Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 16
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Sven Lembke - Kaiser Maximilian I.

gigen Herrschaftstiteln wie dem des römischen
Königs ließ sich nichts für die geringeren lernen,
denn sie gingen nicht ineinander auf.13 Die Beherrschung
der Rolle des Herrschers war schwierig,
solange der Herrscher noch nicht die normative
Tradition verinnerlicht hatte. Aus solchen Schwierigkeiten
wuchs in Burgund der Widerstand gegen
den neuen eingeheirateten Herzog Maximilian, weil
er und seine mitherrschenden Adligen die kulturellen
Regeln des ansässigen Adels in sträflicher
Weise ignorierten.14

Persönliches Regiment
und das Phänomen Maximilian

Maximilian war mit herrschaftlichen Aufgaben konfrontiert
, die nur zu lösen waren, wenn er sich nach
spezifischen Regeln der jeweiligen Situation richtete
. Er konnte nicht die Verhaltensweise eines guten
Kaisers neu erfinden. Dennoch schilderten die
zeitgenössischen Biographen Maximilians Regierung
so, als sei sie durch seinen persönlichen Charakter
determiniert. Die Leichtigkeit, Eigenheiten
Maximilians und herrschaftliche Praxis zusammenzufügen
, hat ihren Grund in einem anderen Verständnis
sozialen Handelns und menschlicher Individualität
. Die heutige Zurückhaltung, herrschaftliche
Handlungen mit der handelnden Person selbst
zu erklären, war dem Zeitalter Maximilians fremd.
Alle zeitgenössischen Darstellungen Maximilians
arbeiteten mit einem „charakterologischen" Modell,
das heißt sie konstruierten einen Charakter, den sie
zum Motor sozialen Verhaltens erklärten. Ein gerechter
und milder Fürst verursachte ihrer Meinung
nach Frieden durch seine persönliche Haltung,
während wir heute einen politischen Zustand wie
Frieden als Resultat unpersönlicher, gesellschaftlicher
Bedingungen wahrnehmen. In Maximilians
Zeit wurde dort vom Charakter und von Charakterzügen
gesprochen, wo wir heute Strukturen als
das Wesentliche anführen. Dennoch war die Sicht
auf den Herrscher nicht sentimental oder individualistisch
. Die Feststellung, Maximilian habe einen
inneren Drang („cor naturale"15) zu gefährlichen
und insbesondere militärischen Situationen gehabt
, wurde nicht weiter psychologisch zu einem
maximilianischen Seelenleben differenziert. Die
zeitgenössischen Biographen beschrieben Personen,
indem sie in ihnen allgemeine Tugenden und Laster
repräsentierten.

Die biographische Darstellung Maximilians soll
deshalb hier auf solchen zeitgenössischen Kategorien
aufbauen. Grundlage dazu soll das Lobgedicht
auf den verstorbenen Maximilian („Maximiiianus
defunctus") sein, das Bartholomäus Latomus noch
im Todesjahr des Kaisers verfaßt hat.16 Latomus ist
kein großartiger Biograph, aber er bringt das Typische
gut zur Geltung.17 Bartholomäus Latomus
(t 3.1.15 70) stammte ursprünglich aus dem luxemburgischen
Arlon. Von 1516 bis 1522 lebte er hauptsächlich
in Freiburg. Hier studierte er als Schüler
des Ulrich Zasius Rechtswissenschaft, hier pflegte
er humanistische Studien, die ihn später mit Erasmus
von Rotterdam in Kontakt brachten. Maximilians
Persönlichkeit wird bei Latomus vornehmlich
in vier Bereichen untersucht und dargestellt: Abstammung
, Herrschaft über seine Untertanen, Organisation
eines über den Tod hinausreichenden Gedächtnisses
seiner Person und kriegerische Taten.
Diese Gliederung wird im folgenden übernommen.

Maximilian und das Haus Österreich

Der Ausspruch „Andere mögen Kriege führen, du
glückliches Österreich heirate"18 trifft für die Zeit
Maximilians das Entscheidende. Maximilian hat
ganze Königreiche durch Heiraten für die Habsburger
gewonnen. Aber er hat auch eine fast nicht
abreißende Reihe von Kriegen geführt.

Als Latomus zu Beginn seines Gedichts Maximilian
vorstellte, tat er das genealogisch; und das
war durchaus sinnvoll, denn der herrschaftliche
Rang eines Adligen drückte sich ganz wesentlich
in seiner genealogischen Tradition und in seinen
Möglichkeiten aus, Verwandtschaften durch Heiraten
hervorzubringen.19 Vater und Mutter erscheinen
in diesem Zusammenhang nicht als persönlichkeitsbildende
Bezugspersonen. Die Eltern fügten
Maximilian in eine dynastische Tradition ein, in der
er selbst nur ein vermittelndes Glied zwischen Her-

16


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