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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 38
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0040
Dieter Mertens - Der Freiburger Reichstag

Höllental nach Freiburg, dann über Breisach nach
Ensisheim.18 Der König, der 1497/98 mit seinem
Hof lange Monate in Innsbruck verblieb, während
die Reichsstände bereits in Freiburg tagten, konnte
so den Reichstag an der langen Leine führen; diese
war - nimmt man die eben genannte Route - ungefähr
375 km lang. Ein in Innsbruck im tiefsten Winter
-am Freitag, dem 19. Januar 1498 - ausgefertigter
Brief des Königs konnte zehn Tage später, am
Montag dem 29., auf dem Reichstag in Freiburg
behandelt werden.19

Der Aufstieg Habsburgs zur Großdynastie gelang
nur im Zusammenwirken mit dem oberdeutschen
Kapital. König Maximilian, der sich nicht
gerne bei Kreditberatungen langweilte, aber oft genug
den „erstaunlichen Scharfblick des Schuldners"
bewies,20 machte sich die finanztechnische Leistungsfähigkeit
der Handels- und Bankenplätze
Nürnberg und Augsburg zunutze.21 Er hantierte
mit Summen, die enorm waren und für seinen Vater
noch unvorstellbar gewesen wären. Die Paum-
gartner, Gossembrot und immer wieder die Fugger
investierten in die werdende Großdynastie und
waren offenbar viel weniger als mancher moderne
Historiker der Meinung, Maximilian sei ein politischer
Phantast.

Der große Geldbedarf war natürlich weniger
durch die habsburgischen Heiraten verursacht als
vielmehr durch die Kriege, an deren 18 der „Triumphzug
" erinnert. Diesen Geldbedarf sollten die
Bankhäuser bedienen, in hohem Maße griff Maximilian
auf die Einkünfte der österreichischen Erblande
zurück, und schließlich sollten auch die
Reichsstände zahlen; darin jedenfalls sah Maximilian
eine ihrer wichtigsten Aufgaben. Im Vorgriff
auf die Gelder, die er vom Reichstag zu erlangen
hoffte für den beabsichtigten Kriegszug gegen
Frankreich, erteilte Maximilian Anfang Mai 1498,
sechs Wochen vor seiner Ankunft in Freiburg, der
Innsbrucker Schatzkammer folgende Weisung. Seinen
berittenen Kriegsleuten solle, soweit sie auf Zeit
in österreichischem Dienst stünden, zu Innsbruck
gekündigt und zugleich die Weiterverwendung im
königlichen Dienst zu Freiburg angeboten werden
.22 Maximilian formte im Mai 1498 eine dauernd
zur Verfügung stehende Reitertruppe von rund
1700 Mann, meist Ritterbürtigen, die je nach Bedarf
im erbländischen Dienst gegen die einfallenden
Türken oder im Königsdienst gegen Landfriedensbrecher
eingesetzt werden konnte - stets unter
dem Banner mit dem Feuereisen und dem goldenen
, „mit Flammen besprengten" burgundischen
Kreuz.23 Es sollte eine Truppe Maximilians sein,
welche die Stände nur mitfinanzieren, ohne auf ihre
Führung weiteren Einfluß zu nehmen. Sie bildeten
den Kern des Reiterheeres, das Maximilian am 27.
Juni 1498 bei Ensisheim musterte, wo auch Götz
unter den Reitern war. Die Hauptmasse des Heeres
aber bildeten hier wie sonst auch die Landsknechte
, die moderne Art der Fußtruppe, die während
Maximilians niederländischem Krieg (1477-
1493) entstand und seit zwanzig Jahren in zunehmendem
Maß das Bild seiner Heere und Kriege
prägte. Der „letzte Ritter" Maximilian war zugleich
der „Vater der Landsknechte" - ein Spagat, eine
schwierige Doppelrolle, mit der er zwei nicht nur
militärisch, sondern auch sozial und mental ganz
verschiedenen, ja antagonistischen Formationen
gerecht werden wollte. 2000 Reiter und 10 000 Fußknechte
waren bei Ensisheim angetreten. Ganz betont
bezeugte Maximilian beiden Seiten Anerkennung
und Ehre, den Adligen und den Landsknechten
. Nicht nur daß er die gesamte Parade wie ein
Turnier in Gegenwart der Damen - vor der Königin
„mitsampt dem frauenzymer" - stattfinden ließ.
Er und die ihn begleitenden Fürsten und Herren
ritten mit den Reitern und marschierten mit den
Knechten. Der König sei bei den Landsknechten
abgestiegen, berichtete der Rothenburger Gesandte
nach Hause, habe sich zusammen mit etlichen
Fürsten und Herren in die Farbe des Fußheeres gekleidet
und habe so zwei Stunden lang dessen Parade
angeführt. Den Rittern, bislang das Rückgrat
des Heeres, ging diese Ehrung der Landsknechte
deutlich zu weit. Etliche meinten, so fuhr der
Rothenburger fort, der König tue damit zu viel, er
stärke die Knechte gegen den Adel und beeinträchtige
damit seine eigne Ehre.24

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