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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
114.1995
Seite: 131
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1995/0133
zentrierten sich hauptsächlich auf die fabrikmäßige Verarbeitung von Tabak und
Zichorie. So plante auch der Unternehmer Karl Ludwig Wunderlich, den Gebäudekomplex
des ehemaligen Klosters Ettenheimmünsters zur Errichtung einer Zichorienfabrik
zu nutzen. Interessiert war er dabei hauptsächlich an den Nebengebäuden
und an der Mahlmühle, da er die vorhandene Wasserkraft nutzen wollte. In seinem
Gesuch um die Überlassung der Gebäude weist er auf seine große Erfahrung als Handelsmann
hin. Seine ausgedehnten Reisen ins Ausland hätten dafür gesorgt, daß er
jetzt mehr Aufträge habe, als er bisher bewerkstelligen könne.14 Außer dem Erwerb
der genannten Geäude strebte er auch noch die Überlassung von Ackern und Matten
an, um die Ernährung seiner Arbeiter zu sichern. Wunderlichs Antrag war Erfolg beschieden
. Zusammen mit dem Landschreiber Herbst aus Mahlberg, der zuvor das
Gutachten über die Veranschlagung der Güter des ehemaligen Klosters im Dienste
des badischen Amts vorgenommen hatte,15 konnte er die genannten Gebäude, das
Amtshaus und die beiden Sägemühlen pachten. Als Compagnie Wunderlich & Herbst
begannen sie, die Klostergebäude instandzusetzen und für die Einrichtung der Fabrik
vorzubereiten.

Landschreiber Herbst aus Mahlberg war im Jahr 1803 mit einem Gutachten über
die vom Stift Ettenheimmünster in Eigenbau bewirtschafteten Güter betraut wor-
den.16 An Ackern erfaßte der Besitz 159 Juchert und 6 Mannshaut, wovon 105 Ju-
chert 4 Mannshaut in Münstertal (neben der Bezeichnung für das Tal auch alter Ortsname
von Ettenheimmünster) und 54 Juchert 2 Mannshaut im Münchweierer Bann
gelegen waren. Der Umfang der Matten betrug 65 Juchert 4 Mannshaut. Hiervon
lagen 40 Juchert 5 Mannshaut in Münstertal, der Rest ebenfalls im Münchweierer
Bann. 10 Juchert und 7 Mannshaut Reben waren nahe beim Kloster gelegen, 16 Juchert
7 Mannshaut in Münchweier und 5 Juchert 1 Mannshaut im Ringsheimer Bann.
Die Größe des Ackerlandes stand in keinem Verhältnis zur Anzahl der Reben, Gärten
und Gemüsefelder. Der Weinbau spielte eine bedeutende Rolle in der Stiftsökonomie.
Die Abtei beschäftigte allein fünf Rebmeister. Mit dem relativ großen Anteil des
Rebenanbaus an der Klosterwirtschaft und mit dem damit verbundenen Düngerbedarf
ist wohl die umfangreiche Viehhaltung des Stifts erklärbar. Der Tierbestand umfaßte
im Durchschnitt zwölf Pferde, zwölf Ochsen, neun Kühe, zwei Stiere und sechzig
Schweine. Für seine Pflege und Nutzung wiederum war eine Menge Gesinde,
nämlich sechs Fuhrknechte, sechs Buben und zwei Mägde erforderlich. Der blühenden
Eigenwirtschaft der Abtei stand eine beträchtliche Anzahl armer von der Klosterherrschaft
abhängiger Privathaushalte gegenüber, denen oft nicht mehr als ihr Wohnhäuschen
gehörte. Im Münstertal gab es davon allein fast sechzig. Dadurch, daß das
Kloster die Anbauflächen im Eigenbetrieb bewirtschaftete, blieb ihnen als hauptsächlicher
Nahrungszweig das Holzmachen. Sie bekamen lediglich alle sechs Jahre ein
Stück Wildfeld zu Umbruch und Kartoffelanbau für fünf Jahre, auch das selbstverständlich
nur gegen die Abgabe des Zehnten. Keineswegs darf dies als Unterstützung
der Armen betrachtet werden, denn später konnten diese Acker vom Kloster mit Weizen
und mit Gerste bebaut werden. Der Ertrag an Kartoffeln muß vielmehr im Verhältnis
zur mühsamen Urbarmachung der Wildfelder als äußerst kärglicher Lohn angesehen
werden. Das Ackerland sollte nach der Klosteraufhebung diesen Verarmten,
denen nun auch die letzte karge Erwerbsmöglichkeit genommen war, überlassen wer-

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