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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 241
(PDF, 35 MB)
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gerechnet von der Wehrmacht, die bislang alle Untaten der Nazis unterstützt hatte, der befreiende
Schlag gegen Hitler ausgehen sollte.

In der Darstellung des „Freiburger Kreises5* um den Historiker Gerhard Ritter, den Pfarrer
Constantin von Dietze und den Nationalökonomen Walter Eucken und Adolf Lampe verdient
hervorgehoben zu werden, daß aus ihrem Kreis eine Denkschrift über politische Ethik aus
christlicher Sicht entstammt. Dabei wurde der Versuch unternommen, den historischen
Wurzeln deutscher Obrigkeitshörigkeit auf die Spur zu kommen. Sahen die Autoren darin
doch einen Hauptgrund für den zunehmenden Kadavergehorsam der Deutschen. Sie machten
den unpolitischen Charakter des Luthertums als Ursprung dieser Entwicklung fest, betonten
dann die nicht verarbeiteten oder nicht angenommenen Grundsätze der französischen Revolution
, um schließlich festzustellen, daß im 19. Jahrhundert der enge Schulterschluß zwischen
Kirche und neoabsolutistischer Obrigkeit erhalten blieb. All dies hätte zum Verfall der politischen
Kultur im 20, Jahrhundert in Deutschland wesentlich beigetragen. Diese Sicht der
Dinge ist auch deshalb so interessant, weil nach dem Krieg, als Historiker leidenschaftlich
über die Ursachen des preußisch-deutschen Militarismus diskutierten, ausgerechnet Gerhard
Ritter eine direkte Verbindung zwischen diesem Phänomen und dem NS-Regime in Abrede
stellte.

Wie dem auch sei: Nach dem Scheitern des Attentats liefen die Ermittlungen und Fahndungen
von Polizei, Gestapo und SS mit einer Akkuratesse und Geschwindigkeit ab, die in krassem
Gegesatz standen zu den oft dilettantischen Tätigkeiten der Putschisten. Niemand wurde
gewarnt^ kaum jemand entkam den Häschern. So verloren viele der Verschwörer, wie anderswo
in Deutschland, ihr Leben, wurden gefoltert und inhaftiert. Wenn demnach der Umsturz
auch kläglich scheiterte, so wird aus den Darstellungen doch deutlich, daß er letztlich
nicht erfolglos war. Setzte er doch ein sichtbares Zeichen für ein humaneres Deutschland.
Dazu ist der Band ein wertvoller Beitrag. Detlef Vogel

friedeich Kuhn, Leben nach ordre. Die deutsche Südwestecke unter französischer Besatzung
1945—1948 in den Lage- und Stimmungsberichten von Friedrich Kuhn. Hg. von Wolfgang
Bocks und Manfred Bosch (Rheinfelder Geschichtsblätter 5). Verein Haus Salmegg e.V.
Arbeitsgruppe Geschichte, Rheinfelden 1995. 176 S., 22 Abb.

Während des „Dritten Reiches" wurden ständig Lage- und Stimmungsberichte angefertigt, um
die Führung über die „öffentliche Meinung" zu informieren. Friedrich Kuhn, ein entschiedener
Gegner des Nationalsozialismus, erklärte sich trotz schwerwiegender Bedenken bereit,
zwischen Februar 1946 und April 1948 derartige Berichte für die französische Besatzungsmacht
zu verfassen, um „zur Normalisierung der Verhältnisse beizutragen" (S. 5, 160). Kuhn,
am 13. Juni 1895 in Heidelberg geboren, war nach traumatischen Kriegserlebnissen 1920 der
SPD beigetreten. Als Volksschullehrer kam er an den Hochrhein und ins Dreiländereck, wo
er durch seine archäologischen Ausgrabungen weit bekannt wurde. Während der NS-Zeit bewies
er immer wieder Zivilcourage, half Juden, Zwangsarbeitern und anderen Verfolgten,
hielt dank seiner Grenzgängerkarte Kontakt zu Basler Sozialdemokraten und übermittelte Berichte
von diesseits und jenseits der Grenze auf die jeweils andere Seite. Nach dem 20. Juli
1944 saß er ftinf Monate in Gestapohaft. So war es nicht verwunderlich, daß er nach Kriegsende
zum Kreisschulrat für Lörrach und Müllheim ernannt wurde. Hier leistete er Außerordentliches
für die Reorganisation des Schulwesens, organisierte aber auch aufgrund seiner guten
Beziehungen in die Schweiz eine humanitäre Nachbarschaftshilfe.

Seine Berichte beschäftigten sich zunächst einmal mit den Zuständen in den Volksschulen.
Darüber hinaus informierte er die Militärregierung aber auch allgemein über die Lage, kritisierte
manche ihrer Entscheidungen und versuchte, zu einem besseren Verhältnis zwischen Besatzungsmacht
und und eingesessener Bevölkerung beizutragen. Die Bedeutung der Kuhn-


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