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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 173
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Karls Anhängerschaft verteilte sich über ganz Baden, hatte aber ihren Schwerpunkt
in der Pfalz. Im Landtagswahljahr 1909 nahm die gesamte südwestdeutsche Presse
im Für und Wider von der jungen Oppositionsbewegung Notiz. Wahrscheinlich der
„Straßburger Post" entstammt die zunächst ironisch gemeinte Wortprägung „Karlismus
"; sie nahm einerseits den Namen des unermüdlichen Rufers zur Sache auf, versuchte
ihn aber andererseits belächelnd als „Don Carlos" mit gewissen Vorgängen
der spanischen Geschichte des frühen 19. Jahrhunderts und später zu karikieren. Der
Begriff „Karlismus" ist dann allerdings auch ernsthaft in die zeitgenössische (kir-
chen)politische und wissenschaftliche Literatur eingegangen,6

IL Die Ausgangslage in der badischen Parteienlandschaft

„Die erste, die führende, die allgemeine Partei im 19. Jahrhundert war die Partei der
bürgerlichen Bewegung gewesen, war, nachdem die radikalen Demokraten von 1848
fast untergegangen waren, die Partei der Liberalen, Sie war die Partei von Freiheit
und Einheit, von Verfessungsstaat, Nationalstaat und einer Gesellschaft rechtsgleicher
Bürger"7

Das Großherzogtum Baden galt von 1848/49 her als Heimstätte liberaler Ideen, die
nach staatlich-struktureller Verwirklichung drängten. Von 1871 an gelang es dem Liberalismus
im Lande, gefordert von Großherzog Friedrich 1.9 die politische Macht
zu übernehmen und sie auf lange Zeit zu behaupten. Die Zusammensetzung der
IL Kammer, wie der badische Landtag als Parlament gewählter Abgeordneter damals
hieß, läßt das deutlich erkennen.8

a) Politische Kräfte des Bürgertoms

Parlament, Regierung und Verwaltung beherrschend, hat die Nationalliberale Partei
in Baden das politische Sagen im Großherzogtum nahezu zwei Jahrzehnte ungeschmälert
behalten. So galt Baden „seit Beginn des Verfessungslebens in Deutschland
als die Hochburg des deutschen Liberalismus."9 Mit dieser Beurteilung stimmen
mit den älteren Historikern immer neue Äußerungen aus der zeitgenössischen For~
schung überein. Ebenso gilt in durchgängiger Ubereinstimmung, was der Münchener
Historiker Josef Becker so formuliert hat: „Eine Verbindung zwischen evangelischer
Kirche und Nationalliberalismus" galt „für Baden als eine Art naturgemäßer Zustand
."10 In der Tat fühlten sich fortschrittliche Kreise des gebildeten Bürgertums,
insoweit man evangelisch war, bei den kirchlich Liberalen und politisch bei den Nationalliberalen
lange Zeit wohl vertreten.

Von daher ist begreiflich, daß in einem Lande, dessen Bevölkerung zu etwa einem
Drittel evangelisch und zu zwei Dritteln katholisch, das regierende Fürstenhaus wiederum
evangelisch war, auf weite Sicht eine Organisation „ultramontan" eingestellter
politischer Kräfte, wie man seit 1871 zu sagen pflegte, auf den Plan trat. Und während
die eindeutig evangelisch geprägte Konservative Volkspartei, schon in ihrer Gründungsphase
in verschiedene Gruppen zersplittert, in Baden nie eine politisch erfolgreiche
Kraft wurde,11 hat die seit 1869 bestehende „Katholische Volkspartei", die
sich am 1.5, 1888 auf dem Freiburger Katholikentag den Namen „Badische Zentrumspartei
" gab, in dreißigjähriger politischer Arbeit bis 1901 beträchtlichen Auf-

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