Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
114.1995
Seite: 186
(PDF, 30 MB)
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zu erwarten, als von jenem allgemeinen in Frankfurt. Die Töchter, hoffe ich, werden
die Mutter übertreffen, oder doch gewiß, bei hinreichender Unterstützung, sehr würdig
ihr zur Seite stehen. Wird nur einmal alles, was die einzelne Stadt, das einzelne
edle Haus, Kloster oder Landesarchiv besitzt, gehörig zu Tage gefördert, so wird der
Geschichtschreiber erst im Stande seyn, die Züge zum grossen Bilde Deutschlands
zusammenzureihen.

Ich sprach daher auch in dieser Beziehung schon öfter mit mehreren Freunden, besonders
aber über die Art und Weise, wie ein solcher Verein eingerichtet werden, und
was er sich zum Zwecke setzen möge. Die Antwort hierauf scheint sehr leicht; aber
durch viele Beobachtungen glaube ich mich überzeugt zu haben, daß man den bisher
eingeschlagenen Weg gröstentheils verlassen müsse, um den Forderungen der Sache
genügend zu entsprechen.

Soll ein Provinzialverein wieder blose Materialien (Chroniken, Urkunden u.s.w.)
zu Tage fördern? Die gegenwärtige Einrichtung mehrerer bereits bestehender Vereine
scheint mir ganz dahin abzuzielen, und der deutsche Charakter entspricht auch dieser
Einrichtung vollkommen. Wir sind einmal gewöhnt, mit unsäglichem Fleisse zu sammeln
, ängstlich nach allen Seiten hinzublicken, ob nicht noch etwas vergessen seyn
möchte, Bände auf Bände zu häufen, kurz: wir bereiten lieber vor, als wir ausarbeiten
. Aber was gewinnen wir hiemit? — Vollgepfropfte Bibliotheken, die kaum durchgangen
werden, hunderte von Folianten, die kaum nach Jahrhunderten erst einen
Johannes von Müller3 als Bearbeiter finden. Euer Hochwohlgeboren wissen, um
nur ein kleines Beispiel anzuführen, wie es mit der sächsischen Geschichte steht. Die
hiesige Bibliothek zählt mehrere Schränke von dahin einschlagenden Materialien,
Chroniken, Urkunden u.s.w., aber noch ist mir keine Geschichte von Sachsen bekannt
, die nur im Geringsten dieser Materialien würdig wäre. Sollen wir nun bei den
übrigen Ländern auch so fortfahren, Bücher auf Bücher häufen, und Massen aufschichten
, die nicht einmal mehr ein Johannes von Müller bemeistern könnte? — Ich
glaube nicht; bei Provinzialvereinen können zugleich die Materialien verarbeitet werden
, und darum, meines Erachtens, sollen sie es auch. Denn erstens: liegt jetzt hiefür
der regere Trieb in der Zeit selbst, die trefflichsten Männer unterziehen sich gegenwärtig
mit Vorliebe historischen Arbeiten, was sie vielleicht in einem Jahrzehend
schon nicht mehr thun werden. Zweitens: kann der Bearbeiter eines einzelnen Geschlechtes
, Klosters, einer Stadt u.s.w. leicht bei mehrjährigem Eifer die gehörigen
Materialien sammeln und ordnen. Pri vinzial vereine können ihr Gebieth übersehen.
Ich habe die Geschichte von Freiburg bearbeitet und hiezu das städtische Archiv sowohl
als Mittheilungen von Seite meiner Freunde auf das sorgfältigste benützt; jedes
Wort der Geschichte ist urkundlich belegt, und findet auch das Diplomatarium Abnehmer
, so bin ich bereit, es anzuschließen. Freilich muß ich dennoch besorgen, daß
mir noch eine oder die andere Notiz entgangen ist, die ich erst später in einem Archive
da oder dort entdecken werde; aber sollte mich diese Rücksicht von der Bearbeitung
selbst abgehalten und dazu veranlaßt haben, die Materialien für sich zu
geben, weil möglicher Weise noch mehrere Materialien dazu kommen, sich wahrscheinlich
noch Manches erweitern oder auch berichtigen wird? Ich glaube nicht und
muß daher stets zu derselben Ansicht zurückkehren: Pro vinzial vereine müssen, da
es ihre Zeit ist (denn eine andere Zeit wird wieder landwirthschaftliche, pädagogi-

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