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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
114.1995
Seite: 133
(PDF, 30 MB)
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gerei bestanden hatte. Der Klostermüller wurde ebenso wie der Bäcker des Stifts
übernommen, damit die in den herrschaftlichen Waldungen arbeitenden Taglöhner
ihr Mehl und Brot weiterhin in Ettenheimmünster kaufen konnten. Der Zeitaufwand,
den ein Gang nach Ettenheim bedeutete, sollte vermieden werden.19 Den Garten
versorgten ein Gärtner, zwei Gartentaglöhner und zwei Gartenmädel. Für den Wald
waren ein Revierjäger und fünf Waidgesellen zuständig. Als Feldpersonal hatte das
Stift einen Rebmann, einen Oberknecht, sechs Knechte, sechs Buben, einen Strohschneider
, der gleichzeitig auch das Amt des Nachtwächters ausübte, sowie eine Küchenmagd
, einen Schweinehirt und einen Hirtenbub beschäftigt. Die Mehrzahl der
Dienstieute wurde als entbehrlich entlassen. Die Schweinehirten sollten noch solange
im Dienst bleiben, bis die 70 Schweine, die sich nicht in der Mästung befanden, verkauft
waren.20 Bis ins Jahr 1822 läßt sich der Briefwechsel von ehemaligen Klosterbediensteten
mit dem badischen Oberamt in Mahlberg verfolgen: Entweder erhielten
sie bereits eine Pension und baten darum, diese zu erhöhen, oder sie versuchten,
ihren Anspruch auf eine Pension nachzuweisen.21

Die Klosteranlage wurde wie bereits erwähnt, im Jahre 1804 an die Lahrer Handelskompagnie
Wunderlich & Herbst verpachtet, die in den Gebäuden eine Zichorienfabrik
einrichtete. Als Pacht wurde die Summe von 1 200 Gulden festgelegt. Neben
den recht umfangreichen Stiftgebäuden hatte die Handelskompagnie auch den
früheren Wirtschaftsbetrieb des Klosters übernommen.22 Die Viehhaltung wurde
alsbald eingestellt. Und auch der Rebanbau erwies sich eher als Belastung. Er umfaßte
nicht nur die nahe beim Kloster gelegenen Reben, sondern laut Vertrag ebenfalls
die Weinberge im Münch weierer Bann. Das bedeutete aufgrund der Entfernung einen
weiten Weg für die Arbeiter, deren Arbeitskraft während dieser Zeit in der Fabrik
fehlte. Da es allerdings ausdrücklich im Interesse des Verpächters gelegen hatte, daß
der Rebanbau weiterbetrieben wurde, konnten Verhandlungen über eine Ablösung
erst 1809 aufgenommen werden.23

Eine Anhäufung verschiedener unvorhersehbarer Widrigkeiten trieb die Firma bereits
1811 in den Konkurs, 1812 wurde der Klosterkomplex für 50 000 Gulden an den
Handelsmann Helbing aus Lahr verkauft,24 der darin eine Zigarrenfabrik einrichtete
. Doch auch diese konnte sich nicht lange halten. Bereits 1826 verkaufte auch er
die Klosteranlage weiter. Für eine weitere gewerbliche Nutzung fand sich kein Interessent
mehr. Nach weiteren Veräußerungen — inzwischen waren bereits Teile der Gebäude
niedergelegt worden — erwarb 1865 der Fabrikant Maurer die restliche Anlage
zum endgültigen Abriß.25 Es wurde so gründliche Arbeit geleistet, daß mit Ausnahme
des Bades St. Landelin und der Wallfahrtskirche nur noch spärliche Reste des
einstmals so beeindruckenden Klosterkomplexes Ettenheimmünster übrig blieben.
Spätere Rekonstruktionen ergaben, daß es sich beim heutigen Gasthaus zur Sonne um
das ehemalige Meiereigebäude mit dem daran anschließenden Wagenschopf handelt.
Das heute als Klostermühle bezeichnete Gebäude war Teil des ehemaligen Amtshauses
des Klosters, wobei sogar die heutige Raumaufteilung mit der damaligen weitestgehend
übereinstimmen soll. Rekonstruieren ließen sich außerdem ein ehemaliges
Taglöhnerhaus und die ehemalige Waschküche. Von dem Hauptgebäude des Klosters
ist nichts mehr zu sehen. Auf den Resten wächst heute Gemüse. Von dem ehemaligen
Klostergarten ist lediglich noch eine Mauer vorhanden. Interessant sind allerdings

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