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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
114.1995
Seite: 132
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1995/0134
den. Unklar war zunächst nur in welcher Form: als Lehen oder zu Eigentum.31 Der
Anreiz, die Wildfelder in Anbauflächen zu verwandeln, war natürlich größer, wenn
diese dann als Eigentum verblieben. Dem stand allerdings die große Armut der möglichen
Käufer entgegen. Selbst bei Entrichtung des Kaufschillings in acht bis zehn
Jahresterminen konnte ein einziges Jahr der Mißernte die Kauffahigkeit behindern.
Man entschloß sich letztendlich, die Güter zu gleichen Parzellen zu vermessen und
den Leuten des Münstertales zum Kauf anzubieten. Durch die Aufhebung des Klosters
fielen nun die Frondienste weg, so daß sie ungestört ihr Land bebauen und zudem
ihrem Taglöhnerverdienst im Wald nachgehen konnten. Im Brachjahr war es
möglich, Sommergewächse wie Klee oder ähnliches zu pflanzen.

Mit den Reben wurde anders verfahren. 33 Juchert des Reblandes lagen im Umkreis
von ungefähr einer Stunde Weg vom Kloster entfernt. Diese sollten unbedingt
beibehalten werden, da hier besonders gute Rebsorten angepflanzt worden waren, die
zudem sorgfaltig gepflegt wurden. Alles sprach dagegen, sie als Lehen zu vergeben:
die gute Lage, die leichte Anschaffung des Steckholzes und der schöne Klosterkeller.
Im gewaltigen Klosterkeller lagen Fässer mit einem Gesamtfassungsvermögen von
22 000 Ohm. Die meisten davon waren freilich leer und zum Teil auch nicht mehr
benutzbar, da nur ein Küfermeister und ein Knecht für alle Arbeiten angestellt waren.
Um die Reben zu erhalten, waren jährlich 60 bis 80 Wagen Dung nötig» Somit mußte
ein gewisser Viehbestand beibehalten werden. Das Vieh konnte wiederum nicht ge-
halten werden, ohne daß man Gesinde zu seiner Betreuung beschäftigte. Uberhaupt
war die ganze Ökonomie des ehemaligen Klosters so komplex, betonte Gutacher
Herbst einmal resigniert bei dem Versuch, die Zehntordnung aufzuheben, daß „wenn
man nur eine Fuge desselben verrückt, das ganze nicht mehr zusammenpassen will".
Die Reben wurden nicht als Lehen vergeben. Als Rebmeister wurde Hans-Jörg Gailer
verpflichtet, der für das Kloster bereits neun Jahre gearbeitet hatte. An Vieh sollten
fünf Zug Ochsen und sechs Kühe behalten werden. Zwei Knechte, ein Bub und eine
Magd waren dafür zuständig. Zudem mußte zur Grünfütterung weiterhin Klee ange™
pflanzt werden. Das Mähen und Trocknen des Heus sollte von Taglöhnern besorgt
werden.

Eine weitere Sorge galt dem Personal des ehemaligen Stifts. Ein Verzeichnis der
Bedienung, der Handwerker und Dienstboten des Klosters, das im Jahr 1802 erstellt
wurde,17 nennt als Bedienung einen Kutscher, einen Reitknecht und einen Vorreiter.
Das Personal, das zum täglichen Unterhalt bestimmt war, setzte sich aus einem Koch,
einem Küchenjungen, einer Handwerkerköchin und einer Besuchsköchin zusammen.
In der Beschließung arbeiteten eine Beschließerin, eine Bettenmagd, zwei Näherinnen
und eine alte Aufwäscherin. Zur Bedienung des Konvents gab es einen Anwärter
und einen Holzträger, der so alt und gebrechlich war, daß ihm auf alle Fälle das Gnadenbrot
zugesichert wurde. Als Handwerker waren im Kloster beschäftigt: ein Müller
, ein Bäcker, ein Bäckerjunge, ein Metzger, ein Küfermeister und zwei Küferknechte
, ein Schmied und ein Schmiedejunge, ein Schlosser, der zugleich auch
Salzausmesser war, ein Maurer, ein Schreinermeister mit einem alten und einem jun™
gen Schreinergesellen. Der Metzger wurde entlassen und sein Geschäft dem nahebei
wohnenden Vogt von Münstertal, einem gelernten Metzger übergeben.18 Diesem
war die Ausübung seines Handwerks nicht erlaubt gewesen, solange die Klostermetz-

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