http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0033
DIETER MERTENS
„USS NOTDURFTEN DER
HL. CRISTENHEIT, REICHS UND
SONDERLICH DEUTSCHER NATION"
DER FREIBURGER REICHSTAG IN DER
GESCHICHTE DER HOF- UND
REICHSTAGE DES SPÄTEN MITTELALTERS
Das Jahr 1998 ist ein jubiläumsträchtiges Jahr: 500
Jahre Freiburger Reichstag, 350 Jahre Westfälischer
Friede, 150 Jahre europaweite, deutsche und insbesondere
auch badische Revolution, und: 50 Jahre
Währungsreform, das heißt 50 Jahre Deutsche
Mark.
Die jüngeren Jubiläen gehören vielen, das
Reichstagsjubiläum gehört Freiburg allein. Der
Freiburger Reichstag war darum aber keineswegs
bloß ein lokales Ereignis, denn es waren König und
Reich, die sich sich in den Mauern dieser Stadt versammelten
. Es ist freilich unschwer auf Anhieb einzusehen
, daß der Friedensschluß nach einem 30jäh-
rigen, fast europaweiten, fürchterlichen Krieg oder
daß das Scheitern der 48er Revolution und die anschließende
Forcierung eines machtbetonten Nationalismus
für Deutschland und Europa viel tiefer
reichende Folgen gezeitigt haben als der Freiburger
Reichstag von 1497/98. Schließlich waren
Reichstage häufiger als solche Friedensschlüsse und
Revolutionen.
Doch es wäre unfruchtbar, die diesjährigen
Jubiläumsdaten zueinander in Konkurrenz zu setzen
. Hingegen führt die Frage, ob die beiden älteren
Daten - 1498 und 1648 - in einen historischen
Zusammenhang gerückt werden können, sogleich
zu einem zentralen Punkt unseres Themas. Es handelt
sich um die Konkurrenz der beiden großen
Dynastien des frühneuzeitlichen Europa: die Konkurrenz
der Habsburger mit den französischen
Königen. Sie begann mit dem Aufstieg Habsburgs
zur europäischen Großdynastie in der Zeit Maxi-
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