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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
114.1995
Seite: 107
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1995/0109
haupt „die zu Anfang der Proceßion vorangeführte Canonen und die auf den Sarg gelegte
Feld-Zeichen."

*29 Feldschlangen, den Kartaunen und Basilisken ähnlich, waren lafettierte Langrohrgeschütze des 15.
bis 18. Jahrhunderts in Vorderladermanier zur Verwendung in offener Feldschlacht. Als ganze
„Schlangen" verschossen sie gewöhnlich bis zu 20 Pfund, als halbe 15 Pfund. So finden wir sie schon
im „Weißkunig" dem berühmten Holzschnittwerk des Hans Burgkmair für Maximilian I. Cf. Johann
Sebastian Gruber, Neuer und Gründlicher Unterricht von der heutigen Fortification und Artillerie
in zwey Bücher verfasset, Nürnberg 1700, 2. Teil, Kap. XVXIX: Von Eintheilung der Schlangen
insgemein usw., p. 38 sqq.; Poten, Handwörterbuch, tom. 3, 1877, p. 270 sqq.; v. Alten, Hand
buch, tom. 3, 1911, s. v. Feldschlange, p. 545; Feldzüge des Prinzen Eugen, tom. 1, p. 228 247,
bes. die Übersicht p. 231; Reinhard Brühl et al. (Hrsg.), Wörterbuch zur deutschen Militärgeschichte
(= Schriften des Militärgeschichtlichen Instituts der Deutschen Demokratischen Republik), Berlin
21987, hier: tom. 1, p. 200 sq.

130 Als Vorläufer der militärisch organisierten Artillerie wurde die Kunst der Büchsenmeister oder Kon
stabler zunftmäßig gelehrt, ohne selbst Zunft zu sein. Das im 13. Jahrhundert aufkommende Ge
schützwesen besaß in den den Handwerkern entstammenden Büchsenmeistern fachlich versierte Ge
schützgießer und -bedienungen, die vornehmlich in Städten und festen Plätzen die örtliche
Verteidigung zu leiten im Stande waren und mittels Verträgen (sog. „Artikelsbriefe"; E. Frhr. v.
Stein, Fragmente aus der Geschichte des Geschützwesens, in: Oestreichische militärische Zeitschrift,
Wien 1838, 6. H., p. 311 332, hier: p. 327 sqq., zitiert einen solcher frühen Verträge zwischen
Kriegsherrn (hier Kaiser Friedrich III.) und Büchsenmeister aus dem Jahre 1444) den Kriegsparteien
als Artillerie unter Aufsicht des Feldzeugmeisters zur Verfügung standen. In zahlreichen Handschrif
ten dieser Zeit gaben sie ihre 'Geheimnisse' an die Lehrlinge weiter (cf. e. g. ein zeitgenössisches
Druckerzeugnis „Streyd-Buch von Pixen, Kriegsrüstung, Sturmzeug und Feuerwerckh" aus dem
14. Jahrhundert, ausführlich erläutert bei Jähns, Kriegswissenschaften, tom. 1, 1889, p. 382 ff, dessen
Weiterentwicklung das berühmte „Feuerwerksbuch" des Abraham von Memmingen aus dem Jahre
1414 darstellt (Jähns, p. 392 sqq.; Wilhelm Hassenstein (Hrsg.), Das Feuerwerksbuch von 1420. 600
Jahre deutsche Pulverwaffen und Büchsenmeisterei. Neudruck des Erstdruckes aus dem Jahre 1529
mit Übertragung ins Hochdeutsche und Erläuterungen, München 1941). Zusammen mit den zu ihrer
Unterstützung beigegebenen Stückknechten („Handlangern") wurden sie im 17. Jahrhundert militä
risch in Kompanien gegliedert. Als Angehörige der Ranggruppe der Unteroffiziere waren sie für die
Bedienung der schweren Geschütze zuständig; das Richten und Abfeuern der leichten Geschütze
oblag den „Schützen". Nach den eigens für die Büchsenmeister ausgestellten Artikelsbriefen sollte
dieser „kraut und loth nicht unnützlich verschiessen", „seine kunst ehrlich und wohl gelernet haben,
damit er allerhand stücke wisse zuzurichten, auszutheilen, zu laden und zu speisen", „sich der mäßig
keit befleißigen", „seine gebührliche instrumenta bey seinem stück haben" und „auch schreiben und
lesen können, damit er seine stücke im sinne behalte, die zu dieser kunst gehören". (Aus dem „Arti
culs-Brief vor die büchsenmeister" des Pfälzer Kurfürsten Johann Wilhelm vom 10. V. 1692, in: Cor
pus iuris militaris novissimum, oder neuestes Kriegs-Recht, Leipzig 1724, Sp. 773 778). Noch bis
ins 18. Jahrhundert hinein hielt sich in einigen Armeen die Bezeichnung Büchsenmeister für den Ge
schützführer. Cf. auch Poten, Handwörterbuch, tom. 2, 1877, s. v. Büchsenmeister, p. 144 sq.; Louis
von Malinowsky, Robert von Bonin, Geschichte der Brandenburgisch-preussischen Artillerie, 1. Teil,
Berlin 1840 (ND Wiesbaden 1982), p. 232 sqq.; Geschichte des Feuerwerkswesens mit besonderer
Berücksichtigung der brandenburg-preußischen Feuerwerker. Zum 75jährigen Gedenktage der Er
richtung der Kgl. Preuß. Oberfeuerwerkerschule zu Berlin, Berlin 1915; Wrede, K. u. K. Wehrmacht,
tom. 4, p. 637 sq.; Ferdinand Frhr. von Ledebur, Geschichte des deutschen Unteroffiziers, hrsg. vom
Reichsbund ehem. Berufssoldaten, Berlin 1939, p. 31 sqq. (flg. p. 164); eine ausführliche allgemeine
Übersicht bietet Erich Schoen (Bearb.), Geschichte des Deutschen Feuerwerkwesens der Armee und
Marine mit Einschluß des Zeugwesens, hrsg. vom Reichsbund Deutscher Feuerwerker, Berlin 1936,
Cap. II, p. 18 138, bes. 18 51, und, speziell für Österreich, Hugo Kerchnawe (Bearb.), Ehrenbuch
unserer Artillerie, hrsg. vom Reichsbunde der Artillerievereinigungen Österreichs, tom. 1, Wien 1935
[cit.: Kerchnawe, Ehrenbuch], p. 37 sqq.

131 Die mittelalterliche Schießtechnik bei der „Artollerey" bediente sich zum Entzünden der Ladung ei
nes an einem Ende glühend gemachten Eisendrahtes, der Zündrute, die zur Ausrüstung des Büchsen
meisters gehörte. Bei fortgeschrittener Waffentechnik wurde daraus der Stab, auf welchen die sog.

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