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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 275
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stört. Auch beim neuen Wehr bestand Gefahr, daß Säge und Ölmühle einstürzten.
Die Brücke beim Wirtshaus Hirschen riß das Wasser weg, und unterhalb des Dorfes
überschwemmte der Bach die Wiesen, wobei große Mengen von Steinen und Kies
abgelagert wurden. Die Straße nach Freiburg wurde wegen großer Schäden unbefahrbar
. An mehreren Stellen wurden hölzerne Einbauten in dem für die Flößerei der
Stadt Freiburg kanalisierten Dorfbach herausgerissen und weggeschwemmt. Für die
Aufräumungs- und Reparaturarbeiten hatte auch Günterstal Frondienstleistende zu
stellen, Die Pächter der geschädigten Wiesen erhielten Nachlässe am Pachtschilling.

Im Mittelpunkt der Meldungen des Anzeigeblatts für den Dreisamkreis stand
Günterstal am 10. Juli 1816, nachdem die dort seit März/April um sich greifenden
„Kindsblattern" sogar die Sanitäts-Kommission des Innenministeriums beschäftigt
hatten.75 Um die Menschen vom Sinn einer Impfung zu überzeugen, brachte man das
„Geschichtliche über den Verlauf der in Güntersthal geherrscht habenden Kindsblattern
zur Öffentlicheft Kenntniß": Bei der für das Stadtamt Freiburg von Medizinalrat
von Wänker im April durchgeführten Untersuchung „zeigten sich wirklich an 5 Kindern
meistens von 11-13 Jahren die natürlichen Blattern, wovon 4 früher schon mit
den Schutzpocken geimpft seyn sollten; allein man konnte an den geimpften Stellen
keine Spuren der Impfung sehen; es wurde also gleich die Sperre angeordnet, und
alle nicht geimpfte und auch zweifelhaft geimpfte neuerlich vacciniert, drey Subjekte
wurden noch von den natürlichen Blattern befallen, nämlich jene, bey denen
die Impfung zu spät, nach schon vorher gegangener Ansteckung vorgenommen
wurde, alle übrigen, bey denen man von der Aechtheit der Impfung überzeugt war,
das ist jene, die im vorigen Jahr geimpft wurden, blieben verschont, sie wurden nicht
angesteckt, als man sie vorsetzlich zu den von natürlichen Blattern ergriffenen in das
Bett legte. Woraus klar hervorgeht, daß nur solche Kinder von den natürlichen Blattern
angesteckt wurden, die entweder gar nicht geimpft, oder bey denen keine Impfstellen
sichtbar waren oder von denen die Eltern selbst erklärten, daß die Impfpusteln
, ehe sich der entzündete Kreis um sie bildete, zerstört wurden". Die „Kindsblattern
" waren nicht die einzige Seuche, welche die Günterstäler heimsuchte. Um
die Wende zum 19. Jahrhundert waren 23 Kinder den Pocken zum Opfer gefallen.
1813 mußten neun Personen wegen eines „ansteckenden Nervenfiebers" behandelt
werden. Innerhalb von vier Wochen raffte im August/September 1814 eine Ruhrepidemie
fünf Einwohner hinweg.

Auf Anregung des großherzoglichen Forstamts in Freiburg wurde 1819 die Kultivierung
der sogenannten „Leime" erwogen.76 Dabei handelte es sich um einen Teil
des Geländes der heutigen Kleingärten an der Wonnhalde. Die Leime war durch
Jahrhunderte ein Zankapfel zwischen Adelhausen/Stadt Freiburg einerseits und Kloster
Günterstal andererseits. Mit größter Verbissenheit wurde seit dem 15. Jahrhundert
wegen dieses Geländes gestritten, das zwar Eigentum der Stadt Freiburg war,
aber großenteils zum Günterstaler Bann gehörte. Das Kloster hatte darin ein Weiderecht
und durfte Material für die Ziegelherstellung graben. Der Standpunkt der Stadt
in dieser Sache wird aus einem Schreiben des Magistrats an das Stadtamt vom
28. Mai ersichtlich. Darin wurden alle Ansprüche der Gemeinde Günterstal mit dem
Hinweis auf die vormalige Leibeigenschaft in Kaiser Josephs II. Zeiten und die
damit verbundene eigene Erwerbsunfähigkeit der Günterstäler vom Tisch gefegt: die

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