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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 15
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Sven Lembke - Kaiser Maximilian I.

auf eine fachliche Qualifikation, sondern waren
Ausdruck der Zugehörigkeit zur zeitgenössischen
aristokratischen Kultur. Nur die Vielfalt der Kenntnisse
, die Maximilian sich angeeignet haben wollte,
war außerordentlich. Eine solche Erziehung entspricht
insofern dem modernen Prinzip der Bildung
, als sie die ganze Person betraf und zu formen
beanspruchte. Der Sinn solcher Bildung war
jedoch - anders als das Ideal der bürgerlichen
Bildungsreligion7 - nicht geistig-seelisch orientiert.
Sie sollte vielmehr ausschließlich adelige Lebensart
vermitteln und üben.

Die Kenntnis adliger Konventionen war für das
persönliche Regiment8 elementar. Erworben wurde
sie durch den aktiven Nachvollzug von Tradition
, zum Beispiel wenn Maximilian 1471 mit zwölf
Jahren als Erzherzog von Osterreich seinen Vater
auf den Regensburger „Christentag" begleitete. Der
Unterricht Maximilians durch einen universitär
ausgebildeten Lehrer in lateinischen Wissenschaften
(scholastische Logik und Theologie) war für die
spätere Herrscherpraxis zweitrangig. In Hinsicht
auf diesen ungeliebten, da prügelnden und scholastisch
orientierten Lehrer hat Maximilian später
denkwürdige Worte gefunden: „Ungebildete Lehrer
verdienen Schläge, weil sie die kostbarste Lebenszeit
verschwenden, indem sie Dinge lehren, die
man später mit vieler Mühe vergessen muß."9

Dem dreizehnjährigen und nur nach unseren
Begriffen noch halbwüchsigen Prinzen Maximilian
wurde ein Prinzenspiegel, also eine Anleitung
zum vorbildlichen Verhalten, gewidmet. Dessen
Autor, Domenico de' Domenichi, zeigte auf, wie
die Tradition als Anleitung zum richtigen Leben genutzt
werden konnte. Maximilian wurde dazu ermahnt
, daß ihm sein Vater gleichsam als „ein Spiegel
und Richtmaß des Lebens" gelten solle.10 Selbst
in die Beziehungen zu anderen Menschen wuchs
Maximilian durch die Tradition hinein. „Was könnte
größere Bedeutung unter den Prinzipien Deiner
Herrschaft haben als zu erkennen, mit welchen Personen
Dein Vater in wechselseitigen Beziehungen
steht, so daß diese Verbundenheit und Verpflichtungen
später wie nach Erbrecht auf Dich übertragen
werden."11

Wenn für Maximilians Bildungserwerb Imitati- Abb. 3 „ Wie der jung weyß
on sozialer Gewohnheiten wichtiger war als fach- kunig mit adenlichen und
hches Wissen, dann sind damit die Bedingungen fürstlichen kinderspüen ertzogen
seiner Herrschaft charakterisiert, die er erbte und worden ist." Holzschnitt aus dem
für die er geschult wurde. Die Herzogswürde in „Weißkumg".
Burgund und das Königtum des römischen Reiches
,12 die angestammte Landesherrschaft in Gebieten
wie zum Beispiel Tirol, Kärnten und Steiermark
repräsentierten herrschaftliche Aufgaben, die auf
unterschiedlichen Verfassungen beruhten. Diese
Verfassungen waren lebendige Traditionen, in die
sich der Herrscher einleben mußte. Aus höherran-

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