Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 21
(PDF, 95 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0023
überdies für Maximilian so prekär, daß er sich nicht,
wie vorgesehen, in Rom vom Papst zum Kaiser krönen
lassen konnte. Sein Zug endete 1508 in Trient.
Dort ließ er sich von seinem kleinen Gefolge als
erwählter Kaiser feiern. Die ordentliche und eigentliche
Kaiserkrönung durch den Papst in Rom hat
Maximilian nie mehr nachholen können.

Maximilian als Landesherr

Bartholomäus Latomus pries Maximilian nur ganz
allgemein als milde, gerecht und freigebig,35 ohne
direkten Bezug auf eine bestimmte territoriale
Herrschaftsausübung. Dies entsprach der charak-
terologischen Methode der damaligen Biographen.
Sie analysierten Regierungen nicht in Hinsicht auf
organisatorische Strukturen. Ihre moralische Charakterisierung
Maximilians zeigte, daß lediglich die
Qualität der sozialen Beziehungen (vornehmlich
zum mitherrschenden Adel) geprüft wurde. Inwieweit
das Ziel des Einvernehmens mit dem Adel gelang
, hing zuerst davon ab, ob der Herrscher Gnade
und Gunst angemessen verteilte, dann aber auch
von der konkreten Struktur seiner Verwaltung.

Die landesherrschaftliche Organisation veränderte
Maximilian vor allem in Tirol. Es ging dort
vor allem darum, die Verwaltung zu zentralisieren,
so daß die fiskalische Ausbeutung direkt und damit
in größerem Maße dem Monarchen zugute kam.
Steuern und andere Abgaben wurden jetzt zentral
durch die sogenannte Raitkammer eingetrieben. Da
jede steuerliche oder andere abgabenförmige Aneignung
des gesellschaftlichen Reichtums, mit der
Maximilian Aristokraten oder andere Bevölkerungsteile
konfrontierte, stets auch Traditionen
und Herrschaftsrechte berührte, wuchs das Bedürfnis
, neben den steuerlichen Regelungen Verwaltung
und Rechtsprechung zu zentralisieren. Von Tirol
aus wurde ein solches Verwaltungsmodell auf die
anderen habsburgischen Länder - auch auf Vorderösterreich
und das Regiment in Ensisheim - ausgedehnt
, das langfristig den Adligen statt Mitherrschaft
untergeordneten Dienst für den Landesherren
aufnötigte.

Maximilian als Mäzen

Kunst war zur Zeit Maximilians keine Privatsache.
Maximilians materielle Unterstützung von Künstlern
wie Dürer, Burgkmair oder Isaak, gehorchte
sozialen Regeln. Sie diente der aktuellen Selbstdarstellung
vor dem konkurrierenden oder mitherrschenden
Adel und der dynastischen Traditionspflege
. Im „Weißkunig" spricht Maximilian es
selbst aus: „Die streitpare regirung und künftige
gedächtnus ist mer dann das gelt."36

Die künstlerische Darstellung Maximilians symbolisierte
sein angestrebtes Verhältnis zur sozialen
Umwelt. Unter diesem Aspekt betrachtet, belegt
seine Selbstdarstellung, wie gewaltig der Abstand
zwischen dem Herrscher und dem mitherrschenden
Adel, ja selbst zu anderen großen europäischen
Monarchen sein sollte. Maximilian rückte sich nämlich
in besondere Nähe zu Christus. Ein Beispiel
dafür liefert seine Schrift an die Reichsstände in
Konstanz 1507, in der er die Schilderung seiner
Kämpfe in Burgund zu Beginn seiner Herrschaft
mit den Worten resümierte: „... solcher große Noth
und Mühe in seiner Jugend und ersten männlichen
Jahren, dergleichen kein Mensch nach Christo am
Oelberg nie erlitten, darum ihn auch Gott bis auf
heutigen Tag viel Ehren und Sieg verliehen, daß er
(wo er persönlich gewest ist) keinen Streit nie verloren
, noch Schmach eingelegt, sondern alle Zeit der
löblichen deutschen Nation und dem heiligen Reich
ihr Gränzen und Ehr verwahrt, mehr denn kein
Deutscher, der je geboren, gethan hat, wiewol Barbarossa
etwas darein reden und sich ihm gleichen
möcht außerhalb Deutschland."37 Wie nah sich Maximilian
den höchsten himmlischen Gewalten
wähnte, verdeutlicht sein Auftritt zur Zeit des
Reichstags in Trier 1512. Der Augenzeuge
Latomus38 schildert, wie ein göttlich begnadeter
Maximilian den Heiligen Rock Christi auffand und
ausstellte. Hier ist zwischen einer außerordentlichen
Selbstdarstellung und dem Wunsch, an den religiösen
Gütern teilzuhaben, kaum säuberlich zu trennen
. Eine ähnliche Ubersteigerung betrieb Maximilian
1511, als er versuchte, Kaiser zu bleiben und
Papst zu werden.39


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0023