Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 35
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auch derjenigen um sein burgundisches Erbe. Zwei
Heiraten, aber 18 Kriege sollte sein „Triumphzug",
das Riesenholzschnittwerk von 57 m Länge vom
Ende seiner Regierungstätigkeit, zur Darstellung
bringen.7 „Foelix Austria bella gerat", „Das glückliche
Österreich möge Kriege führen!", hat ihm
Ulrich von Hutten zugerufen.8

Drei weitere Heiraten dienten Maximilian als Instrumente
der 1477 begonnenen Gegnerschaft zu
den französischen Königen. Ich greife nur die
folgenreichsten heraus, die spanischen Heiraten seiner
Kinder, und lasse seine eigenen bretonischen
und mailändischen Heiraten beiseite. Es handelt
sich um die Doppelhochzeit des spanischen Thronfolgers
Juan und seiner Schwester Juana (der Wahnsinnigen
) mit Maximilians Kindern Margarethe und
Philipp im Jahr 1496. Sie führte einige Jahre später,
1504 und 1516, zu einer viel engeren Umklammerung
Frankreichs, als Maximilian dies 1496 voraussehen
oder gar planen konnte. Auch war es zunächst
der spanische König gewesen, der auf die Doppelverheiratung
gedrängt hatte, während Maximilian
anfangs zögerlich geblieben war; er besaß keine
weiteren Kinder, mit deren Verheiratung er hätte
Politik betreiben können. Doch Ende 1494 brach
der französische König Karl VIII. zu seinem Marsch
durch Italien - durch Reichsitalien mit Mailand und
Florenz und durch den Kirchenstaat - zur Eroberung
des Königreichs Neapel auf. Karl, von Gestalt
kleiner als ein Pygmäe, doch an Mut größer als ein
Riese, habe mit seinem Marsch ganz Italien durchgeschüttelt
und die gesamte christliche Welt erzittern
lassen, schrieb damals Petrus Martyr in Spanien
, der erste Historiograph der Neuen Welt und
kluge Beobachter des alten Europa.9 Maximilian,
König Ferdinand von Aragon, Venedig und der
Papst verbündeten sich, um Karl den Rückweg zu
verlegen - der ihm gleichwohl gelang. Doch dies
war nur das Ende einer Runde. Der habsburgisch-
französische Hegemoniekampf ging weiter und
fand seither hauptsächlich in Italien statt.

Karls Zug nach Neapel hatte nicht nur weitreichende
politische Folgen, die die Politik Maximilians
bestimmten und damit auch den Freiburger

Reichstag erreichten. Den Zeitgenossen unheimlich
war die medizinische Folge: die Ausbreitung der
Syphilis in ganz Europa. Karls VIII. deutsche,
schweizerische, burgundische und französische
Söldner verbreiteten die 1493 von Kolumbus' Flotte
mitgebrachte und jetzt durch den großen Heereszug
epidemisch gemachte Syphilis bei der Rückkehr
in ihren Heimatländern - die furchterregende
„neue Pest", die „bösen Blattern", mit der sich auch
Karl selber angesteckt hatte. Maximilian vermeinte
1497 in Füssen nach dem Genuß von Wein, erstmals
in seinem Mund die „bösen Blattern" gemerkt
zu haben; mit Hilfe Gottes und des Ortsheiligen
Magnus seien sie wieder verschwunden. Uber die
zutreffende Bestimmung und Einordnung der Syphilis
- medizinisch, religiös - waren die Gelehr-

Abb. j Karl VIII., König von
Frankreich 1483 - 1498.

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