von dem im Straßenraum
laufenden Bächle.

Parallelen

Durch die Straßen der Stadt fließende „Bächle" gab es nicht nur in Freiburg, auch
wenn sie hier zu besonderer Berühmtheit gekommen sind und als charakteristisches
Element des Stadtbilds bis heute gepflegt werden» Auch in Villingen gab es ein Netz

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