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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 119
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1996/0121
Anmerkungen zum Kirchenbau des Historismus*

Von

Bernd Mathias Kremer

Im Zentrum des wissenschaftlichen Werkes Hermann Brommers1 steht schwerpunktmäßig
die Kunstgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts. Er hat jedoch auch
mehrere Publikationen über das früher im Abseits des kunstgeschichtlichen Interesses
stehende 19. Jahrhundert vorgelegt. Hierzu sei insbesondere auf seine Kunstführer
, die über die Kirchen in Bollschweil, Grünem und Baden-Baden St. Bernhard erschienen
sind, verwiesen.2 Mit diesen Veröffentlichungen hat er dazu beigetragen,
sich einem lange verkannten Jahrhundert zu nähern.

Im Rahmen dieser Darstellung sollen einige Streiflichter auf die Probleme um die
Bewertung des Schaffens dieser Epoche geworfen werden. Das Unwerturteil über
dieses Zeitalter hat uns leider einen großen3 Verlust an künstlerischer Substanz gebracht
. Heute sehen wir diese Epoche gelassener und gerechter. Die Fundamentalkritik
ist verstummt, die wenigen mit ihrer Ausstattung völlig erhaltenen Kirchen erfahren
heute die gleiche denkmalpflegerische Zuwendung und Sorge wie das Kulturerbe
vorangegangener Zeiten.4

Als im Jahre 1828 die Schrift Heinrich Hübschs „In welchem Style sollen wir
bauen?"5 erschien, hat der damals 33jährige Architekt eine der Jahrhundertfragen
formuliert, die nicht nur die Architektur, sondern auch die anderen Künste in gleicher
Weise bewegte. Hübsch stellt fest, daß die Maler und Bildhauer schon längst die tote
Wiederholung der Antike verlassen hätten, die Architektur sei hingegen noch nicht
mündig geworden, sie würde fortfahren, diesen Stil nachzuahmen.

So zukunftszugewandt sich diese Aussage anhört, so wenig entsprach sein Vorschlag
für die Lösung der Kirchenbauprobleme dem angestrebten Zieh Hübsch
empfiehlt den Rückgriff auf die altchristliche Basilika. Damit geht die Zurückweisung
des Klassizismus als „Nothbehulf-Styl" und „Lügen-Styl"6 auch bei ihm einher
mit der Bezugnahme auf eine historisch vorangegangene Bauentwicklung. Auch
er kann die Frage „in welchem Styl sollen wir bauen", nicht mit der Präsentation
eines aus dem Geist des 19. Jahrhunderts selbständig entstandenen Formenkanons
beantworten.

1, Der Rückgriff auf die historischen Stile

Niemals zuvor in der Kunstgeschichte gab es eine Epoche, die durch einen solchen
Stilpluralismus bestimmt war, wie ihn das letzte Jahrhundert prägte. Die relativ kurze
Phase der dominierenden Bedeutung des Klassizismus, der das absterbende 18. und
das erste Drittel des 19. Jahrhunderts künstlerisch bestimmte, wurde abgelöst von
einer Stil Vielfalt» die das bisher an Formen historisch Gewachsene reproduzierte,
aber nicht wirklich zu einem neuen Stil fand.

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