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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 11
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1996/0013
Die Pest im Freiburg des 14. und 15, Jahrhunderts

eine kritische Revision

Von

Thomas Wetzstein

Unter den herausragenden Ereignissen des europäischen Mittelalters gehören die
Pestwellen, allen voran der Schwarze Tod der Jahre 1348 bis 1350, zu jenen, die nicht
zuletzt aufgrund ihrer lebendigen Beschreibungen durch Augenzeugen wie Boccaccio1
heute vermehrt ein mit Schaudern vermischtes Interesse hervorrufen. Eine
solch universale Katastrophe ubiquitären Sterbens scheint einer von medial vermittelten
menschlichen Tragödien zunehmend faszinierten Öffentlichkeit eine Brücke zum
sonst eher fernen Mittelalter zu bauen.2 Die der Epidemie, insbesondere ihrem ersten
verheerenden Auftreten, gewidmete Aufmerksamkeit hat jedoch nicht allein in
der Konjunkturentwicklung des öffentlichen Interesses ihre Berechtigung» Sie ist in
der Tat als eine der einschneidensten Begebenheiten in Europa zu betrachten — sowohl
kurzfristig in ihrer Wirkung auf die Zeitgenossen als auch langfristig als auslösender
Faktor für Wandlungen der Mentalität und der sozialen und wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen.3

Es kann daher aufgrund dieser zweifachen Bedeutung der Seuche nicht erstaunen,
daß sich auch Arbeiten zur Freiburger Geschichte dem Anliegen gestellt haben, Auskunft
über das Auftreten der Epidemie in der Zähringerstadt zu geben.

Aufgrund der bisher erschlossenen Quellen erweist sich dieses Vorhaben für die
betreffende Zeit — also das 14, und 15. Jahrhundert — als schwierig, was bereits Neuland
beklagte.4 Es wird sich zeigen, daß Äußerungen über Pestfalle in Freiburg
noch immer den auf dünne Quellenbasis gegründeten Forschungsstand des ausgehenden
19. Jahrhunderts wiedergeben. Auch die jüngsten Publikationen zum Thema5
haben nicht wesentlich neue Quellen erschlossen: Ihre Grundlage bildet teils unmittelbar
, teils mittelbar, zum einen der auf die Auswertung von Universitätsakten gegründete
Beitrag Mayers,6 zum anderen die seit der Edition Schreibers bekannte
urkundliche Überlieferung zu Judenpogromen im Januar 1349 und im Juni 1397.7
Einzig Scott scheint hier neue Quellen berücksichtigt zu haben.8

Die einflußreiche Arbeit Mayers erweist sich bei kritischer Prüfung jedoch als unzuverlässig
— zumindest dort, wo der Autor fremde Quellen und nicht die von ihm
für andere Zwecke9 ausgewerteten Archivalien der Universität verwendet. Als Beispiel
sei der Fall des angeblichen Pestjahres 1480 näher untersucht. Mayer schließt
— lediglich aufgrund niedriger Studentenzahlen — auf die Präsenz der Seuche in
Freiburg in jenem Jahr und stützt seine Aussage durch eine Angabe aus dem medizinhistorischen
Werk des Vaihinger Physikatsarztes Schnurrer. Hier findet sich allerdings
keine Erwähnung Freiburgs für das betreffende Jahr. Vielmehr spricht Schnur-

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