Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 105
(PDF, 35 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1996/0107
eine Linie mit Stromeyer und Woringen einigen, daß Schreiber „ . .. in seiner Stelle
zu belassen und nun inskünfftige keine Vorlesungen über religiöse Disciplinen an der
Universität Freiburg zu halten befugt .. " sein sollte. Daraufhin legte Prorektor
Schwörer erneut seinen Protest schriftlich nieder, daß dieser Beschluß dem Stiftungszweck
der Universität widerspreche; Schleyer schloß sich diesem an. Selbst die Abfassung
des Senatsprotokolls gestaltete sich noch äußerst problematisch," Dennoch
blieb der Senatsbeschluß ohne Wirkung, da die Suspensionsentscheidung vom Ministerium
nicht aufgehoben wurde. Schreiber durfte auch weiterhin nicht lesen.

Franz Josef (Ritter von) Buss veröffentlichte im Jahr der Pensionierung seines Kollegen
Schreiber eine Schrift, die der Verstärkung der katholischen Hochschulen dienen
sollte. Als ein Beispiel seiner Argumentation diente der Fall Heinrich Schreibers,
der zunächst in Aktenauszügen dargestellt wurde, um schließlich die Richtigkeit der
Suspension zu verteidigen und begründen. Ruft man sich in Erinnerung, daß Schreiber
die Vermutung geäußert hatte, daß kirchliche Kreise den Prorektor zu seiner Suspensions
-Maßregel veranlaßt hätten, so ist die These, daß die Argumentation Schwörers
möglicherweise von Buss oder aus seinem Umfeld stammt, durchaus im Bereich des
Möglichen. Der Einfluß dieser Kreise dürfte aber allein auf das Amt des Prorektors
beschränkt gewesen sein, da alle anderen Indizien an der Universität, zumindest um
1845, diesem Kurs entgegenstehen. Buss verteidigte nicht nur die eigenmächtige Handlungsweise
des Prorektors Schwörer, sondern formuliert dessen Argumente aus.
„Nein — hätte der Prorector nicht eingegriffen — er hätte die furchtbarste sittliche und
amtliche Verantwortlichkeit auf sich geladen. Ein akademisches Lehramt ist eine sittliche
zarte Sendung, von welcher freilich viele in unserer Zeit keinen Begriff haben
." 100 Buss gibt vor, die Sachlage juristisch zu beurteilen, wobei er davon ausgeht,
daß die Universität Freiburg nach wie vor eine von ihrem Stiftungszweck her bestimmte
, katholische Universität sei. Nach seiner Auffassung war die Suspension
Schreibers daher eine fürsorgliche Maßnahme, die in diesem Fall gegen einen Beamten
gerichtet war. Seine Formulierungen „. ,. sollte noch an dieser Stätte nach diesen
Vorgängen fortlehren dürfen? Nun — wenn dieses kein öffentliches Aegerniß ist, was
soll denn noch eines sein? .... Und nun wagt es der Abgefallene, bei dem Beginn des
neuen Semesters seine Vorlesungen anzukündigen, als wenn nichts, gar nichts vorgefallen
wäre.4'101 sind jedoch von einer kämpferischen und polemischen Sprache geprägt
: „Und da sprach man von der Behinderung in der Erfüllung seiner Pflichten bei
Herrn Schreiber, einem Manne, der früher Curse lang keine Vorlesungen gehalten,
seit 1836 nicht die Vorträge, für welche er ernannt war, sondern die über Ethik gehalten
hatte, um seiner persönlichen Feindseligkeit Lust zu geben. Und dieser Sectirer
sollte um seinen aus katholischem, für die Vertheidigung des katholischen Glaubens
gewidmeten Kirchengut geschöpften Gehalt für seine Secte lehren dürfen? Die Katholische
Kirche hätte ihn für ihre Mißhandlungen besolden sollen!" In seiner Pblemik
schreckte Buss auch vor der Unwahrheit und Verleumdungen nicht zurück, was er aufgrund
seiner Aktenauszüge selbst beweist. So kannte Buss sehr genau die hohen Studentenzahlen
, die Vorlesungsausialle Schreibers aufgrund dessen Krankheiten oder
die ausgefallenen Veranstaltungen aufgrund des Hörermangels bei den Hilfswissenschaften
, sowie den Auftrag der philosophischen Fakultät an Schreiber, Ethikvorlesungen
neben seinen eigenen Vorlesungen zu halten. Anschließend folgt ein zweiter,

105


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1996/0107