http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1996/0050
Mit Ausnahme von Nr. 1 wurden sämtliche Stücke im Jahr 1721 gefertigt. Die
Akten betreffen Besitzrechte in den heutigen Freiburger Stadtteilen Lehen und Betzenhausen
. Als Inhaber dieser Rechte treten sowohl das Freiburger Klarissenkloster
St. Klara als auch Johann Michael Behr7 in Erscheinung. Die Merkmale der übrigen
Familienpapiere stehen dazu in deutlichem Gegensatz. Bereits eine flüchtige
Durchsicht der Stücke zeigt, daß diese in der Regel mit den Vorfahren des einstigen
Besitzers in unmittelbarer Beziehung stehen: Teilzettel, Urkunden über Käufe und
Verkäufe von Grundstücken, Steuerzettel, ein Lehensbrief, Grundbuchauszüge und
anderes mehr belegen die Besitzverhältnisse vor allem derjenigen Familienangehörigen
, die das Anwesen Kirchgasse 27 bewohnten bzw. bewirtschafteten. Die Aufbewahrung
der Archivalien zu Lehen und Betzenhausen dürfte somit kaum irgendeiner
Liebhaberei entsprochen haben, sondern muß trotz des vorläufigen Fehlens konkreter
Hinweise im Rahmen handfester besitzrechtlicher Zusammenhänge gesehen werden.
2. Mutmaßungen zur Provenienz des Konvoluts
Diese Vermutung führte zunächst kaum weiter: Die Suche nach möglichen Transportwegen
der Akten über verdeckte verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den in
den Urkunden genannten Personen bzw. Institutionen und den älteren Familienangehörigen
erwies sich als Sackgasse. Obwohl eine lückenlose Rekonstruktion der für
das 17. und 18. Jahrhundert geltenden Personenbeziehungen aufgrund des fehlenden
Quellenmaterials kaum möglich ist, läßt sich doch der Eindruck nicht von der Hand
weisen, daß die in den Akten genannten Personen in keinerlei genealogischen Beziehungen
zu den Vorbesitzern des Merdinger Anwesens gestanden haben dürften. Weder
Johann Michael Behr noch Caspar Faber — der 1721 genannte Vogt, der als Aussteller
der betreffenden Urkunden fungierte — noch die sonstigen in den Archivalien
aufgeführten Personen lassen sich in die Familiengeschichte einordnen. Die im Zuge
der genealogischen Bemühungen aufgedeckten Biographien der früheren Eigentümer
bzw. Bewohner des Hauses Kirchgasse 27 führten jedoch bald zu neuen Verdachtsmomenten
. Nicht nur der Erblasser selbst, sondern auch eine ganze Reihe seiner direkten
und indirekten Vorfahren hatten aufgrund der von ihnen zeitweise bekleideten
politischen Ämter Zugriff auf Aktenbestände, die im Merdinger Rathaus aufbewahrt
wurden:
1. Sebastian Weber, getauft am 20. Januar 1661,8 gestorben am 8. Mai 1724,9 ist von
1715 bis 1724 als Merdinger Vogt nachweisbar.10 Er verehelichte sich am 27. Januar
1687 mit Anna Erhardin.11 Aus dieser (ersten) Ehe stammt
2. Anton Weber, getauft am 27, Oktober 1693,12 gestorben am 11. Februar 1754,13 Er
heiratete am 28. September 1717 Maria Würthin.14 Anton Weber ist in den Jahren
1724 und 1726 als Stabhalter und von 1728 bis 1750 als Vogt bezeugt.15 Die Angaben
1745 | A - Wim Schlußstein des Torbogens,16 der die alte Zufahrt zum Haus Kirchgasse
27 bildete, weisen Anton Weber als ehemaligen Erbauer bzw. Besitzer des Hauses
aus, in dem die hier zur Diskussion stehenden Archivalien aufbewahrt wurden.
3. Anton Binz d. Ä,, geboren am 21. November 1714 in Gündlingen,17 gestorben am
24. März 1768 in Merdingen,18 heiratete am 26. Januar 1738 Anna Maria Weberin,19
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