Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 248
(PDF, 35 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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Literatur nur bis zum Jahr 1984 eingearbeitet werden konnte, wird durch die umfassend zu
Vergleichszwecken herangezogenen „Klassiker" wie Imhof, Goubert, Perrenoud, Wrigley,
Flinn und die zahlreichen Angaben zu Spezialliteratur wettgemacht.

Die vitalstatistischen Auswertungen greifen auf ein immenses Datenmaterial von über
35,000 Einträgen zurück (S. 57—64), wobei die Taufakte den Löwenanteil stellen. Gut die
Hälfte der Abhandlung ist der Untersuchung des Einflusses spezifischer Wochentage/Monate
auf Heirat, Taufe und Beerdigung, der Herkunft und des Berufs der Eheleute sowie des klimatischen
Einflusses auf das Konzeptionsverhalten (S. 184) gewidmet. In bezug auf die Entwicklung
der unehelichen Geburten fällt Freiburg anscheinend aus dem üblichen Rahmen, zumindest
im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts, wo eine „lllegitimacy Ratio" von 4,1 Prozent
erreicht wird, davor nur 0,83 (S. 245). Offenbar sind die französischen Besatzungssoldaten in
mehr als der Hälfte der Fälle daran beteiligt, keineswegs aber nur Frauen aus Unterschichten,
sondern auch aus dem Handwerkermilieu und sogar aus alteingesessenen Freiburger Familien
(S. 243). Zu einem verblüffenden eigenständigen Ergebnis kommt Schyle bei der Untersuchung
der Konzeptionen nach Berufsgruppen, hier der Weinbauern, bei welchen er einen
„Reben-Rhythmus" konstatiert (S. 190). Der Unterschied des Arbeitsjahrs des Rebbauern im
Gegensatz zu dem des Höhenbauern (Schonach) drückt sich im Konzeptionsverhalten aus: Der
Monat März wird nach erfolgtem Rebschnitt offenbar als Erholungs- und Vergnügungspause
vor der Arbeitsperiode im April genutzL (S. 145), im Gegensatz zum kirchlichen Enthaltsamkeitsgebot
während der Fastenzeit ... Die Weinbauern sind im übrigen nicht die einzigen, die
dieses Gebot mißachten: Ehemänner aus der metallverarbeitenden Branche kümmern sich
noch weniger darum (11 %: 9,6% Weinbauern, 193), Eine Begründung dafür wird nicht gegeben
.

Die Fülle von Ergebnissen wird eingebettet in die Geschichte der Stadt Freiburg und Schonachs
. Auf die Entwicklung der Kirchenbuchführung seit 1564 (S. 51) geht Schyle ebenso ein
wie auf einige persönliche Schicksale, Der Vornamengebung und deren Motiven ist ein eigenes
Kapitel gewidmet.

Die generativen Auswertungen, die nur auf der Grundlage einer Familienrekonstitution vorgenommen
werden können, kranken an der lückenhaften Quellenlage und der dadurch schmalen
Datenbasis. Trotzdem kommt Schyle zu überraschenden Ergebnissen, wie dem im Vergleich
zu anderen Untersuchungen niedrigeren Heiratsalter der Männer in Freiburg.
(Nebenbei: Rechner sind auch nur bedingt zuverlässig, wie die fehlerhaften „addierten Prozentwerte
" von Tabelle 32 und 33 zeigen.) Die statistischen Daten werden von Schyle hinterfragt
und nötigenfalls relativiert: So ist die vermeintliche Bevölkerungexplosion zwischen
1636 und 1660 — in Wirklichkeit eine Phase starken Einwohnerrückgangs aufgrund der
Kriegswirren — auf die fehlende Registrierung verstorbener Säuglinge und Kleinkinder zurückzuführen
(S. 264). Es bleibt zu hoffen, daß das Datenmaterial der so mühsamen Familienrekonstitution
Benutzern einmal zugänglich gemacht wird.

Insgesamt hält der Autor als Fazit fest: Auch für Freiburg gilt die Generalthese der Historischen
Demographie, daß „feste demographische Strukturen über Raum und Zeit existiert haben
" (S. 212) — natürlich mit katholischer Variante (S. 188), Ursula Huggle

Christian Geinitz, Volker Ilgen. Ute Scherb, Holger Skor, Andreas Weber,
Kriegsgedenken in Freiburg. Trauer — Kult — Verdrängung. (Alltag & Provinz 6). Verlag
J.Haug, Freiburg i.Br, 1995. 240 S., 68 Abb.

Ein außerordentlich treffendes, aber auch schockierendes Foto auf der Titelseite führt in die
Thematik dieses Buches ein: eine mit Stahlhelm bewehrte Germania im Soldatenmantel, mit
Totenmaske, Eisernem Kreuz und SS~Runen. Unter dem Denkmal scheint ein Feuer zu brennen
, das den Holocaust symbolisiert durch die aufgesprühte Schrift: „Der Tod ist ein Meister

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