Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
114.1995
Seite: 169
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Baden führte, diesen rechtswahrenden Charakter des Archivs, weil er letztendlich
nicht zum Erfolg geführt hatte, hier wie andernorts fragwürdig werden — und ebnete
gerade damit einer neuen Zweckbestimmung den Weg. Diesen Weg, die Nutzung
der Archive als Stätten der historischen Forschung,29 hat Heinrich Schreiber beschritten
.

Ferdinand Weiß wird auf Schreiber nicht erst im Dezember 1813 aufmerksam geworden
sein, als dieser beim Besuch Franz' 1. in Freiburg als Vertreter der Studentenschaft
ein Huldigungsgedicht überreichen durfte. Er hat ihn, so scheint es, schon früher
über den herrschaftlichen Koch der Familie v« Baden, Xaver Ris, kennengelernt,
der, verheiratet mit einer Verwandten von Schreibers Mutter, bei der Hochzeit der
Eltern als Trauzeuge auftritt und dessen Tochter Anna die Patin Heinrich Schreibers
war — angesichts der engen und leicht überschaubaren Verhältnisse im damaligen
Freiburg konnten auch Verbindungen auf dieser Ebene, wie Schreibers Beziehung zur
Familie v. Wessenberg ebenfalls zeigt, von einiger Bedeutung sein.30 Die Zusammenarbeit
mit Ferdinand Weiß, die auf der (zunächst) gemeinsamen prohabsburgi-
sehen Uberzeugung gründete,31 setzte Ende 1815 ein, als Schreiber als Lehrer an
das Gymnasium berufen wurde. Im Vorwort zu seinem Urkundenbuch hat er geschildert
, wie Weiß seinem Interesse für historische Themen — „vorzugsweise zogen ihn
die heimathlichen Ereignisse an4' — „von Zeit zu Zeit durch Mittheilung von Archivstücken
Nahrung verschaffte". Weiß gab seine Schätze zunächst nur in kleinen Portionen
preis, und entfachte damit Schreibers Eifer und Ungeduld um so heftiger: „Allein
er überzeugte sich bald, daß der erfahrene Mann durch spärlichere Zutheilung gut
gethan hatte, indem er seinem jungen Freunde dadurch die nöthige Zeit ließ, sich bei
seinen ohnehin schweren Berufsarbeiten «. . nach und nach mit den Urkunden vollkommen
bekannt zu machen, und die zum Lesen und Verstehen derselben nöthigen
Kenntnisse zu erwerben."32 Weiß hat Schreiber also den Zugang zu den Quellen,
sicher auch paläographische Kenntnisse vermittelt, den in historisches Neuland wei-
senden Weg zu einer kritischen Sichtung der gesamten Uberlieferung, zu Quellenkritik
und systematischer Quellenedition und damit zu einer Geschichtsschreibung, die
die Zusammenhänge, Bedingtheiten und Wirkungen geschichtlicher Zustände zu erfassen
suchte — diesen Weg hat Weiß seinem Schüler nicht zeigen können. Hier
scheint Schreibers Freundschaft mit Ernst Julius Leichtlen wichtige Anstöße vermittelt
zu haben.

Der 1791 in Emmendingen geborene Ernst Julius Leichtlen hatte von 1810 bis 1813
an den Universitäten Heidelberg und Göttingen Geschichte, Archiv- und Registraturwissenschaft
sowie historische Hilfswissenschaften studiert. Nach der Archivarsprüfung
am Generallandesarchiv in Karlsruhe und Praktikantenzeit war ihm 1817 die Leitung
des großherzoglichen Provinzialarchivs in Freiburg übertragen worden.33
Schon bald muß er mit Schreiber bekannt und eng vertraut geworden sein: Dieser
hat seiner Freundschaft mit Leichtlen in der Rückerinnerung einen hohen Stellenwert
für seine Ausbildung als Archivar und Historiker beigemessen.34 Und dies wohl zu
Recht: Denn Leichtlen, dessen beruflicher Werdegang das früheste Beispiel einer
Archivarsausbildung im modernen Sinn bietet, gab Schreiber nicht nur Gelegenheit,
das von ihm geleitete Landesarchiv und seine Bestände genauer kennenzulernen, sondern
auch, fachlich fundiert über methodische Probleme einer urkundlich orientier-

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