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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
114.1995
Seite: 108
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Feuerfahne, ein zumeist zweihälsiger, in Vogelköpfen endender Luntenhalter (in der kaiserlich österreichischen
Armee als Doppeladler gedeutet) aufgeschraubt wurde. Die um die Zündrute gewickelte
Lunte endete in den offenen Vogelschnäbeln; sie galt als Wahrzeichen der Büchsenmeister. Damit
mußten sie allmorgendlich vor dem Logis des kommandierenden Offiziers erscheinen, um ihren
Tagesbefehl entgegenzunehmen (Lünig, Corpus iuris militaris, tom. 2, p. 1039). Cf. allgemein bei
Poten, Handwörterbuch, s. v. Zündruthe, tom. 9, 1880, p. 389» und idem, s. v, Feuerfahne, tom. 3,
1877, p. 294. Eine Abbildung eines Büchsenmeisters mit seinem Standes zeichen bei Kerchnawe,
Ehrenbuch, p. 51.

t32 Die sich zumeist aus den Reihen der Bergleute, Bauhandwerker und Zimmerer rekrutierenden Mi-
neure bildeten seit dem 30jährigen Kriege einen Sonderzweig der technischen Truppen, dem die
Sprengvorbereitung und der unterirdische Minenkrieg oblag. Prinz Eugen errichtete 1716 eine Mi-
neur-Abteilung, die — nach Ausbau in den Jahren 1748 und 1762 zu einer Mineur-Brigade mit 4 Kompanien
— als Mineur-Korps 1772 von der Artillerie getrennt und zu einer selbständigen Truppengattung
umgestaltet wurde (die Entwicklung in Preußen verlief ähnlich; cf. hierzu Udo von Bonin,
Geschichte des Ingenieurkorps und der Pioniere in Preußen, 2 Teile, Berlin 1877/78, hier: 1. Teil,
p. 189—207). Für die Festung Freiburg i. Br. nennt das österreichische Generalstabswerk zu den
Feldzügen des Prinzen Eugen (II. Serie, tom. 1; Spanischer Successions-Krieg, Feldzug 1708. Nach
den Feld-Acten bearb. von Alexander Kirchhammer, Wien 1885, p, 67) 68 Geschütze und 12 Mörser
sowie nur 36 Büchsenmeister und 12 Mineure, was Harrsch zu der Weigerung veranlaßle, Artilleri
sten und Mineure auf den italienischen Kriegsschauplatz abzugeben. Die Mineure gingen im letzten
Viertel des vergangenen Jahrhunderts im Pionierkorps (Festungspioniere) auf. Cf. v. Alten, tom. 6,
1914, s. v. Mineure, p. 498 sq.; allgemein hierzu Ernst Aichner (Hrsg.), Sonderausstellung Pioniere,
Ingenieurtruppen in vier Jahrhunderten (= Veröffentlichungen des Bayerischen Armeemuseums,
tom, 2), Ingolstadt 1981.

133 Bei dem geringen militärischen Organisationsgrad und der zahlenmäßigen Beschränkung der Artillerie
im 17. Jahrhundert wurden fallweise sog. Handlanger-Kompanien, auch Artillerie-Füsiliere ge
nannt, zur Unterstützung der Geschützbedienungen angeworben. Später hatten die Infanterie-Regimenter
entsprechende Mannschaften unter Aufsicht deren Vorgesetzter als Handlanger abzustellen.
Die Mängel dieses Systems führten schließlich 1758 zur Aufstellung einer speziellen Handlanger
Truppe. Cf. Wrede, K. u. k. Wehnnacht, tom. 4, p. 257 265.

!34 Die im 17. Jahrhundert zuerst im Festungskriege aufkommenden Granatenwerfer wurden unter Louis
XIV. seit 1667 in Stärke von vier Mann pro Kompanie etatisiert; Österreich, Preußen und Bayern folg
ten bald darauf. Von Frankreich übernahm Österreich auch die Eigenart der Uniformierung in Gestalt
einer Bärenfellmütze statt des breitkrempigen Hutes, der beim Handgranatenwurf hinderlich gewesen
wäre; Preußen und Rußland dagegen statteten ihre Grenadiere mit einer mit metallenem Vorderschild
versehenen, hoch aufgerichteten Grenadiermütze aus, die auch den Elitecharakter dieser Truppe betonen
sollte. Veränderte waffentechnische und taktische Gegebenheiten führten zu einem Bedeutungs
verlust der Grenadiere, die nun in besondere Kompanien zusammengefaßt und im Kriegsfälle als ge
schlossene Bataillone im Einsatz standen. Das Vorrecht, den Grenadiermarsch, ursprünglich ein
reiner Trommelmarsch, schlagen zu dürfen, stand in der österreichischen Armee nur dem Infanterieregiment
42 für dessen Einsatz bei Wagrarn 1809 zu, was die Stellung der Grenadiere im Heeresge-
füge kennzeichnen dürfte. Cf. v. Alten, Handbuch, tom. 4, 1912, p, 368.

135 Die ursprünglich zur leichten Infanterie zählenden Musketiere, die ihren Namen von der Muskete,
einem Luntenschloßgewehr des 16. und 17. Jahrhunderts ableiteten, bildeten neben den Pikenieren
die Hauptwaffe der Fußtruppen der europäischen Armeen. Die Entwicklung vom Radschloß- zum
Steinschloßgewehr und dessen Verbesserungen im Ubergang vom 17. zum 18. Jahrhundert ließ die
Musketiere zur Hauptwaffe der nun linear aufgestellten Infanterie (Grenadiere und Füsiliere) und ihren
Namen zum Synonym für die Infanteristen überhaupt werden. Cf. v. Allen, tom. 6, 1914, p. 664.

136 Die aus der taktischen Einheit des „Fähnleins" der frühen Söldnerheere hervorgegangene Kompanie
führte weiterhin als Richtungs- und Erkennungszeichen mit hohem Symbolwert eine Fahne, die sie
in Preußen bis 1787, in Österreich-Ungarn bis 1808 behielt. Im höfischen Trauerzeremoniell wurde
— ähnlich dem Pferdebrauch — zwischen Trauer-, Freuden-, Haupt-, Blut- und Provinzfahnen unterschieden
. Die in unserem Trauerzug mitgeführten elf Fahnen lassen angesichts der im Verhältnis
hierzu geringen Zahl der beteiligten Soldaten auf Abordnungen der jeweiligen Kompanien, die in
Freiburg seinerzeit stationiert waren, schließen. Einzig einem verstorbenen oder gefallenen Regi-

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