Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
116.1997
Seite: 367
(PDF, 57 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0367
der Professoren verschiedener Fakultäten unentgeltlich über die unterschiedlichsten
Themen sprachen. Die Einnahmen trugen neben zahlreichen anderen Spenden zur
Finanzierung dieser Freitische bei,

Zu Beginn des Wintersemesters 1923/24 hatte sich, bedingt durch die Inflation,
die wirtschaftliche Lage der Studierenden weiter verschlechtert. In den Ferien hatten
40 Prozent der Freiburger Studenten in Fabriken ihren Unterhalt für das kommende
Semester verdient, Sie hatten meist Hilfsarbeitertätigkeiten übernommen, die mit
dem angestrebten Berufsziel wenig gemein hatten. Auch während des Semesters leisteten
nicht wenige Studenten Werkarbeit, worunter die Fortsetzung ihres Studiums
erheblich litt,13 Die Gesuche um Freitische nahmen in dieser Zeit erheblich zu. Einer
der Antragsteller schilderte seine Notlage mit folgenden Worten: „Bin der älteste
Sohn des Lehrers (...) und stehe im 8. Sem. meines medizinischen Studiums. (...)
Wenn ich auch in den letzten zwei Jahren in jeden Ferien als Werkstudent im Bergwerk
gearbeitet habe, und so den größten Teil meines Studiums selbst bezahlen
konnte und mußte, sind jedoch jetzt durch die Geldentwertung und Teuerung meine
Ersparnisse aus den Ferien vollständig aufgebraucht. Mit den geringen Zuschüssen
von Zuhause ist es mir trotz aller Selbsthilfe und Einschränkung nicht möglich, die
täglichen notwendigsten Ausgaben zu bestreiten."14

Pro Tag wurden im Wintersemester 1923/24 150 kostenlose Mahlzeiten ausgegeben
- bei rund 2500 Studierenden an der Freiburger Universität. Im Sommersemester
1925 erhielten 33 Theologiestudenten, 20 Mediziner, 20 Studierende der Philosophischen
Fakultät, 11 Naturwissenschaftler und 29 Juristen Freitische in der
Mensa. Die Studentenhilfe versorgte die Studierenden jedoch nicht nur mit Mensa-
Freitischen, sondern gab darüber hinaus auch erheblich verbilligte Lebensmittel ab,
die in erster Linie für kränkliche Studenten bestimmt waren. Sie erhielten auch die
Möglichkeit, sich außerhalb der Mensa zu ernähren, denn, so der Jahresbericht
1930/31, „das Fürsorgeamt (war) durch die Güte zahlreicher Hotels und Gasthöfe in
der Lage, solchen unbemittelten Studenten, die eine besonders kräftige Nahrung
nötig haben, in diesen Gasthäusern Freitische zu verschaffen."15 Dieser Bericht legt
nahe, daß es, den Umständen entsprechend, um Qualität und Nährwert des Mensaessens
nicht zum besten bestellt war.

Auch auf anderen Gebieten kümmerte sich das Fürsorgeamt der Studentenhilfe
um kranke Studenten. Die Hilfe setzte an dem Punkt ein, wo die akademische Krankenkasse
sich nicht mehr in der Lage sah, die Studierenden weiter zu betreuen. Die
Studentenhilfe bezahlte anteilig, in Einzelfällen auch komplett, Klinik- oder Apothekenrechnungen
. Auch mit der Zulassung zu einem seit 1924 eingerichteten
Kakao-Nachmittagstisch wurden die körperlich Schwächsten unterstützt. Die Studentenhilfe
vermittelte außerdem Kuren und kümmerte sich um die Unterbringung
tuberkulosekranker Studenten in Sanatorien.16

In den Räumen der Alten Universität war eine Näh-, Flick- und Waschstube eingerichtet
worden, in der die Studierenden ihre Wäsche waschen und ausbessern lassen
konnten. In der Schreibstube wurden für wenig Geld Examensarbeiten getippt
und gedruckt, der Reinerlös wurde wiederum in Mensafreitische umgesetzt. Eine Arbeitsvermittlungsstelle
versorgte, soweit möglich, die Studierenden mit den notwendigen
Jobs. Hier war man bestrebt, Beschäftigungsmöglichkeiten zu vermitteln, die

367


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1997/0367