Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
114.1995
Seite: 128
(PDF, 30 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1995/0130
Der Reichsdeputationshauptschluß von 1803, mit dem kurz vor dem Ende des Heiligen
Römischen Reiches eine territoriale Neugestaltung Deutschlands herbeigeführt
wurde, sah auch die Aufhebung der süddeutschen Benediktinerabteien und die Säkularisation
ihres Besitzes vor. An die vergrößerte und in den Rang eines Kurfürstentums
erhobene Markgrafschaft Baden fielen die rechtsrheinischen Teile der Bistümer
Worms, Speyer, Straßburg, Basel und Konstanz sowie ein Teil des Bistums Würzburg
. Außerdem erhielt Baden eine Anzahl „namentlich und förmlich zur Entschädigung
angewiesener Stifter, Abteien und Klöster mit allen Gütern, Rechten, Kapitalien
und Einkünften zur freien und vollen Disposition des Landesherrn;'5 Darunter befand
sich auch die Abtei Ettenheimmünster. Nach jahrhundertelanger kirchlicher
Herrschaft brachten Klosteraufhebung und Säkularisation, also die Einziehung des
Kirchenguts durch die weltliche Gewalt, für das „Münstertal" und seine Ortschaften
nicht nur eine tiefgreifende Umstrukturierung der Besitzverhältnisse sondern auch
eine grundsätzliche Neuorientierung für Bevölkerung und Gemeinden.

Der badische Staat ging bei der Übernahme der Klöster im allgemeinen recht vorsichtig
vor. Im Falle Ettenheimmünsters traf dies allerdings nicht zu. Mit der Besitznahme
von Ettenheimmünster und Ettenheim wurde der Baron von Roggenbach betraut
, welcher badischer Landvogt in Mahlberg war. Zu Administratoren des Klosters
bestellte dieser zwei Geistliche, die mit dem bisherigen Abt unzufrieden waren, sowie
einen Beamten namens Stuber, der als ein erklärter Feind des Prälaten galt.6

Die Abtei befand sich zu diesem Zeitpunkt keinesfalls in einem Zustand, der ihre
Aufhebung dringlich gefordert hätte. Die klösterliche Gemeinschaft hatte sich im 18.
Jahrhundert abgesehen von ihrer seelsorgerischer Tätigkeit auch durch wissenschaftliche
und kulturelle Leistungen hervorgetan. Ihr wurde nun nicht nur die weltliche
Herrschaft abgesprochen, sondern auch jede Existenzmöglichkeit genommen. Die
Auflösung des Konvents, der noch aus dem Abt und 28 Konventualen bestand, erfolgte
im April 1803. Der letzte Abt Arbogast Häusler (seit 1793) lebte bis zu seinem
Tod als Pensionär in Offenburg. Ihm wurde eine jährliche Pension von 3 000 Gulden
bewilligt, eine Abfindung, mit der er sich im Vergleich zu anderen abgelösten Prälaten
schlecht behandelt fühlte und wohl tatsächlich auch war. So bat er in einem
Schreiben an das badische Bezirksamt um eine Zulage zur Pension, die ihm ein standesgemäßes
, würdiges Leben sichern würde. Hierbei wies er auch daraufhin, daß

• *

er „seit Übernahme des Civilbesitzes Schimpf und Schande ausgesetzt war und alles
stillschweigend erduldet" habe.7 Daraufhin erhielt er fortan 4 000 Gulden. 1820
richtete er eine „Prälatische Armenstiftung zu St. Landelin" ein, aus der die Armen
in den Orten der ehemahligen Klosterherrschaft unterstützt werden sollten. Diese
Stiftung wurde erst 1942 aufgehoben.8

Die Benediktinerabtei Ettenheimmünster hatte zuvor nie die Landeshoheit für ihr
vergleichsweise kleines Territorium erringen können, doch war sie bis zum Übergang
an Baden Verwaltungsmittelpunkt und wirtschaftliches Zentrum ihres Bereichs, Nach
amtlichen Schätzungen betrug das konfiszierte Klostervermögen 1 244 120 Gulden.9
Ettenheimmünster wurde nach der Säkularisation dem Oberamt Mahlberg unterstellt,
das ein Gutachten über die dem Kloster zugehörigen Güter und Gebäude erstellen
ließ. Hierbei wurden neben dem Klostergebäude selbst auch die zahlreichen zugehörigen
Wirtschaftsgebäude erfaßt. Um die Rentabilität der Gebäude zu prüfen, wurden

128


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1995/0130